Die Schule Na Caragol in Artà.

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Das Versprechen der balearischen Landesregierung, die Unterrichtssprache an den öffentlichen Schulen frei wählen zu können, hat jetzt an der Vor- und Grundschule Na Caragol in Artà im Nordosten von Mallorca für Ärger in der Gemeinde gesorgt.

Nachdem eine österreichische Mutter Anzeige beim balearischen Bildungsministerium erstattet hatte, weil die gesetzlich vorgeschriebenen sechs Stunden "Castellano" nicht eingehalten werden, wollen einige andere Eltern mit T-Shirts und einer Unterschriftenaktion gegen die freie Wahl der Sprache demonstrieren. Auch der Gemeinderat von Artà hat einen Antrag zur Unterstützung der Schule verabschiedet.

Die Österreicherin Doris B., die mit ihrer Anzeige den Protest ausgelöst hat, zeigt sich überrascht. "Wir sind ja nicht gegen das Katalanische, im Gegenteil, wir wollen, dass unsere Kinder mit beiden Sprachen aufwachsen."

Seit einem Beschluss der konservativen Landesregierung im Mai vergangenen Jahres ist es für Eltern schulpflichtiger Kinder auf den Balearen theoretisch möglich, die Unterrichtssprache zu wählen. Mindestens sechs, maximal 16 Stunden pro Woche Spanisch müssen an Mallorcas öffentlichen Schulen angeboten werden. Wer sein Recht in der Praxis einfordert, kann jedoch Probleme bekommen.

Als Doris B. ihren dreijährigen Sohn im Mai 2012 am Colegio Na Caragol in Artà anmeldete und als Unterrichtssprache "castellano" für Spanisch ankreuzte, teilte man ihr mit, dass dies nicht möglich sei und für alle Katalanisch gelte. Die Mutter insistierte, auch nach dem Schulbeginn im September.

Nach drei Treffen mit der Schuldirektorin wurde ihr die "Lösung" präsentiert: Der Spanischunterricht für ihren Jüngsten fand während der "higiene personal" (persönliche Körperpflege) und dem "patio" (Schulhof) statt, vergleichbar mit der kleinen und großen Pause an deutschen Grundschulen.

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"Sie lernen Spanisch, wenn sie den Mund voll haben", sagt Doris' Ehemann Joaquín S. "Man erklärte uns, dass man die Kinder nicht von ihren Klassenkameraden absondern darf, doch genau das ist jetzt der Fall", sagt B. gegenüber MM. Auch versicherte man ihr, dass Kinder Spanisch ohnehin durch das Fernsehen lernten.

B. räumt ein, dass sie die Probleme der Schulleitung verstehe, andererseits gebe es eine Zusage der Balearen-Regierung. "Ich komme aus der Gastronomie. Wenn man Halbpension anbietet, kann man dem Gast nicht sagen, dass er darauf verzichten muss, obwohl er es gebucht hat", sagt sie.

Nach einer Beschwerde beim Bildungsministerium kam eine Inspektorin. Diese hat die "Lösung" jedoch für gut befunden, so B. "Unsere Direktorin sagte mir dann: 'Dieses Thema ist gelöst'."

Nicht aber für das Ehepaar Doris B. und Joaquín S.. Nach mehreren unbeantworteten Anfragen bei der Inspektorin haben sie im Februar beim balearischen Bildungsministerium Anzeige gegen die Schule und die Inspektorin erstattet. "Die Vorwürfe werden geprüft", bestätigte man dort auf MM-Anfrage.

Mit B. haben noch vier weitere Eltern ihr Häkchen bei "Castellano" gemacht. Auch deren Kinder bekommen pro Tag eine halbe Stunde Spanisch im "patio", während ihre Schulkameraden spielen. "Mein Sohn empfindet das als Bestrafung" , sagt die zweifache Mutter.

Die Direktorin war auf MM-Anfrage nicht zu erreichen.