Spätestens seit Umweltaktivisten in der vergangenen Woche am Flughafen Son Sant Joan Infomaterial an ausländische Touristen verteilten, ist klar, dass es sich nicht um eine alltägliche Kampagne handelt: Die Umweltschutzgruppe GOB (Grup Balear d‘Ornitologia i Defensa de la Naturalesa) setzt in ihrem Kampf gegen das geplante Luxushotel in Sa Ràpita ganz bewusst auf die Unterstützung aus dem Ausland.
„Wenn es uns gelingt, internationale Aufmerksamkeit zu wecken, dann erhöht das den Druck auf die Regierung“, sagt Margalida Ramis vom GOB. „Ein großer Teil der deutschen Urlauber schätzt Mallorcas Natur.“ Immer mehr Touristen hätten ein Bewusstsein für die Bedeutung unverbauter Landschaft. An diese Urlauber richtete sich die Aktion der vergangenen Woche, in deren Rahmen Protestpostkarten verteilt wurden – mit der Aufforderung, diese an den Ministerpräsidenten zu schicken.
Das Heischen um internationale Aufmerksamkeit hat Erfolg. Dutzende deutsche Medien haben bereits über die Hotelpläne in Sa Ràpita berichtet. Auch weltweit tätige Organisationen wie etwa Greenpeace beteiligen sich mittlerweile an der Kampagne.
„Uns spielt in die Karten, dass viele Leute eine emotionale Verbindung zu Es Trenc haben“, sagt Ramis. Das erleichtere die Kampagne ungemein. Dass in vielen Medien fälschlicherweise der Eindruck erweckt wurde, das Hotel solle unmittelbar an dem weitgehend naturbelassenen Strand gebaut werden und nicht in mehr als einem Kilometer Entfernung, sei nicht ihre Schuld, beteuert Ramis. Der GOB habe zu keinem Zeitpunkt falsche Tatsachen vorgetäuscht, um Interesse zu wecken.
Bei dem Naturschutzgebiet im Inselsüden handele es sich um eine emblematische Landschaft. Der Kampf gegen die Hotelpläne ist längst zum Sinnbild des Widerstands gegen die Baupolitik der Balearen-Regierung geworden. „Alles steht auf dem Spiel“, lautet ein Motto der Kampagne. „Wenn die Regierung noch nicht einmal vor diesem Ort halt macht, dann wird in Zukunft alles möglich sein“, sagt Ramis. Werde das Hotel in Sa Ràpita gebaut, dann gebe es kein Halten mehr.
Der GOB kritisiert die Nähe des geplanten Hotels zum Naturschutzgebiet, die enorme Wassermenge, die in dem Komplex verbraucht würde und ganz allgemein die Tourismuspolitik der Regional-Regierung – die auf neue Großprojekte setze, statt auf Modernisierung des Bestehenden.
Dass es auch Risiken birgt, die ausländische Öffentlichkeit in ihre Kampagnen einzubeziehen, hat Mallorcas Umweltschutzbewegung allerdings auch schon erfahren müssen. Als im Frühjahr 2007 bei einer der größten Demonstrationen in der Geschichte der Insel Zehntausende in Palma auf die Straße gingen, um gegen die Baupolitik der damaligen Regional-Regierung zu protestieren, da berichteten deutsche Medien anschließend, die Mallorquiner hätten gegen den Tourismus protestiert.
Ein ärgerliches Missverständnis, wie Ramis einräumt. Denn gegen Touristen habe man beim GOB natürlich nichts, nur sollen die eben Umweltbewusstsein mitbringen – und wenn möglich sogar zu Mitstreitern im Kampf gegen das Hotel in Sa Ràpita werden.
PROTEST MIT MUSIK
Mehrere mallorquinische Musikgruppen treten am Donnerstag, 6. September, beim Festival Salvem Sa Ràpita auf. Das Konzert beginnt um 20.30 Uhr im Auditorium in Palma. Der Eintritt kostet 20 Euro, der Erlös kommt den Umwelt- schützern des GOB zugute, damit diese weitere Kampagnen gegen die Hotelpläne organisieren können.
Unter anderem treten die Gruppen Antònia Font, L.A. und Wonderbrass aus. Die Musiker verzichten auf ihre Gage. Motto des Konzerts: „Tot està en joc“ („Alles steht auf dem Spiel“).
3 Kommentare
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wenn heute GOP sagt sie hätten nie ausgesagt das am strand von es trenc ein hotelkomplex geplant ist so ist das die unwahrheit: ständig wurde gesagt: am strand bzw. nahe am strand würde das hotel gebaut werden. das der bau aber etwa 1,5 km entfernt geplant ist hat man sehr gerne und absichtlich verschwiegen.
Manfred...ab zurück nach Deutschland!!
Ich besitze eine Wohnung in Cala Pi, bin also häufig am Es Trenc und damit unmittelbar Betroffener. Und dennoch: Auch Umweltschutz bedarf grosser finanzieller Unterstützung und bleibt ohne florierende Ökonomie weitgehend Utopie. Deshalb halte ich den Bau des Hotels (gerade im doch recht armen Süden der Insel)für unerlässlich. Eine Abstimmung zwischen Umweltschützern und Regierung, um das Optimum - nicht das Maximum - zu erreichen, ist der einzig vernünftige Weg.