TW
0

Iñaki Urdangarin hat das Gerichtsgebäude in Palma in der Nacht auf Montag um zehn nach vier verlassen. Damit hat das Verhör durch den Ermittlungsrichter und die Staatsanwaltschaft an diesem Wochenende insgesamt rund 26 Stunden gedauert. Der Ermittlungsrichter soll Urdangarin eine erneute Vorladung angedroht haben, wie die Tageszeitung "Ultima Hora" berichtet.

Der Schwiegersohn des Königs hatte auch am zweiten Tag der Befragung durch den Ermittlungsrichter in Palma alle Vorwürfe im Zusammenhang mit dem Korruptions-Skandal "Nóos" bestritten. Laut Medienberichten beendete der Ermittlungsrichter seine Befragung am Sonntag gegen 17 Uhr. Daraufhin waren die Staatsanwälte und Verteidiger an der Reihe.

Laut Medienberichten sagte Urdangarin am Sonntagvormittag, keinerlei Kenntnis von dem Firmengeflecht gehabt zu haben, das Gegenstand der Ermittlungen ist. Seine Aufgabe habe ausschließlich darin bestanden, den Kontakt zur balearischen und valencianischen Regionalregierung herzustellen.

Diese hatten der gemeinnützigen Stiftung Nóos, deren Präsident Urdangarin war, mehrere Millionen Euro für die Organisation verschiedener Veranstaltungen überwiesen. Die Gegenleistung für diese Geldsumme ist unklar.

Offenbar floss Geld unter fragwürdigen Umständen an ein Netzwerk aus Firmen, an denen Urdangarin, seine Frau Cristina und ein Partner beteiligt waren. Am Samstag war die Aussage Urdangarins das Topthema in allen spanischen Nachrichtensendungen. Am Sonntag machten praktisch alle Zeitungen mit einem Foto Urdangarins auf. Auch aus dem Ausland waren zahlreiche Journalisten angereist.

Urdangarin kam erneut zu Fuß

Am zweiten Tag der Vernehmung begab sich der ehemalige Handball-Nationalspieler erneut zu Fuß ins Gerichtsgebäude, vor dem deutlich weniger Demonstranten warteten, als noch am Samstag. Wieder skandierten die Protestler antimonarchistische Parolen und beschimpften Urdangarin.

Dieser hatte bereits am Samstag stundenlang vor dem Ermittlungsrichter ausgesagt. Am Abend war die Befragung unterbrochen und auf Sonntag vertagt worden. Der Schwiegersohn des Königs stritt auch am ersten Tag seiner Vernehmung laut Medienberichten alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe ab.

Er sei nicht an den Tagesgeschäften der fraglichen Firmen beteiligt gewesen, so die Argumentation Urdangarins laut Medienberichten. Insbesondere Verträge und Abrechnungen hätten niemals zu seinem Zuständigkeitsbereich gehört. Damit belastete er seinen ehemaligen Partner, der bereits zuvor als Beschuldigter vorgeladen war, die Aussage aber verweigert hatte.

Ähnliche Nachrichten

Detaillierte Auskunft gab Urdangarin während seiner Befragung zum Zustandekommen von millionenschweren Verträgen, die seine gemeinnützige Stiftung Nóos mit der balearischen und valencianischen Regionalregierung abgeschlossen hatte. Der Ermittlungsrichter versucht herauszufinden, wo dieses Geld geblieben ist. Urdangarin steht unter Verdacht, einen Teil davon zu persönlichen Zwecken genutzt zu haben.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Die Vernehmung Urdangarins findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Allerdings ist es in Spanien üblich, dass Inhalte der Befragung von Anwälten oder Staatsanwaltschaft an die Medien berichtet werden.

Iñaki Urdangarin war am Samstagmorgen zur Vernehmung durch den Ermittlungsrichter erschienen. Der Schwiegersohn des Königs absolvierte die letzten Meter bis zum Gerichtsgebäude in Palma zu Fuß. Einige Hundert Demonstranten beschimpften den Ehemann von Königstochter Cristina lautstark. Den unzähligen Medienvertretern diktierte er in die Blöcke: "Ich bin gekommen, um meine Ehre zu verteidigen."

Um zehn vor neun am Samstagmorgen betrat er das Gerichtsgebäude. Um 14 Uhr wurde die Befragung zwecks Mittagspause bis 15.30 Uhr unterbrochen. Mit ernstem Gesichtsausdruck und eiligen Schritts hatte der ehemalige Handball-Star an der Seite seines Anwalts die letzten Meter von der Straße bis zum Gerichtsgebäude zurückgelegt - so wie es Beschuldigte auf dem Weg zur Vernehmung in Palma stets tun müssen.

Dabei hatte die Justizverwaltung am Freitag entschieden, ihm diesen Spießrutenlauf zu ersparen: Er hätte mit dem Auto direkt bis zum Hintereingang fahren dürfen. Davon machte Urdangarin jedoch keinen Gebrauch - eine symbolische Geste, war doch in den vergangenen Wochen in Spanien hitzig über die Frage diskutiert worden, ob ein Mitglied der Königsfamilie eine Sonderbehandlung erfahren dürfe. Die Polizei hatte aus Sicherheitsgründen massive Bedenken gegen den Fußmarsch angemeldet.

"Alle Bourbonen sind Diebe"

Letztendlich blieb es jedoch bei verbalen Attacken gegen Urdangarin. Dutzende Polizisten sicherten die Umgebung des Gerichstgebäudes an der Avenida Alemanya. Gegner der Monarchie und empörte Bürger skandierten lautstark Parolen, wie etwa "alle Bourbonen sind Diebe" ("Todos los borbones son unos ladrones").

Urdangarin und seine Frau Cristina waren am Freitagabend auf Mallorca gelandet. Die Nacht verbrachten sie in der Sommerresidenz der Königsfamilie in Calamajor (Marivent).