1. September – Spanien steht vor einem
Scherbenhaufen. Wirtschafts- und Finanzkrise haben das Land an den
Rand des Ruins geführt. Das ist auch auf den Balearen zu spüren,
auf Mallorca, sowie in praktisch jeder einzelnen der
Inselgemeinden. Die balearischen Städte und Dörfer sind laut
Angaben des spanischen Finanzministeriums mit insgesamt fast 609
Millionen Euro verschuldet (Stand: Dezember 2010).
Erste Sparmaßnahmen der Gemeinden werden nun bekannt, der
eigentliche Sparschock aber dürfte die Bürger ereilen, wenn die
Haushalte für das kommende Jahr verabschiedet werden. Dann dürften
Dienstleistungen komplett gestrichen und Gebühren sowie Abgaben
erhöht werden.
Palma schiebt als mit rund 400.000 Einwohnern größte Stadt der
Insel naturgemäß den größten Schuldenberg vor sich her: mehr als
200 Millionen Euro. Bürgermeister Mateu Isern (Partido Popular, PP)
kündigt sowohl höhere Gebühren und Abgaben als auch Einsparungen
an. So sollen die Ticketpreise in den Bussen steigen, außerdem soll
die Busgesellschaft EMT Linien streichen oder zumindest Frequenzen
verringern. Die beiden Gebärdendolmetscher, die bisher unter
anderem alle Stadtratssitzungen übersetzten, sind gefeuert.
Eine Erhöhung der Grundsteuer (Impuesto sobre Bienes Inmuebles,
IBI) ist in Palma ebenfalls möglich – der IBI ist neben der
Kfz-Steuer die wichtigste lokale Steuer, die die Gemeinden erheben:
Die balearischen Rathäuser nahmen 2010 insgesamt rund 1'3
Milliarden Euro ein, mit 305 Millionen stellte die Grundsteuer den
größten Einzelposten.
Höhere IBI-Sätze drohen auch in Búger, wie der dortige
Bürgermeister angekündigt hat. Ohne diese Maßnahme drohe die
Zahlungsunfähigkeit. In Calvià dagegen verspricht das neue
Gemeindeoberhaupt Manuel Onieva, den Grundsteuersatz unverändert zu
lassen. Calvià ist mit mehr als 60 Millionen Euro verschuldet und
belegt damit balearenweit Rang zwei.
Grund für die angespannte finanzielle Lage in den Gemeinden sind
die in den Krisenjahren drastisch gesunkenen Einnahmen. Aufgrund
verringerter wirtschaftlicher Aktivität haben sich sowohl die
direkten Einnahmen als auch die Transferzahlungen von der
Zentralregierung in Madrid verringert. Die Ausgaben sind derweil
wegen wachsenden Bedarfs vor allem im sozialen Bereich
gestiegen.
Einnahmeausfälle sind zum Beispiel in Andratx seit Jahren massiv
zu spüren. Dort hatte die Gemeinde lange Zeit viel Geld durch die
Vergabe von Baulizenzen eingenommen. Da der Sektor am Boden liegt,
fehlen hier fest eingeplante Geldsummen. Der neue Bürgermeister
Llorenç Suau hat bislang beteuert, die lokalen Steuern nicht
erhöhen zu wollen. Die eine oder andere Gebühr dagegen könne sich
zum kommenden Jahr verteuern.
Besonders kritisch scheint die Lage in Santa Margalida zu sein.
Der Gemeinderat beschloss jetzt, einen Kredit über fast eine
Million Euro aufzunehmen, um die laufenden Kosten decken zu können
– und das, obwohl die Gemeinde schon mit 6'7 Millionen Euro in der
Kreide steht.
In Sa Pobla wiederum sind offenbar die Ausgaben für die
traditionellen Sommerfeierlichkeiten auf den Prüfstand gekommen:
Das diesjährige Abendessen in Crestatx, an dem stets mehrere
Tausend Bürger teilnahmen, ist abgesagt. So sollen 14.000 Euro
eingespart werden. Medienberichten zufolge werden in der Gemeinde
ab sofort auch keine Blumenkränze mehr gestiftet, wenn einer der
Einwohner das Zeitliche segnet.
In Inca droht das Versorgungsunternehmen Endesa damit, dem
städtischen Altenheim den Strom abzudrehen – eine Rechnung in Höhe
von 215 Euro steht aus. Die Stadt Inca ist mit 15'9 Millionen Euro
verschuldet. Um die finanzielle Not zu lindern, erwägt man dort
nun, in Zukunft für die Dienste der Lokalpolizei bei
Großveranstaltungen zu kassieren. Nur solche mit sozialem
Hintergrund sollen davon ausgenommen sein.
Höhere Gebühren hat derweil die Gemeinde Valldemossa
beschlossen: Sowohl in der Essensausgabe für bedürftige Senioren
als auch in der Musikschule. In Platja de Muro gelten dagegen neue
– höhere – Trinkwasserpreise. Dass es auch anders geht, zeigen drei
kleine Inselgemeinden: Estellencs, Ariany und Banyalbufar haben
keinen Euro Schulden.
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