Ein Umzug bedeutet für jeden
Menschen einen besonderen Einschnitt. Wer indes nach mehreren
Jahren von Mallorca zurück nach Deutschland geht, macht einen noch
viel größeren Schritt – den in ein ganz anderes Leben. Obwohl:
Vielleicht sollte man gar nicht „zurück” sagen, findet Psychologin
Dr. Coletta Damm aus Felanitx: „Das hört sich so nach Versagen an.”
Besser: „Ich habe einige Zeit auf Mallorca gelebt und werde nun in
Deutschland leben.” Wie man's auch sagt: Es ist auf jeden Fall eine
Entscheidung mit Folgen. Und ein Entschluss, bei dem die
„Freiwilligkeit” eine zentrale Rolle spielt. Zieht ein neuer Job,
eine neue Liebe oder einfach Heimweh den Menschen wieder
nach Alemania? Oder heißt es Adiós, weil wirtschaftliche oder
andere Probleme es erfordern?
Fakt ist: Auch die Mallorca-Deutschen hat die Flaute auf
dem Arbeitsmarkt getroffen. Während die Zahl der berufstätigen
Deutschen auf der Insel von 2001 bis 2008 stetig stieg, ist der
Trend nun umgekehrt.
Erstmalig sinkt die Zahl der auf den Balearen sozialversicherten
Deutschen kontinuierlich: War sie von 2001 bis 2008 um rund 3000
(also um mehr als 30 Prozent) gewachsen – im Juli 2008 erreichte
sie den Spitzenwert von 11.453 – , macht sich die Krise in den
letzten zwei Jahren deutlich bemerkbar. Im Juli 2010 tauchen in der
Statistik der Seguridad Social noch 10.279 Deutsche auf – noch
einmal knapp 400 weniger als ein Jahr zuvor. Auch die
Arbeitslosenzahlen sprechen Bände:Waren im Januar 2008 balearenweit
noch 1039 Deutsche arbeitslos gemeldet, stieg diese Zahl bis Januar
2010 auf 1522. Insgesamt verlassen immer mehr Arbeitsimmigranten
die Insel.
Auch einige von MM befragte Mallorca-Deutsche mussten aus
beruflich-wirtschaftlichen Gründen gehen – was den Abschied
natürlich nicht einfacher machte. Trotzdem: Auch sie bereuen nicht,
den Schritt getan zu haben, und berichten von vielfachen
Insel-Erfahrungen und -Erlebnissen, die ihren Alltag bis heute
bereichern.
Was ist von Mallorca geblieben – in Erkelenz, Kiel oder Berlin?
Die Antworten darauf sind so verschieden wie die Menschen und ihre
Lebensgeschichten, hängen vor allem auch davon ab, was sie auf
Mallorca gesucht – und gefunden haben. Klar, das schöne Wetter auf
der „Insel des Lichts” vermissen sie alle. Aber wer hätte gedacht,
dass auch die langen Schlangen an den Supermarktkassen Sehnsüchte
wecken – weil man dabei so schön „mediterrane Gelassenheit” gelernt
habe?
Sie ist es primär auch, die sich alle MM-Befragten in Alemania
bewahren möchten. Als „gescheitertes Experiment” betrachtet keiner
von ihnen seine Mallorca-Erfahrung. Entscheidend ist schließlich
nicht die Quantität (der Jahre), sondern die Qualität. Und
Mobilität, findet auch Psychologin Dr. Coletta Damm, sei nun mal
ein zentrales Merkmal unserer modernen Gesellschaft: „Viele
Menschen wohnen heute aus privaten oder beruflichen Gründen nicht
mehr ihr ganzes Leben an einem Ort. Mallorca war womöglich eine
solche Station – und vielleicht wird man ja eines Tages auch wieder
hier leben oder an einem ganz anderen Ort auf dieser Welt.” Von
Mandelblüte bis Plastiktütenwahn, von Rotonda-Irrsinn bis zu
Sonnenuntergängen, die sich „diesen Namen woanders erst mal
verdienen müssen”: Wer einmal auf Mallorca gelebt hat, dem kommt
nichts mehr „spanisch” vor. Das bleibt.
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