Von Dezember bis Ende April haben die Zwiebeln, eine spezielle
Züchtung, dicker als Frühlingszwiebeln und dünner als Lauch,
Saison. In Katalonien, vor allem in der Gegend rund um Valls,
werden traditionell dann die „Calçotadas“ veranstaltet:
Zwiebelessen rund ums offene Feuer mit vielen Freunden.
Dafür muss man kein ausgesprochener Zwiebelfan sein:
Calçots schmecken nur unmerklich nach dem normalen Zwiebel-aroma,
vielmehr sind sie lieblich, fast süßlich. Hinzu kommt, dass sie nie
pur verspeist werden, sondern immer in Begleitung der kräftigen
rotbraunen Romanesco-Sauce, die in Katalonien auch „Salvitxada“
genannt wird. Auch auf Mallorca kann man dieses schmackhafte Duo
genießen, wenngleich sehr selten. Urtypisch werden die Calçots je
im Dutzend als Vorspeise serviert – und zwar ganz rustikal in der
halbrunden Aushöhlung eines Dachziegels. So kommen sie auch im „Ses
Coves“ in Gènova bei Joan Arboix und seiner Frau Carmen seit 20
Jahren auf den Tisch.
Bevor sie verspeist werden können, muss die verkohlte
Zwiebelschicht abgezogen werden – darunter kommt dann der weiche,
weiße essbare Teil zum Vorschein. „Damit sich die Gäste beim
Schälen und In-die-Sauce-tunken nicht bekleckern, bindet sich jeder
vorher ein Lätzchen um. Das mag für einen, der es nicht kennt,
lustig aussehen, wird in Katalonien aber so gemacht“, erklärt
Carmen.
Wem Traditionen nicht ganz so wichtig sind wie stilvolles Essen,
der ist mit der zweiten, moderneren und eleganteren Zubereitungsart
gut beraten, wie sie im „Ses Porxeres“ in Bunyola zelebriert wird.
„Unsere Calçots kann man sogar mit Messer und Gabel essen“, erklärt
Chechu Osinalde, der das seit 28 Jahren auf der Insel bestehende
Familienunternehmen führt. Hier werden die Zwiebeln gekocht, leicht
paniert, dann frittiert: Innen sind sie weich und fettig, außen
leicht kross. Frittierte Calçots sind um ein vielfaches
gehaltvoller als „Calçots a la brassa“. Bei Letzteren kommt das
zarte Eigenaroma besser zur Geltung.
Wer es ein wenig den Katalanen gleich machen möchte, kann aber
auch eine öffentliche Calçotada besuchen, wie sie desweilen schon
von den Gemeinden von Porreres oder Santa Maria ausgerichtet
wurden. „Es ist aber auch ein großer Spaß, die Zwiebeln zu Hause
auf der Terrasse zuzubereiten“, sagt Caroline Fabian von Private
Cooking. Sie hat Mallorca-Magazin-Lesern verraten, wie das geht.
„Es ist etwas aufwendig und kostet Zeit, dafür aber ist eine
Calçotada gesellig und lustig – von der Stimmung her ein wenig mit
Fondue oder Raclette zu vergleichen.“ Wer sehr viele Zwiebeln auf
einmal zubereiten und sich Arbeit ersparen wolle, könne sich dann
auch eines alten Tricks aus Katalonien bedienen: Statt die Zwiebeln
portionsweise zu garen, können sie auch auf eine Metallschnur
aufgefädelt werden, um sie dann in einem Stück in der Glut hin- und
herwenden zu können. „Wenn man die Calçots selbst auf dem Markt
ersteht, sollte man aber unbedingt auf eine gewisse Dicke achten“,
gibt Fabian zu bedenken, „hier ist es ähnlich wie beim Spargel: Der
dickste ist der beste.“
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