TW
0

Dirk Müller aus Peguera tankt Erdgas. In Deutschland kein Problem, auf Mallorca noch ein Ding der Unmöglichkeit. Die Nutzung alternativer Energien im Straßenverkehr befindet sich auf der Insel noch im Experimentierstadium. Nur bei Autogas und Strom gibt es erste zaghafte Versuche. „Alle alternativen Kraftstoffe werden erst in den Himmel gelobt und später zeigen sich dann die Tücken”, sagt Jesús Salas, Vorsitzender der balearischen Tankstellenvereinigung (Aesba). So sei es zum Beispiel widersinnig, Autos mit Strom zu betreiben, um den Schadstoffausstoß zu verringern, wenn der Strom in einem Kohlekraftwerk erzeugt werde. „Es ist klar, dass die erneuerbaren Energien die Zukunft sind”, sagt Salas. „Aber diese müssen effizient und wirklich sauber sein.” Bisher schreckten Mallorcas Tankstellenbetreiber vor einer teuren Umrüstung ihrer Anlagen zurück. Die Nachfrage sei einfach zu gering.

Wie viele Autos mit alternativen Kraftstoffen betrieben auf Mallorcas Straßen unterwegs sind, ist ungewiss. Viele können es allerdings nicht sein: Laut dem balearischen Energie-Ministerium haben 2010 bislang nur 24 Balearenbürger Subventionen für den Kauf eines strom- oder autogasbetriebenen Fahrzeugs beantragt. „Die hohen Anschaffungskosten wie etwa für Elektrofahrzeuge halten viele Leute ab”, sagt Josep Maria Rigo, Generaldirektor für Energie im Ministerium. Klar sei jedoch, dass der Anteil alternativer Kraftstoffe auf Mallorca massiv steigen müsse, um die Umwelt zu schützen und die Abhängigkeit vom Erdöl zu verringern. „Entscheidend ist aber, dass wir ein neues Verkehrsmodell installieren”, sagt Rigo. Die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs müsse gefördert werden. Mit rund einer Million Fahrzeugen bei rund einer Million Einwohnern haben die Balearen eine der höchsten Automobilraten weltweit.

Hier nun ein Überblick über alternative Kraftstoffe und Antriebsarten sowie deren jeweilige Situation auf Mallorca.
Biodiesel (spanisch: Biodiésel) ist ein Kraftstoff, der aus pflanzlichen Ölen hergestellt wird und bei der Verbrennung deutlich weniger Schadstoffe produziert als herkömmliche Treibstoffe. In Llucmajor gibt es eine Biodiesel-Fabrik, die in erster Linie für Nutzfahrzeuge produziert. Außerdem werden herkömmlichem Diesel in Spanien per Gesetz fünf Prozent Biodiesel beigemischt. Reinen Biodiesel gibt es an Mallorcas Tankstellen nicht. Laut einer Studie des spanischen Automobilklubs Racc kosten 100 gefahrene Kilometer bei mit Biodiesel betankten Fahrzeugen 4'75 Euro. Die Kosten für herkömmliche Kraftstoffe auf der gleichen Distanz liegen bei 4'75 Euro (Diesel) beziehungsweise 6 Euro (Benzin).

Autogas (Liquefied Petroleum Gas, LPG, spanisch: Gas Licuado del Petróleo, GLP, oder: Autogas) besteht aus den verflüssigten Gasen Propan sowie Butan. Bei der Verbrennung werden etwa 15 Prozent weniger Kohlendioxid ausgestoßen als bei herkömmlichen Kraftstoffen. Der Mineralölkonzern Repsol betreibt auf Mallorca fünf Tankstellen, an denen Autogas getankt werden kann (drei in Palma, eine in Manacor und eine in Calvià). Die Kosten für 100 Kilometer liegen in diesem Fall laut Racc bei fünf Euro.

Bioethanol (spanisch: Bioetanol) ist ein Kraftstoff, der aus Zuckerrohr, Zuckerrüben, Kartoffeln oder Getreide hergestellt wird. Da Bioethanol nach Mallorca aufwendig importiert werden müsste, ist laut Experten fraglich, ob sich, den Transport eingerechnet, der Kohlendioxid-Ausstoß tatsächlich verringern würde. Bislang gibt es keine Bioethanol-Tankstellen auf der Insel. Laut Racc kosten 100 Kilometer Fahrt in diesem Fall 4'75 Euro.

Erdgas (Compressed Natural Gas, CNG, spanisch: Gas Natural Comprimido, GNC, oder Gas Natural Vehicular, GNV) besteht aus verschiedenen Naturgasen. Bei der Verbrennung entstehen weniger Schadstoffe als bei herkömmlichen Kraftstoffen. Palmas öffentliches Nahverkehrsunternehmen nutzt Erdgas für einen Teil seiner Busflotte. Die einzige Erdgas-Tankstelle Mallorcas am Stadtrand Palmas ist für Privatleute nicht zugänglich, offiziell aus Sicherheitsgründen. 100 Kilometer mit einem erdgasbetriebenen Auto kosten laut Racc fünf Euro.

Strom als Antrieb von Fahrzeugen wird auf Mallorca von den Behörden am stärksten gefördert. Es gibt mehrere öffentliche und kostenlos nutzbare Ladestationen. Ob strombetriebene Fahrzeuge zu einem geringeren Schadstoffausstoß führen, hängt davon ab, wie der Strom produziert wurde. Kritiker monieren, Mallorca mit seinem oft überlasteten Stromnetz sei nicht auf eine verstärkte Nutzung von Elektrizität als Autoantrieb vorbereitet. Laut Racc kosten 100 Kilometer mit einem strombetriebenen Auto 1'45 Euro.