Seit nunmehr einer Woche dominiert der Fall die Schlagzeilen:
Mehr als 50.000 Euro soll Javier Rodrigo de Santos veruntreut
haben. Unter Palmas damaliger PP-Bürgermeisterin Catalina Cirer war
er Leiter des Bauamts der Stadt und Chef der stadteigenen Firma
EMOP. In dieser Funktion verfügte er über eine dienstliche
Kreditkarte, die er aber offenbar auch für private Zwecke
nutzte.
Unter anderem soll er regelmäßiger Besucher verschiedener (auch
homosexueller) Bordelle in Palma gewesen sein. Die Rechnungen
beglich er in mehreren Dutzend Fällen mit der Kreditkarte der
Stadt. Bis zu 1450 Euro kamen so in einer einzigen Nacht zusammen.
Auch Kokain soll Rodrigo de Santos bei seinen nächtlichen Besuchen
in Palmas Rotlichtviertel konsumiert haben.
Es war die MM-Schwesterzeitung Ultima Hora, die die Bombe am
vergangenen Donnerstag hochgehen ließ, nachdem sie Zugang zu
Informationen über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft erhalten
hatte. Bei einer Kontrolle der städtischen Buchführung durch ein
externes Unternehmen waren die hohen und nicht ausreichend belegten
Rechnungsbeträge aufgefallen. Eines der Bordelle tarnte sich auf
den Rechnungen als „Wäscherei Miele”. Rodrigo de Santos seinerseits
rechnete die Ausgaben als „Kosten für Imageberatung” ab.
Misstrauisch wurden die Buchprüfer wegen der ungewöhnlichen
Uhrzeiten auf den Rechnungen: mitten in der Nacht und früh am
Morgen. Die aktuelle Bürgermeisterin von Palma, Aina Calvo, hatte
die Unterlagen bereits im Februar an die Staatsanwaltschaft
übergeben, die wiederum ihre Ermittlungen vorerst geheim hielt, um
die spanischen Parlamentswahlen vom 9. März nicht zu
beeinflussen.
Für die konservative Volkspartei (PP) auf Mallorca ist es der
zweite große Skandal in eineinhalb Jahren. Im November 2006
verhaftete die Polizei den damaligen PP-Bürgermeister von Andratx,
Eugenio Hidalgo, dem Korruption und Verstöße gegen die
Bauvorschriften vorgeworfen werden. Wie schon damals, war auch
diesmal der Parteiausschluss des Beschuldigten die erste Reaktion
der Partei. In Korruptionsfällen dürfe es keine Barmherzigkeit
geben, so PP-Chefin Rosa Estaràs.
Javier Rodrigo de Santos galt als strenggläubiger Katholik.
Immer wieder tauchte er bei Prozessionen oder Pilgerreisen in
erster Reihe auf. Während seiner politischen Laufbahn vertrat er
stets konservative Standpunkte und war ein enger Vertrauter des
ehemaligen balearischen Ministerpräsidenten Jaume Matas. Rodrigo de
Santos ist verheiratet und hat fünf Kinder. Nach dem Bekanntwerden
des Skandals verließ Rodrigo de Santos die Insel in Richtung
Madrid, wo er einen Drogen-entzug mitmachen will.
Bei seiner Ankunft in der Hauptstadt bat er gegenüber wartenden
Journalisten um Entschuldigung. Sein Anwalt sagte, die
Drogenabhängigkeit sei schuld an dem Fehlverhalten. Die 50.000 Euro
hat Rodrigo de Santos mittlerweile an die Stadt überwiesen.
Die für den Fall zuständige Richterin in Palma hat Rodrigo de
Santos derweil für den 11. April vorgeladen. Sollte er in einem
Prozess wegen Veruntreuung verurteilt werden, muss er mit einer
Gefängnisstrafe von bis zu acht Jahren rechnen.
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