Blick auf den Nautikclub von Portitxol. | Ultima Hora

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Es ist diese mediterrane Blau-Weiß-Kombination, die einen hier ohne Zeitverzug in ihren Bann schlägt. Ob liebevoll auf die Wände gepinselte bläuliche Segelschiffchen, in mannigfaltigen Blautönen gehaltene Tischdecken oder die ebenso daherkommende Kleidung der vielen Bedienungskräfte: Im „Club Nàutic” am idyllischen Palmesaner Mini-Hafen Portitxol hat fast alles, was man sieht und fühlt, mit dem Leben und der Arbeit auf See zu tun – bis hin zu Bootsleuchten und kunstvoll gespannten Segeltüchern an den Decken der rustikal bis gediegen-schick gehaltenen Schank-räume.

Dass im Restaurant zumeist Fischiges auf den Tisch kommt, versteht sich von selbst: Beim MM-Besuch munden Tintenfische in zwei Variationen – nämlich in Gestalt von gebackenen Ringen auf andalusische Art (14,50 Euro) und auf dem Rost gebraten (17,50 Euro) – besonders intensiv. Dank eines vorgeschalteten Tatars vom roten Thunfisch (19,50 Euro) gerät die kulinarische Erfahrung zusammen mit der durch und durch maritimen Umgebung zu einem dem Meer verhafteten Wohlfühlerlebnis sondergleichen, zumal die Speisekarte nicht über Gebühr aufgeblasen daherkommt. Der mitunter rustikale Umgangston einiger Bediensteter („Dieses Gericht haben wir nicht um diese Uhrzeit”) kann das Gefühl, Gemütlichkeit in Reinkultur zu erleben, nicht eintrüben.

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Wie auch in anderen Nautikclubs der Insel ( siehe Kasten ), verfügt die Einrichtung im inzwischen ausnehmend gentrifizierten Meeresviertel Portitxol zudem über Räumlichkeiten, die allein Mitgliedern vorbehalten sind. Letztere können – das ist eher die Regel bei solchen Institutionen – auf eine lange Geschichte zurückblicken: Der „Club Nàutic” zu Portitxol wurde unter Federführung des noch heute mit einer Büste im Eingangsbereich geehrten Anwohners Gabriel Carbonell im fernen Jahr 1928 gegründet, ist also bereits fast 100 Jahre alt. Damals lebten in der Gegend vorwiegend Fischer, die hier von ihren Fängen und dazu noch der Hand in den Mund lebten.

Besonders stark wuchs die ehrenwerte Einrichtung in den 1970er und 1980er Jahren, als immer mehr Menschen – darunter auch nicht wenige Ausländer – Schiffe in der ausgesprochen reizvollen Umgebung positionieren wollten. Es wurden mehrere neue Molen angelegt. Nunmehr werden wie auch woanders Jugendliche in die Kunst des Segelns oder Fischens eingewiesen, man kann dort Kajakfahren lernen. Es werden desweiteren Regatten abgehalten, Bücher zu maritimen Themen präsentiert, Kunstwerke ausgestellt oder sogar gelegentlich kleine Konzerte veranstaltet. Dass man im „Club Nàutic” in Portitxol auch religiös ist, wird mit einer Statue der Jungfrau Maria unmissverständlich zum Ausdruck gebracht.

Nautikclubs und ihre Restaurants sind halt kulturvolle und zugleich soziale Einrichtungen geschichtsschwangerer Art. Hier fehlt voll und ganz der blutarme und schnelllebige touristische 0815-Touch, den der geneigte Gast in so vielen Restaurants in Feriengebieten auf Mallorca ertragen muss. Stattdessen genießt man in Nautikclubs auch dank vieler stimmungsvoller Fotos an den Wänden und gediegenem Gestühl eine Art Wohnzimmergefühl, das mit größerem Nachdruck zum längeren Verweilen einlädt als angerostete Plastiktische.