Besuche Marratxí lässt sich die Webadresse „visitamarratxi” übersetzen. Wer allerdings nach einem Ort dieses Namens sucht, wird dies vergeblich tun: Es gibt ihn nicht. Marratxí heißt auf Mallorca eine Gemeinde im Landkreis Raiguer, unter deren Namen fünf Ortschaften zusammengefasst sind: Der kleine Weiler Marratxinet sowie Sa Cabaneta, Pla de Na Tesa, Pont d’Inca und Pòrtol. Anfang März richten sich alljährlich die Blicke auf diese Gemeinde, genauer auf die Fira del Fang de Marratxí, Mallorcas einzige Messe, die ausschließlich dem Töpfer- und Keramikhandwerk gewidmet ist.
Die 39. Ausgabe der Messe findet von diesem Freitag, 1. März, bis Sonntag, 10. März, in Sa Cabaneta statt. 26 Kunsthandwerker werden ihre Produkte präsentieren, elf Aussteller aus der Gemeinde und 15 aus anderen Orten Mallorcas, unter anderem aus Binissalem, Lloseta, Llucmajor, Algaida und Palma. Auch ein Kunsthandwerker aus Barcelona wird seinen Stand aufstellen.
Geboten wird traditionelle Töpferware, vom Kochtopf bis zur Kaffeetasse, Geschirr im zeitgenössischen Design, Keramik zur Dekoration und sogar Schmuck. Stets dabei sind auch die Siurells. Die weißen Tonfiguren mit ihren roten, grünen, mitunter auch blauen und gelben Streifen gelten als Inbegriff der folkloristischen Kultur Mallorcas. Ihr Name leitet sich von dem mallorquinischen Wort „siular” (pfeifen) ab, denn die Figuren sind mit einer Pfeife versehen.
Dass die Gemeinde Marratxí seit nunmehr fast vier Jahrzehnten die Fira del Fang veranstaltet, geht auf die Geschichte von Pòrtol zurück. Dank seiner Tonerde-Vorkommen entwickelte sich der Ort ab dem Ende des 16. Jahrhunderts zum Zentrum der mallorquinischen Tonindustrie, die ihren Höhepunkt zur Wende von 19. zum 20. Jahrhundert hatte. Damals gab es dort 20 Manufakturen, und bis heute haben sich knapp ein Dutzend Töpfereien gehalten.
Wie viel der Gemeinde die Tradition der Töpferkunst bedeutet, lässt sich unter anderem daran ermessen, dass in Sa Cabaneta 1991 die bis heute einzige öffentliche Keramikschule der Insel eröffnet wurde. Und nur in Marratxí gibt es eine Dezernentin für Kultur und Keramik. Nicht zu vergessen das Museu del Fang, das sich in einer ehemaligen Windmühle ebenfalls in Sa Cabaneta befindet.
Die Aktivitäten der Messe finden an drei Orten statt: auf dem Kirchplatz von Sant Marçal, wo die Ausstellung und der Verkauf der Kunsthandwerker stattfinden werden, und im Festzelt, das sich neben dem Platz befindet, in dem Bereich, der als Esplanade de la Verònica bekannt ist, wo die Arbeiten der Schüler der Keramikschule sowie 18 Töpferwaren ausgestellt werden, die einst auf dem Land benutzt wurden und heute vielen Menschen unbekannt sind. Letzteres ist dieses Jahr das zentrale Thema der Messe.
Der dritte Ort ist das Museu del Fang. Dort ist die ständige Ausstellung alter Töpferwaren zu sehen. Außerdem wird das Werk „El fin. El origen” (Das Ende. Der Ursprung) der Künstlerin Leticia Muñoz gezeigt, das dieses Jahr von der Gemeinde mit dem Preis Benet Mas ausgezeichnet wurde, der mit 3000 Euro dotiert ist. Zwischen Sant Marçal und dem Museu del Fang wird täglich ein Zug verkehren.
Neu in diesem Jahr ist ein Gastro-Event mit fünf Top-Köchen der Insel: Ariadna Salvador, Jordi Cantó, Tomeu Lassio, Miquel Calent und Andrés Benítez. Im Museu del Fang werden sie am Samstag, 9. März, um 12 Uhr bei einer speziellen „Peccata Minuta” jeder eine kleine Leckerei zubereiten, die dann auf einem Tonteller gemeinsam serviert werden.
Zum Rahmenprogramm der Fira del Fang gehören darüber hinaus Töpfer-Workshops, Volkstänze, Straßenumzüge mit Dimonis und Percussion, Geschichtenerzähler und Konzerte. Das vollständige Programm ist auf der Website ceramicademarratxi.com veröffentlicht.
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