Aus einem Schlüpfer schuf Keila Alaver eine Maske für eine Performance.

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"Tô bege“ ist die Ausstellung der brasilianischen Künstlerin Keila Alaver im Museum von Porreres überschrieben. Dieser portugiesische Ausdruck kann Verschiedenes bedeuten, je nach dem Zusammenhang, in dem er benutzt wird: etwas Tolles, etwas Unglaubliches, sogar etwas Furchtbares. Außerdem bedeutet „bege“ Beige, jene Farbe, die die Künstlerin mit Mallorca assoziiert. Sie findet sich in natürlichen Materialien, in Steinplatten und Wänden, im Sand der Strände wieder.

Alaver assoziiert mit dieser Farbe weitaus mehr. Für die Künstlerin strahlt sie Ruhe, Passivität und Melancholie aus. Des Weiteren lässt sie sich als neutrale Farbe zum Dekorieren benutzen, um ein Gefühl der Bequemlichkeit und Behaglichkeit zu erzeugen. Als Metapher kann „Beige“ in den Augen der Künstlerin außerdem etwas ohne Licht und Farbe darstellen, bräunlich-erdig sein, ohne Ausdruck und Anziehungskraft.

In der Ausstellung „Tô bege“ sind viele der Exponate tatsächlich beige. Ihre Arbeit sei nicht konzeptuell, sondern kontextuell, sagt Alaver. Mit ihrer Kunst ergründet sie Gegenstände der Kultur, in der sie lebt. Seit eineinhalb Jahren ist dies die Kultur Mallorcas. Zum einen nutzt sie traditionelle Handwerksmaterialien, die langsam vom Verschwinden bedroht und oft nur schwer zu finden sind, weil sich die Verbraucher nicht mehr für sie interessieren oder sie kaum noch hergestellt werden. Aus ihnen schafft sie Neues, gibt ihnen eine andere Bedeutung. „Ein ganz wichtiger Punkt in meiner Arbeit ist das Gedächtnis eines Ortes und das Herstellen von Verbindungen von Dingen“, erklärt sie dies.

Entsprechend findet sie ihre „Primärmaterie“ in alten Läden. Zum Beispiel Bast und Stroh, aus denen einst Besen, Matten und Körbe gemacht wurden. Die Ballen, in denen sie verkauft werden, inspirieren die Künstlerin, Objekte zu formen oder bestehende Formen aufzugreifen. Mitunter kreiert sie weibliche und männliche Formen. „Tatsächlich gibt es in dieser Ausstellung einige Paare“, erklärt sie. Oder auch Freunde oder Geschwister, etwa zwei Strohballen mit der Form einer Schinkenkeule, denen sie Ärmel übergestreift hat. Oder die beiden Berge von Alaró, einer weiblich, der andere männlich, die sie in zwei Bastmatten eingearbeitet hat.

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Ebenfalls aus traditionellen Materialien besteht eine Gruppe von Nestern, aus denen Alaver Taue austreten lässt, beziehungsweise herausfließen, denn die Künstlerin assoziiert damit Körperflüssigkeiten.

Es sind aber auch moderne Krempelläden und Wertstoffhöfe, in denen die Künstlerin ihre Materialien findet. Kleidungsstücke wie Mützen und Stolen formt sie zu Gebilden, die wie ein Skrotum oder eine Vagina aussehen. Aus dem alten Federrost eines Bettgestells, einem Vogelkäfig und einem Fußabtreter formte sie einen Stier, das identische Muster eines Holz- und eines Metallstuhles bewog sie dazu, beide zu einem neuen Gebilde zusammenzufügen. Aus Brasilien stammt eine weitere Arbeit: Sieben Schlüpfer in Übergröße hat sie über Gestelle gezogen und mit Gesichtern bestickt, für jeden Wochentag eines.

Worauf sie auch ihr Augenmerk richtet und was immer sie in die Hand nimmt, stets versucht Alaver, die Essenz des ausgewählten Objekts zu erfassen. Dabei benutzt sie die Aneignung als Mittel ihrer Arbeit. Dies macht sie nicht zum Selbstzweck. Ihr Anliegen ist es, die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Bedeutung des Konsums in der Gesellschaft von heute zu lenken. Indem sie die Gegenstände modifiziert und sie in den Zusammenhang mit der Kunst stellt, gibt sie ihnen eine neue Bedeutung und wirft Fragen auf, etwa nach der Geringschätzung der Objekte oder ihrer Aussage über die heutige Gesellschaft.

Besuchen kann man die Ausstellung freitags und samstags von 11 bis 13 Uhr und 18 bis 20 Uhr sowie sonntags und dienstags von 11 bis 13 Uhr. Das Museum von Porreres befindet sich im Carrer Prevere d’Agustí Font 23. Der Eintritt ist frei.