Es war am 7. Juni 1937 um fünf Uhr in der Früh. Drei Männer wurden zur Exekution an die Außenmauer von Palmas Friedhof gestellt. Einer von ihnen war der Kaplan Jeroni Alomar. Die Soutane hatte er ausgezogen, man sagt, er wollte nicht, dass sie mit Blut befleckt würde. „Viva Cristo Rey!“ – Es lebe Christus, der König – soll sein letzter Ausruf gewesen sein.
Acht Jahrzehnte später hat der mallorquinische Cineast Antoni Capellà über den füsilierten Kleriker den Dokumentarfilm „Les campanes no tocaren a mort“ (Die Glocken läuteten nicht zum Tod) gedreht. Ende November war er im balearischen Fernsehsender IB3 zu sehen.
Jeroni Alomar, Spross einer wohlhabenden Familie aus Llubí, war der einzige Geistliche auf Mallorca, der während des Spanischen Bürgerkriegs von Francos Putschisten hingerichtet wurde. Ein Gericht hatte ihn der Beihilfe zur Rebellion und des Verrats schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Sein Vergehen: Er hatte versucht, Republikanern zur Flucht nach Menorca zu verhelfen.
Knapp ein Jahr vor der Hinrichtung Alomars hatte am 17. Juli 1936 der Spanische Bürgerkrieg mit einer Militärrevolte unter General Franco gegen die republikanische Regierung Spaniens begonnen. Nur zwei Tage später schlug sich der Militärkommandant auf Mallorca auf die Seite der Aufständischen. Die Insel war somit unter Kontrolle der „Nationalen“. Nur einen Monat später ging an der Ostküste bei Manacor ein republikanisches Expeditionsheer an Land, wurde jedoch mit italienischer Hilfe in weniger als einem Monat zurückgeschlagen.
Für Mallorca hatte diese Episode schlimme Folgen. Das Militär und die faschistische Falange reagierten mit erbarmungslosen Repressionen auf die gescheiterte Invasion. In der Folge wurde auch der jüngere Bruder von Alomar, Francisco, verhaftet, ein Mitglied der Esquerra Republicana (Republikanische Linke). Hauptankläger waren der Chef der Falange in Inca, Canuto Boloqui, sowie die Pfarrer von Sa Pobla und Llubí.
Jeroni Alomar zögerte nicht, Beschwerde gegen die Verhaftung einzureichen. Das brachte den Bischof von Mallorca, Joan Miralles, auf den Plan. Das Oberhaupt der katholischen Kirche auf Mallorca, die sich offen an die Seite der neuen Machthaber gestellt hatte, verwarnte den renitenten Kaplan. Daraufhin reichte die Mutter der beiden Brüder Beschwerde ein. Die Folge: Der Bischof drohte Alomar mit Exkommunikation, die Beschwerde wurde zurückgezogen.
Endgültig zum Verhängnis wurde Alomar, dass er Republikanern zur Flucht nach Menorca verhalf. Dabei ging er einem Polizeispitzel in die Falle, was zu der Anklage wegen Beihilfe zur Rebellion und Verrat führte.
Welche Rolle die Kirche bei der Hinrichtung des Geistlichen spielte, lässt sich nicht genau klären. Bekannt ist, dass Bischof Miralles für Alomar kein gutes Wort übrig hatte. Andererseits behauptete Incas Falangistenführer Boloqui, dass ihn Miralles angeschrien habe: „Sie dürfen einen Priester nicht festnehmen!”
Offiziell reagierte die Kirche auf die Hinrichtung mit Schweigen. Sie verbot jegliche Äußerung und untersagte sogar der Familie, eine Trauerfeier abzuhalten. „Es gab beim mallorquinischen Klerus und bei der Bevölkerung kaum Reaktionen auf die Erschießung und die Angst bemächtigte sich der Soutanenträger”, sagt Doku-Filmer Antoni Capellà.
Damit bestätigt er indirekt die These von Josep Massot i Muntaner. Der Historiker weist darauf hin, dass es noch andere Kleriker gab, die eingesperrt oder verbannt wurden. Ihm zufolge sollte an Alomar ein Exempel statuiert werden – „damit die übrigen Geistlichen begriffen, dass mit dem neuen Regime nicht zu spaßen war“.
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