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In der Kartause von Valldemossa herrscht Winterpause. Noch bis einschließlich Dienstag, 9. Januar, ruht der Besucherbetrieb in einem der beliebtesten Ausflugsziele Mallorcas. Das gibt den Besitzern der Zellen Zeit, die ein oder andere Renovierung vorzunehmen, sollte dies nötig sein.

Einige dringend notwendige Arbeiten lassen dagegen auf sich warten. Ende Oktober hatte die Tageszeitung "Ultima Hora" gemeldet: "Der Schutz und der Erhalt der Kartause von Valldemossa ist in Gefahr, und die Mängel in diesem emblematischen Ensemble, das unter Denkmalschutz steht, sind mehr als offenkundig." Vergangenen November nahm sich auch das Plenum des Inselrats der Angelegenheit an. Einstimmiger Beschluss: Die Denkmalschutzbehörde des Consell insular soll einen Plan zur Sanierung und Instandhaltung der Kartause ausarbeiten.

Wie schlecht steht es tatsächlich um das ehemalige Kloster, das durch den "Winter auf Mallorca", den George Sand und Frédéric Chopin dort 1838/1839 verlebten, weltberühmt wurde? Das Gebäudeensemble entstand zwischen dem 14. und 19. Jahrhundert. Schäden seien da durchaus üblich, wie in jedem Gebäude dieses Alters, sagt Jaume Salvà.

Salvà ist Tourismusdezernent von Valldemossa und Präsident eines Kuratoriums, das den Betrieb der Kartause leitet. Sorgen bereitet ihm am meisten das allmähliche Absenken des Bodens in den Klostergängen und im Innenhof des Kreuzgangs, das durch das Einsickern von Wasser in den Untergrund verursacht wird. Auch müssten Teile der Stützmauer verstärkt werden.

Sowohl Gänge und Innenhof als auch die Stützmauer sind Gemeinschaftsbereiche. Genau darin liegt das Problem: Für diese Bereiche fühlt sich niemand zuständig.

Die Wurzeln dieses Dilemmas liegen im Jahr 1835. Damals wurde das Kloster im Rahmen der sogenannten "Amortisierung" säkularisiert. Die Mönche mussten ihre Zellen verlassen, die an Privatpersonen verkauft wurden. Heute besteht ein kompliziertes Geflecht von Besitzverhältnissen. Neben dem Rathaus und der Kirche gibt es Eigentümer, die sich in der Gesellschaft Real Cartuja de Valldemossa zusammengeschlossen haben und in ihren Zellen Museen eingerichtet haben. Andere Besitzer, von denen viele nicht auf Mallorca leben, nutzen ihre Zelle, um dort ein paar Tage zu verbringen oder sie an andere Besucher zu vermieten.

Was den Privatbesitz angehe, sei der Fall klar, sagt Jaume Salvà. Jeder Eigentümer müsse seinen Bereich in Ordnung halten, die vorherige Genehmigung durch die zuständigen Behörden vorausgesetzt. Die meisten Eigentümer kämen ihrer Verantwortung auch nach.

Anders verhält es sich bei den besonders vom Verfall betroffenen Bereichen. "Bei den Gemeinschaftsräumen besteht die große Schwierigkeit, dass es keine Eigentümergemeinschaft gibt. Das erschwert und verzögert die Durchführung von Interventionen", so Salvà. Unterschiedliche Verantwortlich- und Dienstbarkeiten machen aus der Bildung einer Eigentümergemeinschaft einen komplizierten Akt. Schon vier Jahre arbeite die Gemeinde an der Gründung, versichert der Tourismusdezernent.

Welche Arbeiten nun in der Kartause durchgeführt werden, hängt von dem Plan der Denkmalschutzbehörde des Inselrats ab. Sollten sich die Eigentümer auf kein gemeinsames Vorgehen einigen können, besteht laut Salvà noch diese Möglichkeit: "In letzter Instanz kann die Denkmalschutzbehörde in den Erhalt katalogisierter Güter eingreifen."

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Was die Sanierung kosten wird, lässt sich erst kalkulieren, wenn die Denkmalschützer des Inselrats ihr Gutachten über die notwendigen Eingriffe und die Art des Vorgehens vorgelegt haben. So oder so sei man auf Hilfe angewiesen, meint Salvà: "Auf jeden Fall erfordern der Schutz und Erhalt eines historischen und künstlerischen Ensembles wie die Kartause zweifellos Subventionen, Kooperation und Beratung."

Dass es ohne Subventionen nicht gehen wird, zeigt nicht zuletzt die unterschiedliche Situation der Eigentümer: Nur ein Teil von ihnen nutzt die Zellen als Museum und verfügt deshalb über Einnahmen aus den Eintrittsgeldern. Fast alle dieser Eigentümer haben sich zu der Gesellschaft "Real Cartuja de Valldemossa " zusammengeschlossen. Unter einem Hut bieten sie den Besuchern der Kartause die Besichtigung ihrer Museen an.

Eine Eigentümerfamilie ist allerdings aus dem Konsortium ausgeschieden. Da halfen auch die Vermittlungsversuche der Gemeinde nichts. Zuvor hatte sich diese Familie ein Gerichtsurteil erstritten, dass in ihren Zellen einst Chopin und Sand überwinterten. Wer sie und das Klavier besichtigen will, an dem Chopin viele seiner berühmten Preludes komponierte, muss nun extra Eintritt bezahlen. Umgekehrt gilt dieses Ticket nicht für die Besichtigung der übrigen Museen. Salvà sieht in diesem Alleingang allerdings keinen zwingenden Grund dafür, dass Gang, Patio und Stützwand bisher nicht saniert wurden: "Die Gemeinschaftsbereiche haben ja nichts mit der kommerziellen Nutzung der Privatbereiche zu tun."

Wann mit den Arbeiten begonnen wird, hängt nun vom Inselrat und seinen Denkmalschützern ab. Bis Juli 2018 soll ein Sanierungsplan eingeleitet oder vertraglich vereinbart werden, heißt es in dem Beschluss des Plenums. Ob während der Arbeiten die Kartause geschlossen werden muss, wird ebenfalls der Sanierungsplan erweisen. Diese Entscheidung müsse von den zuständigen Behörden getroffen werden, bei der Anhebung des Bodens wäre dies aber sicherlich der Fall, erläutert Salvà.

Insofern wird möglicherweise noch ein anderer Umstand den Beginn der Arbeiten beeinflussen. Im Dezember 2018 jährt sich der Aufenthalt von George Sand und Frédéric Chopin in der Kartause zum 180. Mal. Dann, so teilte Salvà mit, werde es wahrscheinlich Aktivitäten und Veranstaltungen geben.

Die Hingucker der Kartause

Deckenfresken von Manuel Bayeu, dem Schwager von Francisco de Goya, Kirchenfenster von Nils Burwitz und die alte Klosterapotheke: Dies sind einige der Sehenswürdigkeiten, die man ab dem 10. Januar wieder in der Kartause besichtigen kann. Zudem befindet sich in der Zelle 2 eine der bedeutendsten Sammlungen mit Gegenständen aus dem Besitz von George Sand und Frédéric Chopin.

Eine Druckpresse von 1622 samt Holzdrucken und Originalgegenstände des Erzherzogs Ludwig Salvator sind die Exponate weiterer Ausstellungen. Der ehemalige Königspalast beherbergt zeitgenössische Kunst sowie den Konzertsaal mit Malerei von Ricard Anckermann. Der Eintritt inklusive Audio-Guide-App beträgt 8,50 Euro.

Die Zelle 4, in der Chopin und Sand im Winter 1838/1839 residierten, ist in diesem Rundgang nicht enthalten. Ihre Besichtigung kostet zusätzlich vier Euro.

Im Januar ist die Kartause von Montag bis Samstag von 9.30 bis 15 Uhr geöffnet.