Der Titel "Sur Real" lädt zum Deuten ein, gerade auf Mallorca: Realer Süden, königlicher Süden oder sur-real? "Sur Real" ist die Ausstellung überschrieben, die am Freitag, 19. Juni, in der Casa de Cultura im Carrer S'Aljub 22 in Santanyí eröffnet wurde. Zu sehen sind dort Arbeiten des Schweizer Ehepaars Ruth und Max Reiser; sie zeigt Objekte, er Malerei.
Ladies first. Aufgewachsen in einer Bauernfamilie, erwachte bei Ruth Reiser schon früh der Drang nach Selbstverwirklichung. Doch der bodenständige Vater sorgte dafür, dass sie einen "anständigen" Beruf ergriff und Lehrerin wurde. Nur ein Jahr später ging sie in die USA, belegte an der Universität von Seattle neben Englisch und Kunstgeschichte auch Zeichenkurse.
Zurück in der Schweiz, drängte die innere Rebellin nach Entfaltung - was ihr schließlich auf Mallorca möglich wurde. Hier schafft sie dünne Fabelwesen und menschengroße Märchenfiguren aus Polyester und Glasfaser, mit kräftigen Farben, voller Witz und Lebenslust. Über ihr Schaffen sagt die Künstlerin: "Es ist wie eine Manie, von der du nie mehr loskommst."
Bilder malt Ruth Reiser fast keine mehr. "Neben den Bildern meines Mannes spüre ich meine Nichtigkeit", begründet sie dies.
Max Reiser ist eigentlich studierter Innenarchitekt, richtete für Firmen im In- und Ausland Läden ein, machte sich mit hochwertigem Innendesign einen Namen. Und er ist, so seine Frau, ein Zeichner vor dem Herrn. Einer, dessen wahre Kreativität in der Welt der Malerei begründet ist. Den der Galerienrummel ebenso wenig interessiert wie seine Frau.
Dass seine Arbeiten trotzdem den Weg zu ihren Liebhabern finden, liegt daran, dass Kenner immer wieder sein Atelier besuchen. Und auch an der einen oder anderen öffentlichen Aktion, etwa der Enthüllung des Porträts eines Regierungsrates am Züricher Bahnhof - prompt gaben drei Unternehmer ebenfalls ihre Verewigung auf Leinwand in Auftrag.
Ob Politiker und Unternehmer oder Stars wie Popsänger Robbie Williams und Hollywoodikone Audrey Hepburn - die Konterfeis malt Reiser in bester Pop-Art-Manier fotorealistisch und unterlegt sie mit Farbflächen.
In anderen Werken lässt er Ironie und Humor walten, indem er Historisches zitiert und mit Gegenwärtigem kombiniert. Erfrischen frech kommt bei ihm Da Vincis Abendmahl daher. Vor dem Tisch steht ein Chopper, stapelt sich säckeweise Müll und lümmelt der Disney-Hund Pluto. An den Wänden prangen Firmenlogos wie bei Promiveranstaltungen und Pressekonferenzen.
Oder Reiser setzt die Titanic in die Bucht von Palma, während im Hintergrund die Kathedrale untergeht: im rosafarbenen Sonnenuntergang, neben dem jede Kitschpostkarte verblassen muss.
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