Braucht für ihre Arbeit viel Fantasie und gute Kontakte: Die iranisch-spanische Galeristin und Kunstberaterin Eva Shakouri.

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Eigentlich war schon immer alles da: eine gute Lage und optimale Arbeitsmöglichkeiten. Die Stadt Palma hatte bei der Restaurierung viel Geld investiert, doch in den Räumen von Ses Voltes in der alten Stadtmauer unterhalb der Kathedrale passierte in der Vergangenheit außer ein paar Ausstellungen nicht viel.

Das soll nun anders werden. Seit März haben Eva und Amir Shakouri die Leitung des Kulturzentrums als "Centre d`Art i Creació des Ses Voltes" übernommen, nachdem sie die öffentliche Ausschreibung der Stadt Palma gewonnen hatten. Sie wollen es zu einem besonderen Kulturzentrum machen, mit Kursen, Ausstellungen, Ateliers und Gemeinschaftsarbeiten. "Es ist ein Experiment. Wir haben bis Dezember Zeit zu beweisen, dass es funktionieren kann. Auch mit wenig Geld."

Die Galeristen und Kunstberater - so nennen sich Amir und Eva Shakouri selbst - haben Erfahrung. Sie betreiben "La Caja Blanca" in Palma und London, sie beraten Institutionen und Firmen, die Kunstevents planen. Sie haben ein gutes Netz von Kontakten, lokal, national und international. Das Geschwisterpaar - der Vater Iraner, die Mutter Spanierin - ist vielsprachig und weltgewandt. So ist es nicht verwunderlich, dass die ersten Kontaktaufnahmen mit Sammlern und Kunstfreunden bereits Früchte tragen.

"Es gibt auf der Insel und auch sonst Mäzene und Sammler, die Kunst kaufen", sagt Eva Shakouri. "Das ist die einzige Möglichkeit, Künstler zu unterstützen. Ohne die Medici hätte es keinen Michelangelo gegeben. Allerdings läuft das nicht mehr wie in früheren Zeiten, dass ein Sammler ein Bild oder eine Skulptur sieht und zuschlägt. Heute wollen die Sammler und Kunstfreunde den kreativen Prozess miterleben, wollen dabei sein. Aber bei uns sind auch Besucher eingeladen, den Künstlern über die Schulter zu schauen." Eva Shakouri ist glücklich darüber, dass es bereits Zusagen zur Unterstützung von Künstlern gibt: "Die Stadtverwaltung hatte den Erfolg nicht erwartet. Aber auch wir hatten nicht mit dieser Schnelligkeit gerechnet."

So haben bereits die ersten Künstler in Ses Voltes gearbeitet. Es gibt in dem alten Gemäuer drei individuelle und ein Gemeinschaftstudio. Die Künstler sollen aber nicht unbedingt alleine arbeiten. Daher gibt es zwischen allen Studios Schiebetüren, die einfach geöffnet werden können. "Kunst", sagt Eva Shakouri, "ist nicht nur Ausdruck und Botschaft, sondern auch Austausch und Evolution."

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Dazu kommen zwei Ausstellungsräume. "Wir arbeiten auch mit anderen Kunstinstitutionen der Insel zusammen, etwa mit der Fundació Miró, wo die Fertigung von digitalen Druckarbeiten ausgeführt werden kann. Oder wir nutzen die alte Druckmaschine des Circulo de Bellas Artes, die in der letzten Zeit sowieso nicht in Betrieb war. Wir wollen in Zukunft auch noch andere Künstler und die technischen Möglichkeiten in deren Ateliers einbeziehen, je nach Kunstdisziplin. Es ist auf diese Weise für alle eine Win-Win-Situation. Ein Austausch mit einer Kunstinstitution in Argentinien und ein Stipendium an der Kunsthochschule von Chicago sind im Gespräch. Allerdings wollen wir keinen Kunst-Supermarkt aus Ses Voltes machen, eher einen Künstlercampus."

Die Künstler, die in Ses Voltes arbeiten, kommen in Zukunft aus aller Welt. Bewerber können sich informieren unter www.sesvoltes.org. Dort sind die Bewerbungsunterlagen zu bekommen. Danach entscheidet eine politisch unabhängige Jury, ob der Bewerber zugelassen wird. Darüber hinaus gibt es auch Kurse, nicht nur für Profis.

"Wir bieten Mal- und Zeichenkurse, Workshops für Kinder und Erwachsene. In mehreren Sprachen. Damit das Ganze lebendig bleibt, damit mögliche Talente gefördert werden."

Eva Shakouri kennt die internationale Kunstszene genau: "Da hat sich in den vergangenen Jahren in kurzer Zeit viel verändert: Sprache, Material, Ausdruck. Das muss man der etablierten Szene mitteilen. Außerdem verlagert sich die Szene auch in Richtung Osten, sowohl was die Künstler als auch was die Sammler, Museen, Aussteller anbelangt. Es ist kein Zufall, dass der renommierte Turner-Preis in England vor zwei Jahren an eine Sound-Installation ging. Museen werden wohl in Zukunft immer weniger genutzt, weil Kunst auch in anderen Räumen stattfinden kann."

Den neuen Medien will Eva Shakouri viel Raum geben: "Das Internet hat die Kunst beeinflusst. Geografische Grenzen werden immer mehr aufgeweicht. Das ist einer der Gründe, warum mich das Ganze so interessiert." Eva Shakouri sieht aber mit Optimismus in die Zukunft: "Mallorca könnte Teil der internationalen Kunstarena werden."