Das Interview, das Jordi Évole mit dem ehemaligen balearischen Ministerpräsidenten Jaume Matas im Februar 2012 in Palma führte, gehört mittlerweile sogar zu den Ermittlungsakten im Korruptionsverfahren gegen den Schwiegersohn des spanischen Königs.

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Als Jordi Évole vor einem Jahr in Palma weilte, um eine Reportage über den Korruptionsskandal zu drehen, in den der Schwiegersohn des spanischen Königs, Iñaki Urdangarin, verwickelt ist, da klingelte plötzlich sein Telefon. Am Apparat: der ehemalige balearische PP-Ministerpräsident Jaume Matas. "Ich würde dich gerne auf einen Kaffee treffen", sagte der Ex-Politiker. Man traf sich also in einem mallorquinischen Luxushotel und heraus kam ein denkwürdiges Interview.

Matas, gegen den damals bereits mehrere Verfahren wegen des Verdachts der Korruption liefen, erzählte freimütig, wie das gewesen war mit den Millionen-Aufträgen, die während seiner Regierungszeit an Urdangarins Stiftung "Nóos" vergeben worden waren. Auf die Frage, warum die üblichen Ausschreibungsverfahren in dem Fall umgangen wurden, entgegnete Matas: "Aber es handelte sich doch um den Herzog von Palma."

Selten zuvor hatte ein spanischer Politiker so unumwunden zugegeben, dass er sich bei seinen Entscheidungen vom persönlichen Renommee seines Gegenübers hatte leiten lassen. Kein Wunder, dass sich die Ermittler für die Aufzeichnung interessierten und sie als Beweisstück zu den Akten nahmen.

Nicht nur wegen dieses Coups in Palma gehört Jordi Évole fraglos zu den bekanntesten Persönlichkeiten des spanischen Fernsehens. Sein wöchentliches Programm "Salvados", das gerade sein fünfjähriges Bestehen gefeiert hat, erreicht Woche für Woche Rekordeinschaltquoten.

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Der 38-jährige Évole hat den Nerv der Zeit getroffen: Dabei tut er auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches. "Salvados" (auf Deutsch: "Gerettet") beleuchtet aktuelle Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die 45-minütige Sendung liefert Hintergrundinformationen sowie Interviews mit Betroffenen und Experten.

So hat Évole zuletzt die Situation von Immigranten in Spanien und spanischen Emigranten in Norwegen verglichen, die spanische Schuldenkrise erklärt, die schleichende Privatisierung des spanischen Gesundheitswesens, die Probleme der hiesigen Schulen, die Krise der Bauwirtschaft und den Energiesektor.

Évoles Geheimnis erschließt sich erst auf den zweiten Blick: Er fragt direkt und provokant, mit spielerischer Leichtigkeit, mit feiner Ironie und Witz. Am Ende bleibt das Gefühl, unterhalten und informiert worden zu sein. Ein zweites, vergleichbares Format gibt es im spanischen Fernsehen nicht.

Évole kommt seine Vergangenheit als Komiker zugute: Bekannt wurde er im TV als "El Follonero" (auf Deutsch: "Der Radaumacher"). In dieser anarchischen Rolle ließ er unter anderem zwei schwule Uniformträger am Grab von Diktator Franco tanzen, überreichte dem Papst eine Plastikgitarre und stellte regelmäßig Spaniens Prominenz bloß. Das ist ihm auch mit Jaume Matas gelungen, auch wenn er über die Rolle als "Radaumacher" längst hinausgewachsen ist.

INFO
Salvados, sonntags 21.30 Uhr, La Sexta.
Alle Folgen sind auch im Internet zu sehen:
www.lasexta.com/programas/salvados/