Zehn Jahre Stagnation trotz steigender Preise
Die Wohnungsbaukrise auf den Balearen ist nicht neu: Seit der schweren Wirtschaftskrise 2008 hat sich der Sektor nicht erholt. 2013 markierte mit nur 986 genehmigten Neubauten den Tiefpunkt. Zwar hat sich die Zahl der Baugenehmigungen seitdem leicht stabilisiert, doch mit durchschnittlich 3000 Einheiten pro Jahr bleibt sie weit unter dem notwendigen Niveau. Sandra Verger, Generaldirektorin des balearischen Bauherrenverbands, hält eine Jahresproduktion von rund 7000 neuen Wohnungen für erforderlich, um den steigenden Bedarf zu decken.
Luxuswohnungen statt bezahlbarem Wohnraum
Einer der Hauptgründe für den stockenden Wohnungsbau ist die Konzentration auf hochpreisige Immobilien. Verger erklärt, dass „sich die Bautätigkeit nach der großen Krise auf Wohnungen mit hoher Kaufkraft fokussiert hat“. Dies liege unter anderem an der Verknappung von Bauland sowie an den hohen Grundstückspreisen. Zudem erschweren kommunale Bauvorschriften den Bau von kleineren und damit günstigeren Einheiten. Als weiteres Problem nennt Verger die hohen Baukosten, die durch gestiegene Materialpreise und hohe Steuern zusätzlich in die Höhe getrieben werden.
Lange Genehmigungsprozesse und fehlende Anreize
Ein weiteres Hindernis für den Wohnungsbau ist die langwierige Ausweisung von Bauland. Im Schnitt dauert es 15 Jahre, bis neues Bauland tatsächlich bebaut werden kann. Diese bürokratischen Hürden verhindern eine schnelle Reaktion auf die angespannte Marktlage. Verger fordert daher eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren, um dem Wohnungsmarkt mehr Dynamik zu verleihen. Gleichzeitig kritisiert sie, dass es keine steuerlichen Anreize für den Bau von erschwinglichem Wohnraum gibt. „Die einzige Lösung für die Krise ist, mehr Wohnungen auf den Markt zu bringen“, betont sie.
Rückgang des geförderten Wohnungsbaus
Besonders drastisch ist der Einbruch beim sozialen Wohnungsbau (Vivienda de Protección Oficial, VPO). Während 2006 noch 634 solcher Wohnungen genehmigt wurden, waren es 2023 nur noch 47. Der Tiefpunkt wurde 2015 erreicht, als keine einzige Genehmigung erteilt wurde. Früher wurden viele VPO-Projekte durch private Investoren realisiert, da es entsprechende Anreize gab. Heute wird dieser Markt fast ausschließlich von der öffentlichen Hand bedient, da sich Investitionen aufgrund fehlender Förderungen nicht mehr lohnen.
Investitionen bleiben hoch – doch für wen?
Obwohl die Zahl der Neubauten eingebrochen ist, bleiben die Investitionen in den Wohnungsbau hoch. Während 2006 knapp 1,74 Milliarden Euro in den Sektor flossen, waren es 2023 immer noch 1,25 Milliarden Euro. Diese Zahlen verdeutlichen, dass weiterhin Geld in den Markt gepumpt wird – allerdings vor allem in hochpreisige Objekte, die für viele Einheimische unerschwinglich sind. Ohne gezielte politische Maßnahmen zur Förderung von bezahlbarem Wohnraum droht die Wohnungsnot auf den Balearen weiter zu eskalieren. Experten warnen bereits jetzt vor einer verschärften Krise, die den sozialen Zusammenhalt der Inseln gefährden könnte.
2 Kommentare
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Die Verantwortlichen sollten einen Asprekt ganz sicher nicht vernachlässigen: Mallorca ist eine kleine Insel die man nicht besucht, um sich - wie oft in Ägypten - 1-2 Wochen in einer Anlage zu verschanzen und nicht "vor die Tür" zu gehen, meist aufgrund von Sicherheitsbedenken. Wenn auf Mallorca soziale Spannungen zunehmen kann sich das durchaus dazu führen, dass die Insel weniger besucht wird. Das mag zwar einige freuen aber wenn wir ehrlich sind, ist Mallorca auf den Tourismus angewiesen. Schon allein von daher sollte die Inselregierung dringend Lösungen für die Wohnungskrise erarbeiten.
Jeder, der Mallorca liebt, kann nicht wollen, dass nur noch Reiche oder gar Millionäre sich Wohneigentum leisten können. Die Einheimischen müssen bezahlbaren Wohnraum haben, oder wollen wir ein Freilichtmuseum? Die Erträge aus dem Tourismus müssen dringend auch in einen sozialen Wohnungsbau investiert werden. Was ist los mit den baliarischen Politikern?