So unangenehm geht es in den Verschlägen zu. | Patricia Lozano

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Schimmelflecken an der Decke, nasse Wände, kaum Frischluft, kein Sonnenlicht – der unterirdische Wohnkomplex an der Straße Joan Miró, Hausnummer 24 B, in Palmas Stadtviertel El Terreno ist ein Ort, den man schnell wieder verlassen möchte. Doch es gibt Leute, die diesen Ort ihr Zuhause nennen. 34 Zimmer gibt es unter dieser Adresse, die sich treppabwärts an der sonst freundlichen Allee befindet. Hinter den Türen der Räume wohnen Familien mit Kindern, alte Menschen, junge Menschen.

„Es ist eine Schande”, sagt eine Bewohnerin beim MM-Besuch. Unwürdig sind dabei weniger die Bedingungen, unter denen hier gehaust wird, als die Mietverhältnisse, in denen jeder einzelne der Gruppe Monat für Monat Geld gegen ein paar Quadratmeter eigenes Reich eintauscht. Denn gewiss lässt es sich in der Balearen-Hauptstadt gemütlicher wohnen, doch grundsätzlich machen die Räumlichkeiten einen recht sauberen und aufgeräumten Eindruck.

Noch bedenklicher mutet das Mietverhätnis an: Seit fast 20 Jahren vergibt ein Lokalpolizist über ein Privatunternehmen die als minderwertig erachteten Wohnungen ohne Papiere an Bedürftige. Diese zahlen immerhin zwischen 400 und 600 Euro dafür – zuzüglich willkürlicher Beträge für Nebenkosten –, wobei sich jeder Mieter um eine eigene Kochstelle und Sanitäreinrichtungen kümmern muss. Der Polizeibeamte wurde mittlerweile von den Behörden belangt: Aufgrund von „sehr schwerwiegenden” Verstößen gegen das Wohnungsgesetz verhängte das Bauministerium der Balearen-Regierung eine Geldstrafe in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro. Daneben wurde der Polizist für zwei Jahre und vier Monate von seinem Gehalt und seiner Anstellung suspendiert. Ihm werden verschiedene Straftaten vorgeworfen, darunter betrügerische Verwaltung von Räumen, Förderung der illegalen Einwanderung, Verbrechen gegen die moralische Integrität und Betrug. Dennoch befindet sich der Mann weiter auf freien Fuß und kassiert Miete ein.

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Die Kellerbewohner stellten zeitweilig die Zahlungen ein, nachdem bekannt geworden war, dass die Vermietung der Räumlichkeiten nicht der Legalität entsprach. In der Folge erwirkte der Eigentümer Zwangsräumungen, die von den Betroffenen überwiegend abgewendet werden konnten. Im Zuge ihrer Unzufriedenheit stürmte eine Gruppe der Mieter schließlich eine Plenarsitzung des Palmesaner Stadtrats. Sie forderte Alternativen für ihr prekäres Wohnverhältnis. Darüber hinaus erhielt die Landesregierung ein Schreiben, in dem gefordert wurde, dass sie der sozialen Verantwortung ihrer Bürger gegenüber gerecht werden sollte.

„Wir sind Bürger, wir zahlen Steuern und wir wollen eine würdige Behausung”, fordert José Solano. Der Dominikaner ist Fürsprecher eines Bündnisses, dem auch weitere Bewohner angehören. So sollen etwa in den Straßen Torre d’en Bibiloni 31 A sowie Pare Miquel Mir 9 A laut Solano ähnliche Zustände zu beklagen sein.

Die Berichte von Reina Luisa Rosabal, eine der Mieterinnen in der Joan Miró, über ihre seelische Befindlichkeit in Bezug auf ihr Leben im Untergrund, drehen sich um die Feuchtigkeit an ihrer Zimmerdecke: Die Nachrichten vom Hauseinsturz an der Playa de Palma vor zwei Wochen noch vor Augen, schildert die aus Kuba stammende Frau ihre Sorge um die Sicherheit der Immobilie. Die Wasserflecken machen der Schneiderin Angst. Die Feuchtigkeit könnte die Bausubstanz und damit die Statik schädigen, befürchtet die Frau. „Wir brauchen dringend eine Lösung!”