Der Anteil des Wohnsektors auf den Balearen am CO2-Ausstoß liegt Angaben des regionalen Energie-Ministeriums zufolge bei gerade einmal fünf Prozent. Auch darum haben Einsparungen in diesem Bereich nicht die höchste Priorität. | Patricia Lozano

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Lange Zeit gab es beim Bauen auf Mallorca eigentlich nur zwei wichtige Kriterien: Es sollte schnell gehen und günstig sein. Wärmedämmung war geradezu ein Fremdwort. Eine Folge davon: In Sachen Energie-Effizienz lässt der Wohnraumbestand auf der Insel einiges zu wünschen übrig. Das verdeutlichen die aktuellen Zahlen aus dem balearischen Energieministerium, das für die Kontrolle der vorgeschriebenen Energie-Effizienz-Zertifikate zuständig ist. Demnach fallen mehr als 84 Prozent aller Wohneinheiten in die Kategorien E bis G. Nur etwas mehr als sechs Prozent aller Immobilien fallen in eine der Top-3-Kategorien A bis C. Erfasst wurden 158.040 Immobilien.

In Deutschland dreht sich die Debatte im Zusammenhang mit dem sogenannten Gebäude-Energie-Gesetz vor allem um den Austausch von mit fossilen Brennstoffen betriebenen Heizungen. Künftig soll in diesem Bereich der Einsatz erneuerbarer Energien schrittweise erhöht werden. Das Bundeswirtschafts-Ministerium geht davon aus, dass die CO2-Emissionen auf diese Weise bis zum Jahr 2030 um knapp 40 Millionen Tonnen gesenkt werden können. Auch in einigen spanischen Regionen gibt es bereits erste Gesetze, die in diese Richtung zielen.

Nicht so auf Mallorca. Zwar sollen auch hier im Jahr 2050 nur noch erneuerbare Energien genutzt werden, 70 Prozent davon produziert auf der Insel selbst. Das schreibt das balearische Klimawandelgesetz so vor. Heizung und Klimatisierung des Wohnraums aber spielen in den Planungen des Energie-Ministeriums eher eine untergeordnete Rolle. Und das liegt daran, dass der Anteil des CO2-Ausstoßes in diesem Bereich relativ gering ist, wie man dort erklärt. Angaben eines Ministeriums-Sprechers zufolge lag der Anteil des Wohnsektors auf den Balearen an den gesamten CO2-Emissionen im Jahr 2019 bei gerade einmal 5,5 Prozent. In absoluten Zahlen: 663 von 12.113 Kilotonnen. Heizung und Kühlung seien dabei die Elemente mit dem höchsten Energieverbrauch im Wohnsektor. Autoverkehr und Stromproduktion repräsentieren jeweils einen viel größeren Anteil. Dazu kommt: Der Umstieg auf erneuerbare Energien ist auf Mallorca sehr viel einfacher – der Sonne sei dank.

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Die größte Baustelle in diesem Bereich ist also die Energie-Effizienz der Wohnungen. „Die sauberste Energie ist immer die, die du gar nicht erst verbrauchst”, sagt Joan Brunet, Bauingenieur, technischer Architekt und Sprecher des Bauleiterverbandes auf Mallorca (COAAT). Eine bessere Wärmedämmung der Wohnungen sei hier entscheidend. Erst seit wenigen Jahren beinhalteten die spanischen Bauvorschriften konkrete Vorgaben zum Thema Energie-Effizienz. Neubauten erfüllten daher bereits in der Regel hohe Standards. Das Problem seien die Bestands-Immobilien.

Die Verwaltung selbst behindere die Nachbesserung in diesem Bereich, sagt Brunet. Zwar werden Jahr für Jahr millionenschwere Förderprogramme aufgelegt, in deren Rahmen Immobilien-Besitzer einen Teil der Modernisierungskosten erstattet bekommen, gleichzeitig aber verhindert die Bürokratie, dass mehr Bürger diese Finanzhilfen in Anspruch nehmen. „Hier müssten die Rathäuser flexibler sein bei der Erteilung von Baugenehmigungen”, sagt Brunet – etwa, was die Dämmung der Fassaden oder die Installation von Solaranlagen angehe. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit, die Energie-Effizienz im Wohnsektor zu steigern, sei mittlerweile weit verbreitet. „Jetzt muss die Verwaltung ihren Beitrag leisten.”

Im balearischen Energie-Ministerium beteuert man, sich dessen durchaus bewusst zu sein. Im Rahmen des EU-geförderten Subventionsprogramms zur Verbesserung der Energie-Effizienz im Wohnsektor stünden in diesem Jahr 29,5 Millionen Euro zur Verfügung. Davon seien bis September dieses Jahres aber gerade einmal etwas mehr als drei Prozent abgerufen worden, nämlich eine Million Euro. Angesichts dieser Zahlen und mit dem Ziel, die EU-Fördergelder nicht zu verlieren, habe man die Zusammenarbeit mit verschiedenen Berufsverbänden intensiviert, um die Beihilfen besser bekannt zu machen. Außerdem habe man eine Werbekampagne gestartet. Zudem wurde die Frist für die Gewährung von Beihilfen bis zum 31. Dezember verlängert, heißt es aus dem Ministerium.