Der Inselrat macht seit einiger Zeit verstärkt Jagd auf Besitzer illegaler Häuser. Diesen droht der Abriss.

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Hier ein zum Wochenendhäuschen ausgebauter Hühnerstall, dort ein nicht genehmigter Pool – illegale Um-, Aus- und Neubauten sind auf Mallorca keine Ausnahme. Die Fälle gehen in die Zehntausende. Seit einiger Zeit macht nun der Inselrat verstärkt Jagd auf die Übeltäter. Genauer gesagt: die Kontrolleure der Agència de Defensa del Territori (ADT, "Agentur zur Verteidigung des Territoriums").

In ihrem Eifer sind sie nun allerdings übers Ziel hinausgeschossen. Am 22. Dezember veröffentlichte die ADT auf ihrer Facebook-Seite einen Beitrag, in dem sie von einem ihrer jüngsten Fahndungserfolge berichtete - so wie sie das alle paar Tage tut. "Die Direktion der Agentur hat den Abriss einer Immobilie beschlossen, die ohne Genehmigung gebaut worden ist", heißt es. Darunter acht Fotos einer Finca, samt Terrassen, Pool und Palmen. Auch per Twitter verbreitete die Inselrats-Agentur die Nachricht.

Die ersten Kommentare ließen nicht lange auf sich warten. "Gute Arbeit", findet ein Xisco. "Da habe ich überhaupt kein Mitleid", schreibt eine Esther. "Wenn irgendwann die Gartenmöbel, die da auf den Fotos zu sehen sind, versteigert werden, dann sagt mir bitte Bescheid. Ich wäre interessiert!", scherzt ein Jaume. In den nächsten Tagen verbreiteten zahlreiche Inselmedien die Nachricht - samt Fotos.

Für eine deutsche Residentin aus dem Inselosten, die eine Ferienfinca betreibt, war damit die vorweihnachtliche Ruhe vorüber. Denn plötzlich stand ihr Telefon nicht mehr still. Alle wollten wissen, was denn da bei ihr los sei. "Ich bin aus allen Wolken gefallen", sagt sie. Das Problem: Die von der ADT veröffentlichte Nachricht stimmte zwar, nicht aber die Fotos dazu. Die nämlich zeigten die – vollkommen legale – Ferienfinca der Deutschen.

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Die schaltete ihren Anwalt ein, der wiederum die Inselratsbehörde auf ihren Fehler hinwies. Am 27. Dezember korrigierte die ADT dann ihren Facebook-Eintrag. Die Fotos sind gelöscht, stattdessen ist dort nun eine Luftaufnahme der tatsächlich von der Abrissverfügung betroffenen Finca zu sehen. Der Text dazu: "Durch einen Fehler wurden hier Fotos einer Finca gezeigt, die denselben Namen wie die betroffene Finca trägt. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen."

Mehr als das will man beim Inselrat zu dem Fall eigentlich nicht sagen. "Der Fehler ist korrigiert, es hat eine Entschuldigung gegeben, das ist alles", sagt ein Sprecher der Behörde. Wie es denn zu dem Vertauschen der Fotos eigentlich kommen konnte, habe man mittlerweile rekonstruiert. Ein Mitarbeiter habe in einer Internetsuchmaschine den Namen der Finca eingegeben. Aufgetaucht sei dann die falsche. "Ein blöder Zufall!" Die Fotos habe man dann von einer Ferienvermietungs-Seite heruntergeladen und veröffentlicht. "Mehr steckt nicht dahinter."

Nur gut, dass die deutsche Fincabesitzerin das alles mittlerweile wieder etwas lockerer sehen kann. "Ich liebe die Insel für ihre Kuriositäten", sagt sie. "Ich liebe die Mallorquiner. Man sieht hier nicht alles so streng. Aber manchmal passieren dann eben solche Sachen." Gut auch, dass die Kontrolleure vom Inselrat in ihrem Eifer nicht gleich die Bagger losgeschickt haben.

(aus MM 03/18)