Erst Sport, dann Müllsammeln: So kämpft ein Deutscher auf Mallorca für saubere Strände

Der deutsche Personal Trainer Manuel Stiebinger organisiert kostenlose Trainings an Palmas Stadtstränden. Danach sammeln alle Teilnehmer gemeinsam Unrat auf. So trifft Sport auf Umweltschutz

Sport trifft Umweltschutz: Personal Trainer Manuel Stiebinger bietet eine kostenlose Trainingsstunde am Stadtstrand von Palma de Mallorca, danach wird gemeinsam Müll aufgesammelt. | privat

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Es sollte eine entspannte Runde Jogging am Abend werden. Manuel Stiebinger blickte noch auf die beleuchtete Silhouette der Stadt und erfreute sich an dem nächtlichen Anblick der Kathedrale von Palma de Mallorca. Doch der Moment wurde jäh zerstört, als der deutsche Resident etwas Komisches im Sand liegen sah: Es war ein ausgesonderter Kühlschrank. Bei nahezu jedem Spaziergang und jeder Joggingrunde finde der 35-Jährige „völlig zugemüllte Strände” vor. „Statt Fischen und Muscheln spült das Meer mittlerweile Elektroschrott an.”

Deshalb hat er es sich zur Aufgabe gemacht, den Sand vom Müll zu befreien. Und um möglichst viele Menschen für sein Vorhaben zu mobilisieren, hatte er vor einigen Jahren eine Idee. Seitdem bietet der selbstständige Personaltrainer einmal im Monat an Palmas Stadtstränden eine kostenlose Trainingsstunde an, der Interessierte ohne Anmeldung beiwohnen können. Sein Lohn und seine einzige Bitte sind, dass die Sportler ihm danach beim Müllaufsammeln helfen. Der nächste Termin ist am Samstag, 22. März, um 11 Uhr am Can-Pere-Antoni-Strand, am Rondell vor der Assaona Beachbar. Hier finden Sie einen Google-Link zum Treffpunkt.

Sport trifft Umweltschutz

Bewaffnet mit einem Trainingsplan, Mülltüten, Handschuhen und Greifern wird Stiebinger auch an diesem Samstag auf seine Jünger warten. Diese sind mal Urlauber, mal Residenten, unter ihnen sind Deutsche, Spanier und Mallorquiner. Manchmal kommen sie nur zu zweit, manchmal entsteht eine Gruppe aus zehn Leuten, ab und zu ist sogar ein Hund dabei. Eine knappe Stunde lang trainiert Manuel Stiebinger sie „spielerisch”, dafür bringt er Padel-Schläger mit oder baut im Sommer ein Planschbecken auf. Das Fitnesslevel jedes Einzelnen ist dabei zweitrangig: „Jeder, der Spaß an Bewegung hat, kann mitmachen”, sagt der Münchner. „Man tut erst sich selbst und dann der Umwelt etwas Gutes.”

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Junge und ältere Menschen aus Deutschland, Spanien und Insulaner kommen zu den Trainings des Deutschen, um erst Sport zu machen und sich dann für saubere Strände zu engagieren. Fotos: privat
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Denn im Anschluss laufen alle zusammen den Stadtstrand von Palma ab und sammeln alles aus dem Sand auf, was dort nicht hingehört. Meistens sind das Kippenstummel, Rasierklingen, Drogenspritzen, Feuchttücher, manchmal sogar ein ganzes Happy Meal, erzählt Stiebinger und meint damit das Verpackungsmaterial eines bekannten Schnellrestaurants. „Und das Müll aufsammeln ist auch ein Teil des Sports, denn das geht ganz schön auf den Rücken”, sagt er mit einem Lachen.

35 Kilo Müll in zwei Stunden gesammelt

Bei einer Aufräumaktion des Deutschen an der Playa de Palma im Januar 2020 kamen innerhalb von zwei Stunden unfassbare 35 Kilo an Unrat zusammen. Denn schon seit über fünf Jahren organisiert der Sportler die regelmäßigen Trainings, die Sport und Umweltschutz miteinander verbinden. Manuel Stiebinger ist seit 2019 Resident und pausierte nur kurz von der Insel, um für einige Monate mit dem Van durch Europa zu touren.

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Spritzen, Rasierklingen und vieles mehr findet sich an Palmas Stadtstränden.

Als Personal Trainer verdient Manuel Stiebinger eigentlich seinen Lebensunterhalt damit, seine Klienten zu trainieren. Als gelernter Koch bringt er seinen Kunden auch noch bei, wie sie sich gesund ernähren und zu Hause vollwertiges Essen kochen können. Doch bei den kostenlosen Einheiten am Strand „zahlte ich drauf”, sagt der Deutsche ungeschönt. Dennoch liege ihm der Umweltschutz seit Jahren so sehr am Herzen, dass er weitermachen werde. „Das gute Gefühl überwiegt.”

Wer sich zu den Aufräumaktionen an Palmas Stadtstränden anmelden will, findet mehr Informationen bei Instagram @tribus.fitness.and.nature oder auch bei Facebook auf Manuel Stiebingers Privatprofil.