John Friedmann liebt es, auf Motorrädern die Serpentinen des Tramuntana-Gebirges entlangzufahren. | Tito Bosch

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Ghetto- und Proleten-Deutsch sind das Markenzeichen von Erkan (John Friedmann) gewesen, der zusammen mit Stefan in den 2000er-Jahren eine ganze Generation geprägt hat - doch knapp 20 Jahre später wohnt der Comedian nicht mehr in Bayern, das ihm zu seinem bayrischen Dialekt und dem "Türkdeutsch" verholfen hat, sondern auf Mallorca. In seiner neuen Wahlheimat liebt er es, wie er MM erzählte, in den Cafés seines "Barrios" Pere Garau in Palma zu sitzen und das bunte Treiben auf den Straßen zu beobachten. "Ich bin nicht so wie jeder andere Deutsche, dass ich unbedingt unter meinen Landsleuten wohnen muss. Pere Garau ist ein authentisches Multi-Kulti-Viertel, das im Wandel ist, was ich sehr spannend finde", so der Comedian. Hier fühle er sich frei.

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John Friedmann genießt das Leben in seiner neuen Wahlheimat Mallorca. Seit zwei Jahren wohnt der Schauspieler und Komiker in Palmas Stadtteil Pere Garau. Foto: P. Lozano

Der Schauspieler, der unter dem Pseudonym Erkan Maria Moosleitner bekannt wurde, sagte: "Ich habe nach den unzähligen Auftritten mit Florian Simbeck, alias Stefan, drei Kinofilmen und zwei TV-Staffeln eine Pause gebraucht. Dabei war es mir wichtig, mich auf meine zwei Romane, die ich geschrieben habe, zu konzentrieren." 2018 habe er wieder mit Comedy angefangen. Doch die darauffolgende Corona-Zeit habe ihm als Künstler wie vielen anderen in der Branche den Boden unter den Füßen weggezogen, erinnert sich der 53-Jährige zurück. "Nachdem ich zwei Jahre lang durch die coronabedingten Auflagen eingesperrt war, wollte ich Freiheit schnuppern und ans Meer." Gesagt, getan!

Vor zwei Jahren wagte Friedmann den Schritt auf die Insel. Zunächst pendelte er zwischen Deutschland und den Balearen, seit 1. Januar 2024 hat er jedoch den Residenten-Status: "Ich wohne permanent hier, zahle meine Steuern und bin in Deutschland komplett abgemeldet." Auf der Insel liebt er es, auf PS-starken Motorrädern die Tramuntana-Serpentinen entlangzufahren. "Ich hatte bis zum vergangenen Jahr eine Mellow-Maschine, doch war sie etwas groß oder meine Haxen zu kurz. Nun möchte ich mir eine Triumph Scrambler oder eine BMW R nine T zulegen", so der Hobby-Biker.

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Zukunftspläne für sein neues Leben hat der Schauspieler gleich mehrere. "Ich helfe einem Freund bei der Eröffnung seiner Galerie namens Cut Art Studio 58 in Pere Garau. Zu dem Event wird sogar mein Vater kommen", Friedmann, der Sohn Vater der rennomierte deutsch-amerikanische Modefotograf André de Plessel ist. Darüber hinaus ist er von Mallorca aus auf dem Live-Streaming-Portal Twitch aktiv, auf dem er auf seinem Account "Erkandundstefan" (Twitch.tv/erkanundstefan) beinah 63.000 Follower akquiriert hat. "Durch das Internet können Stefan und ich den Kontakt zu den Fans aufrechterhalten und auch neue dazugewinnen. Dabei unterhalten wir uns einfach mit vielen Usern aller Altersstufen und erklären comedianhaft unsere Sicht auf die Welt."

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Das Komikerduo Erkan (l.) und Stefan schafft es auf der Bühne, das Publikum in seinen Bann zu ziehen. Foto: privat

Zu ihren Auftritten als Comedians waren John Friedmann und Florian Simbeck (alias Stefan) übrigens auf ganz ungewöhnliche Weise gekommen. "Ich habe zu dem Zeitpunkt Architektur studiert und Florian Jura. Dabei haben wir beobachtet, dass die zweite und dritte Generation der Migranten, also die Nachkommen der Eingewanderten, dieses merkwürdige gebrochene Deutsch, gemischt mit Street-Talk, gesprochen haben." Diesen Slang, der in den 90er Jahren von jungen Menschen aller sozialen Schichten gebraucht wurde, haben die beiden Künstler aufgegriffen und zu ihrem Markenzeichen gemacht.

2000 feierte das Komikerduo, das erst Ende der 90er Jahre mit ihren Bühnen-Auftritten ein Livepublikum begeistert hatte, mit dem Kinofilm "Erkan und Stefan" an den Kinokassen Erfolge. Darauf folgten die Filme "Erkan und Stefan … Gegen die Mächte der Finsternis" und "Der Tod kommt krass". Friedmann spielte daraufhin in diversen Spielfilmen mit, darunter "Ich Chef, du nix” (2007), und stand in dem Stück "Männerhort" 2008 auf der Bühne.

"Unser Vorteil war, dass Stefan und ich zu zweit waren, also ein Team Dick und Doof. Wenn einer von uns mal einen schwachen Moment hat, kann der andere ihn aufgreifen, sodass wir uns triezen konnten wie zwei Freunde", so Friedmann über das Geheimnis seines Erfolges. Als guter Comedian müsse man ein Gefühl für die Wechselwirkung zwischen der Bühne und dem Publikum haben, führte er aus. "Wir haben zwar ein Programm, doch improvisieren wir vielmehr und lassen uns von der Energie und von dem Ort treiben."