Multimillionär aus Kuwait muss sich mit dem Verwalter seiner Insel-Landgüter herumschlagen
Der Mann soll die mit dem Emir des Ölstaates verwandte Familie um Geld betrogen haben. Der orientalische Clan hatte bereits in den 1970ern reichlich Ärger mit einem Angestellten auf Mallorca, der mutmaßlich 24 Millionen Euro unterschlagen wollte
Die Landgüter von Capocorb bei Llucmajor sind bekannt für ihre vielen archaischen Fundstätten (Talaiots). Dort werden zudem Pferde gezüchtet. | Jaume Morey
Eine kuwaitische Familie, Al Hassawi, die mit dem Emir von Kuwait verwandt ist, hat in Palma eine Klage gegen den Verwalter ihrer Immobilien auf Mallorca eingereicht. Die Kuwaitis beschuldigen ihn, sie mit der Verwaltung der Landgüter, die einzigartig gelegen sind und über 2000 Hektar umfassen, um rund eine halbe Million Euro betrogen zu haben.
Dieselbe kuwaitische Familie spielte unfreiwillig eine Hauptrolle in einem der bekanntesten Justizfälle der 1990er Jahre auf Mallorca: der Betrug des Geschäftsmanns Martín Ferriol Font, der damals die Landgüter der Familie verwaltete und wegen einer mutmaßlichen Unterschlagung von damals fast vier Milliarden Pesetas (zirka 24 Millionen Euro) angeklagt wurde. Der Geschäftsmann starb 1994 unter mysteriösen Umständen, als er noch auf seinen Prozess wartete, nachdem er zuvor nach London geflohen und zurück nach Mallorca ausgeliefert worden war, wie die spanische MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora“ am Samstag berichtete.
Der Umfang des gegenwärtigen Falles, der jetzt vor einem Gericht in Palma verhandelt wird, nimmt sich im Vergleich dazu wesentlich bescheidener aus. Die Erben des Bankiers und Schwagers des Oberhauptes des kuwaitischen Königshauses, Mubarak Abdul Azif al Hassawi, vertreten durch die Tochter Fawziah Al Hassawi, haben eine Klage gegen ihren Angestellten eingereicht, der in den vergangenen fünf Jahren für die Verwaltung und den Unterhalt ihrer Landgüter auf der Insel zuständig war.
Der Vorwurf in der Klage lautet, dass die Firma des Beklagten in jener Zeit jährlich rund 200.000 Euro für die Wartung und Instandhaltung der Immobilien in Rechnung stellte. Obgleich der Beschuldigte das Geld erhielt, führte er die Arbeiten nicht selbst aus, sondern nutzte die Grundstücke zu seinem eigenen Vorteil: Er vermietete sie an Jäger, verkaufte das geschlagene Holz und nutzte andere Möglichkeiten, um ohne Wissen der Eigentümer an Geld zu kommen, so die Beschuldigungen gegen ihn.
Der Angeklagte, der bereits vor dem Richter ausgesagt hat, bestreitet die Vorwürfe und versichert, den ihm erteilten Auftrag in vollem Umfang ausgeführt zu haben. Seine Darstellung wurde hingegen von mehreren Zeugen infrage gestellt. Sie hatten ausgesagt, von dem man direkt bezahlt worden zu sein.
Der Patriarch der Familie Al Hassawi hatte in den späten 1970er Jahren eine Reihe von Landgütern auf Mallorca eworben, darunter Capocorb bei Llucmajor, Ses Planes in Calviá und Son Jaumell in Capdepera. Der Unternehmer aus dem Orient hatte die Absicht, das Land mit dem Neubau von Immobilien aufzuwerten. Das Inkrafttreten des Gesetzes über Naturschutzgebiete machte diese Pläne jedoch zunichte. Dennoch trennte sich die Familie bislang nicht von den Anwesen. Einzige Ausnahme: Erst im vergangenen März wurde der Verkauf von Capocorb an einen spanischen Geschäftsmann abgeschlossen.
Die Beschwerdeführerin Fawziah Al Hassawi, die Tochter des ursprünglichen Käufers, ist Eigentümerin des in London ansässigen Immobilienunternehmens Al Mubarakia Limited, das Immobilien in Deutschland, den USA, Hongkong und dem Vereinigten Königreich besitzt und auch in anderen Bereichen mit Investitionen tätig ist. Die Familie war auch Eigentümerin des englischen Fußballvereins Nottingham Forest.
Verhaftung, Flucht und Tod des Geschäftsmanns Martin Ferriol Font
Martin Ferriol Font verwaltete jahrzehntelang die Besitztümer von Al Hassawi. Im Jahr 1992 wurde aufgedeckt, dass er in dieser Zeit die Immobilien mit Hypotheken belastet und fast vier Milliarden Pesetas in andere Länder abgezweigt hatte. In einem der aufsehenerregendsten Fälle Mallorcas wurde er damals verhaftet. Er sagte zunächst aus, kam auf freien Fuß und nutzte die Situation zur Flucht nach London.
Dem mit dem Fall betrauten Richter José Castro gelang es schließlich, den Tatverdächtigen verhaften und ausliefern zu lassen. Martin Ferriol Font kam in Haft und verbrachte einige Monate im Gefängnis. Nachdem er gegen Kaution freigelassen wurde, fand man ihn im Industriegebiet Can Valero bei Palma tot auf, als Ursache wurde ein natürlicher Tod genannt. Zuletzt hatte der Mann behauptete, er wolle „die Decke wegziehen“, was im Spanischen so viel bedeutet wie „auszupacken“ und alle Hintergründe offenzulegen …
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