Simple-Minds-Frontmann Jim Kerr: Interview vor dem großen Mallorca-Auftritt
Jim Kerr, der Sänger von Simple Minds, steht am Mittwoch mit der Band auf der Bühne und läutet damit die 'Palma Concert Series' im Trui Son Fusteret ein. Ein Interview vorab
Seine Lieder füllen Stadien mit bombastischem, pompösem und großspurigem Rock. Doch wer hätte einst gedacht, dass sich die Welt vor diesem introvertierten Jungen mit der brüchigen Stimme verneigen würde? 1978 in Glasgow, der rauen Heimatstadt des erwachsenen Jim Kerr, schlug Simple Minds einen stilisierten Weg ein, geprägt von prägnanter Keyboard-Präsenz und unbändigem Experimentierwillen. Ein Ansatz, der den damals aufkeimenden Post-Punk ankündigte. Heute erobert dieser selbstbewusste, aber zugleich schüchterne Junge die Herzen von Millionen Zuhörern. Am kommenden Mittwoch beehrt er Mallorca zusammen mit seiner Band im Rahmen der Palma Concert Series im Trui Son Fusteret. Ein Interview:
Frage: Ihr neues Album "Direction of the Heart" klingt sehr selbstsicher. Es wirkt selbstbewusst und frei von Druck. Glauben Sie, dass Ihr bester Song noch vor Ihnen liegt? Antwort: Wir streben stets nach den besten Ergebnissen, wenn wir Musik machen. Aber Musik ist subjektiv, und jeder hat seine eigene Definition von "bestem Song".
Frage: Glasgow hat einige legendäre Pop-Rock-Bands hervorgebracht: Jesus and Mary Chain, Belle and Sebastian, Del Amitri, The Wake, Primal Scream, Aztec Camera und natürlich Simple Minds. Was macht Glasgow zu einem solchen Nährboden für großartige Musik? Antwort: Jede Stadt hat ihren eigenen einzigartigen Charakter, und Glasgow ist da keine Ausnahme. Die Menschen hier lieben es, auszugehen und Spaß zu haben, und Musik spielt eine große Rolle in der Jugendkultur. Der Erfolg eines Glasgow-Künstlers inspiriert definitiv andere. Außerdem unterstützen schottische Zuschauer ihre eigenen Musiker sehr stark.
Frage: Stimmt es, dass die Geschichte von Simple Minds mit Tabak und einer spanischen Gitarre begann? Antwort: (lacht) Absolut! Aber es war auch stark beeinflusst von Künstlern wie Jim Morrison, Bob Dylan, Lou Reed, David Bowie, Patti Smith und vielen anderen.
Frage: Vor Jahren wählte eine britische Umfrage "Don't You (Forget About Me)" zum repräsentativsten Song der 80er Jahre. Es war nicht einmal ein Song, den Sie ursprünglich geschrieben oder gesungen haben. War es im Nachhinein das wert? Antwort: Wenn man bedenkt, wie viele Menschen diesen Song lieben, absolut! Was gibt es Schöneres, als Millionen von Menschen mit nur wenigen Stunden Arbeit im Studio glücklich zu machen? Und die Freude zu sehen, die er jedes Mal auslöst, wenn wir ihn live spielen, ist etwas ganz Besonderes.
Frage: Sie leben jetzt in Sizilien, aber ist "The Paradise" immer noch Glasgow? Antwort: "Paradise" wird immer der Name sein, den wir dem Stadion des Celtic Football Clubs geben. Ob wir gewinnen oder verlieren, unsere Herzen werden immer dort sein.
Frage: Einer unserer Favoriten ist "Promised You A Miracle". Wem wurde das Wunder versprochen? Antwort: Ich habe es mir selbst versprochen. Es ist ein Song über die unglaubliche Kraft des Selbstvertrauens.
Frage: Was war Ihre größte Frustration im Leben? Antwort: Ich fühle mich im Leben sehr gesegnet, daher habe ich nicht viele persönliche Frustrationen. Es frustriert mich, dass nicht mehr Menschen die Art von Glück erleben können, die ich hatte. Das meine ich ehrlich.
Frage: Wie funktioniert Ihr kreativer Prozess, besonders wenn die Welt um Sie herum zusammenzubrechen scheint? Antwort: Ein großer Teil des kreativen Prozesses besteht darin, durch Ihre Kunst eine eigene Welt zu erschaffen. Das erlaubt einem, dem Chaos der Außenwelt für eine Weile zu entfliehen.
Frage: Wie gehen Sie mit Schreibblockaden in dieser Phase Ihrer Karriere um? Antwort: Ich glaube nicht, dass ich jemals eine Schreibblockade hatte. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich an das Konzept glaube. Wenn dir jemand eine Waffe an den Kopf hält und dir sagt, du sollst kreativ sein, bin ich mir sicher, dass du einen Weg finden würdest – ohne Blockaden. Es geht nur um Einsatz und Willen.
Frage: Inwiefern sind Sie ein Sechzigjähriger, und inwiefern werden Sie es nie sein? Antwort: Mein Geburtsurkunde und mein Reisepass sagen, dass ich 65 bin, und man sieht es an der Farbe und Textur meiner Haare. Aber ich liebe mein Alter und mein Leben im Moment. Vielleicht mehr denn je.
Frage: Welche Fehler würden Sie wieder machen und was haben Sie aus ihnen gelernt? Antwort: Fehler sind wertvolle Lektionen, solange sie Sie nicht umbringen. Ich kann Italienisch sprechen, aber ich wünschte, ich hätte mehr Sprachen gelernt.
Frage: Welcher Song hat Ihr Leben verändert? Antwort: 1978 schrieben wir einen unserer ersten Songs zusammen, ich und Charlie Burchill – "Chelsea Girl". Wir spielten ihn nur zwei Nächte später in einer Kneipe. Beim dritten Refrain sang die ganze Kneipe mit, obwohl niemand den Song kannte. Diese Erfahrung zeigte uns, dass wir ein Händchen dafür hatten, gute Songs zu schreiben, auch ohne formelle Ausbildung. Diese Erkenntnis veränderte unser Leben, und wir haben seitdem etwa 250 weitere Songs geschrieben.
Frage: Inwiefern unterscheiden sich Simple Minds von den New Wave Bands der 80er Jahre und denjenigen, die hier in Palma auftreten werden? Antwort: Wir sind alle einzigartige Geister, vor allem die Simple Minds!
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