Luigi Marsella lässt keine Zweifel aufkommen: „Ein Hund hat mir sogar das Leben gerettet”, sagt der Mann in seinem Wohnzimmersessel. Der 59-jährige Italiener hat seit Jahrzehnten eine Vorliebe für Hunde, besonders für Rottweiler. 2003 erlitt Marsella einen Hirnschlag in seinem Badezimmer. Sein damaliger vierbeiniger Liebling erweckte ihn aus der Bewusstlosigkeit, und Marsella konnte Hilfe holen.
Diese Geschichte beschreibt deutlich die besondere Beziehung zwischen Mensch und Hund. So ist Marsella ein Mann, der eben sagt: „,Brutus’ ist mein bester Freund!” „Brutus”, sechs Jahre alt, Rüde und Rottweiler, ist Marsellas aktueller Schützling, und gemeinsam werden die beiden Ende April an der spanischen Hunde-Meisterschaft dieser Rasse teilnehmen.
Dass es so weit kommen konnte, verdankt Marsella einem Sporttrainer für Vierbeiner in seinem Hundeverein in Llucmajor. Vor zehn Jahren besuchte er mit „Brutus’” Vorgänger einen Sozialisierungskurs für Hunde, und das habe Marsella so gut gefallen, erzählt er, dass er nach der Corona-Pause anfing, mit „Brutus” an Wettbewerbsprüfungen teilzunehmen.
Vier Jahre trainiert der Italiener nun schon mit seinem Protegé, und das durchaus erfolgreich: Vier Turniere, einschließlich der Qualifikation für die Meisterschaften, hat das Duo in den Disziplinen Gehorsamkeit, Spurensuche sowie Schutzhund bestanden.
Bei Gehorsamkeitsaufgaben bewerten Richter das Befolgen des Tieres von typischen Befehlen wie „Sitz!” und „Platz!”. Bei der Disziplin Spurensuche muss der Hund Gegenstände entlang einer vorher gelegten Spur suchen. Schutzhundübungen wiederum bewerten, inwieweit „Brutus” in der Lage ist, sein Herrchen adäquat vor Angriffen zu schützen.
„Auf dem nationalen Niveau kommt es auf die Feinheiten an”, merkt Marsella an. Bei einer kleinen Demonstration in Sachen Gehorsamkeit auf seinem Grundstück in Algaida befolgt sein Gefährte die Vorgaben wie auf’s Wort.
„Ich rechne mir einige Chancen bei der Meisterschaft aus”, gesteht Marsella. Trainer und ehemalige Meister vom Festland, die der Hundeverein nach Llucmajor eingeladen hatte, zollten Marsella Anerkennung für seine Arbeit. Sie gaben die Prognose ab, „Brutus” könnte auf den ersten drei Plätze landen. Marsella selbst ist in erster Linie „froh, dass wir uns qualifiziert haben.” Er wolle ohne Druck in den Wettbewerb starten.
Gleichzeitig geht das Duo die Vorbereitungen ernst an: Dreimal wöchentlich wird trainiert, jeweils bis zu drei Stunden pro Einheit. Dazu kommen drei-, viermal pro Jahr umfangreiche Wochenendkurse. Das derzeitige Programm habe nur noch bis Ende des Monats Bestand, berichtet Marsella, weil dann der trockene Boden keine geeignete Spurensuche mehr zulasse. Der Verein bezahlt bereits einen anliegenden Bauern, der gegen Entgelt sein Feld mit dem Traktor umwühlt, um so den Hunden gute Bedingungen zum Schnüffeln zu ermöglichen.
Auch bei der Ernährung wird auf die Vorlieben des Vierbeiners geachtet: wenig Trockenfutter, Reis als Grundlage, dazu Huhn oder Rinderhackfleisch. Gemüse schmeckt dem verwöhnten „Brutus” selten. Sein Herrchen gibt ihm manchmal Knoblauch ins Essen, „das ist gut gegen Flöhe.”
Generell ist Brutus ein wohlgeratenes Exemplar seiner Rasse: freundlich, friedlich und gehorsam. Marsella ist es wichtig, zu betonen, dass die Erziehung eines Hundes für dessen Verhalten entscheidend sei und bezieht sich damit auch auf aktuelle Diskussionen über ein Gesetz, das die von ihm und „Brutus” betriebene Sportart verbieten würde. Schließlich kaufe die Öffentlichkeit den Hundevereinen gerne gut trainierte Tiere ab, um sie bei der Polizei oder im Militär als Diensthunde einzusetzen. Marsella gibt sich bestimmt: „Will ein Mensch sich einen Rottweiler zulegen, dann sollte er mit ihm zuerst einen Kurs absolvieren.”
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