Ob verlorene Pässe, Krankenhausaufenthalte oder andere Probleme: Mirtha Erhart-Zimmerli kümmert sich seit vielen Jahren um Schweizer Staatsangehörige auf den Balearen. | P. Lozano

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Es ist normalerweise warm und grün in den Alpen, – auch wenn das Wetter in diesem Jahr etwas verrückt spielt –, die Kühe an den Berghängen werden gemütlich Gras kauen, in den Städten und Dörfern werden Unmengen von Fahnen mit dem Schweizer Kreuz hängen: Der 1. August ist der Tag, an dem das urschweizerische Wesen mit besonders großer Inbrunst gefeiert wird.

Auch auf Mallorca dürften sich dann sicherlich viele der 1550 hier wohnhaften Eidgenossen an den Bundesbrief aus dem fernen Jahr 1291 erinnern. Der hielt das Verteidigungsabkommen der drei Ur-Kantone fest und gilt als eine der Geburtsstunden einer der ältesten Demokratien der Welt – und als Schritt ins Licht eines multikulturellen Staates, in welchem es vorwiegend friedlich zuging und der nunmehr einer der reichsten überhaupt ist. Gut möglich, dass mancherorts auf der Insel die Nationalhymne gesungen oder gesummt wird, wahrscheinlich auch in Colònia de Sant Jordi, dem als besonders schweizerisch geltenden Ort ganz im Südosten der Insel.

Das Wohlergehen der derzeit insgesamt 2050 Balearen-Schweizer permanent fest im Blick hat Mirtha Erhart-Zimmerli, seit vielen Jahren Honorarkonsulin auf den Inseln. „Die Bürger wohnen sehr verteilt”, so die Diplomatin im Gespräch mit MM. „Neben Colònia de Sant Jordi leben viele auch in Campos, Santa Ponça, Peguera, Inca und Palma.” Und immer wenn der 1. August naht, werde örtlich gefeiert, etwa in einigen der in Schweizer Hand befindlichen Universal-Beach-Hotels – „mit Girlanden, Kinderspielen und einem speziellen Büffet”, so Erhart-Zimmerli weiter.

Und auch der bald schon 50 Jahre bestehende „Club Suizo Balear” ist vor dem großen Tag wieder umtriebig: Wie bereits in den vergangenen zwei Jahren wird es auch diesmal wieder auf der Finca der Familie Schwender in Binissalem hoch hergehen, wie Club-Präsident Fridolin Wyss gegenüber MM bestätigte. Es wird gegrillt, Wein und Cava werden gereicht. Wie üblich ist auch geplant, das Grußwort des Bundespräsidenten an die Auslandsschweizer zu verlesen – nach Ignazio Cassis 2022 in diesem Jahr von Alain Berset. Eidgenossen können sich für die Veranstaltung unter der Telefonnummer 971-875194 anmelden. Der „Club Suizo Balear” ist deutschsprachig und hielt seine Treffen früher vorwiegend im Restaurant „Binicomprat” an der Schnellstraße zwischen Palma und Manacor ab. Ein französischsprachiger Verein existiert seit dem Jahr 2013 nicht mehr.

Nicht nur Residenten und Zweithaus- bzw. Zweitwohnungsbesitzer, auch Urlauber aus dem Alpenland schätzen Mallorca sehr, zumal die Eurozone für Bewohner der Eidgenossenschaft angesichts des ausgesprochen vorteilhaften Wechselkurses zum Franken recht günstig ist. „Die Flugbewegungen sind in etwa auf der Höhe des letzten Vorpandemiejahrs 2019”, weiß Konsulin Erhart-Zimmerli. Wobei nicht nur Badetouristen und Wanderer kämen, sondern auch viele Radsportler, die dem Lockruf des Schweizer Spezialreiseveranstalters Max Hürzeler folgen, der auf der Insel seit vielen Jahren fest verortet ist.

Angesichts der unvermindert hohen Nachfrage werde nicht nur Zürich angeflogen, sondern auch Genf, Basel und die Hauptstadt Bern. „Probleme, von hier aus in die Heimat zu kommen, kennen wir nicht”, so die Diplomatin. Zwar werde auch die Schweizer Allgemeinheit von Berichten der deutschen Boulevardpresse über die bedenklichen Zustände etwa an der Playa de Palma beeinflusst, das tue dem jahrzehntelang existierenden guten Ansehen Mallorcas in der Schweiz aber keinen Abbruch. „Die Insel genießt ein hohes Prestige”, ist auch der Schweizer Philippe Wolgen überzeugt. Der Chef der millionenschweren Clinuvel-Gruppe will deshalb hier einen Klinik-Standort aufbauen. „Das ist von strategischer Bedeutung”, sagt er.

Auch Prominente halfen und helfen weiter dabei, das Ansehen Mallorcas in der Heimat hochzuhalten. Skistars schauten in den vergangenen Jahren immer mal wieder vorbei, der zwanzigmalige Grand-Slam-Gewinner Roger Federer wurde erst kürzlich samt Anhang beim erquickenden Schwimmen und Tretbootfahren in den Meereswellen vor einem Beachclub am größten der Illetes-Strände gesichtet.