Jan Ullrich (m.) am 7. August nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft in Palma | R.S.

TW
0

Der deutsche ehemalige Radrenn-Profi und langjährige Mallorca-Resident Jan Ullrich hat jetzt ein umfassendes Doping-Geständnis in Form einer TV-Doku angekündigt. "Dass ich niemanden betrogen habe, war falsch. Für mich war das auf meine Gegner getrimmt, aber die Fans gehören natürlich auch dazu", sagte der 49-Jährige in einem Werbeclip für die Amazon-Dokumentation "Jan Ullrich - Der Gejagte". Schon im September 2022 hatte der Tour-de-France-Sieger von 1997 gesagt, er wolle in der Serie seine Geschichte erzählen, "die ganze Geschichte". Oft hatte Ullrich Dopingvorwürfe mit dem Satz bestritten: "Ich habe nie jemanden betrogen."

Die am 28. November erscheinende Serie will in vier Folgen nach Amazon-Angaben einen "kritischen Blick auf die Karriere, die Erfolge, die Abstürze und die Persönlichkeit" des gebürtigen Rostockers werfen. "Mir ging's auch richtig scheiße. Ich habe Kokain in Massen genommen. Ich habe Whiskey wie Wasser getrunken. Bis kurz vor Exitus", sagte Ullrich. "20 Jahre danach erkennt man die Fehler, die man gemacht hat."

Zu seinen wohl größten gehörte die Auseinandersetzung mit dem deutschen Schauspieler und Produzenten Til Schweiger im August 2018 auf Mallorca, die in der Festnahme von Ullrich endete. Beide wohnten als Nachbarn auf der Insel. Angeblich hatte Schweiger eines Abends im Garten eine Party veranstaltet, als Ullrich über den Zaun, der beide Grundstücke voneinander trennte, stieg und seinen Nachbarn und dessen Gäste im Drogenrausch anschrie. Schweiger erklärte später, dass Ullrich mit einem Besenstiel auf einen Freund Schweigers losgegangen sei. Der Schauspieler hätte daraufhin die Polizei gerufen, die den Ex-Radprofi verhaftete. Ullrich unterzog sich anschließend in Deutschland mehreren Drogenentzugstherapien. 2020 erklärte er sich selbst für "trocken".

In der Serie geht es nun vor allem um die zahlreichen Dopingvorwürfe, denen sich Ullrich während seiner Karriere immer wieder ausgesetzt sah. So kommt nicht nur sein großer Rivale Lance Armstrong zu Wort, sondern auch der spanische Doping-Arzt Eufemiano Fuentes. "Sie fragten mich nach der Wunderformel, um Sieger zu werden", sagte Fuentes. Auf wen sich das bezieht, wird in dem fast eine Minute langen Clip nicht deutlich.

Ullrich hatte mit seinem Sieg bei der Tour de France 1997 einen Radsport-Boom in Deutschland ausgelöst. 2006 wurde der Sydney-Olympiasieger kurz vor dem Start der Frankreich-Rundfahrt von seinem Team suspendiert, da er Verbindungen zu Fuentes hatte. Bei dem Gynäkologen wurden bei einer Razzia Blutbeutel mit der Aufschrift "Jan" und "Rudis Sohn" gefunden. Rudi Pevenage, der Mentor des zweimaligen Zeitfahrweltmeisters, hatte später wie auch Ullrich den Kontakt zu Fuentes eingeräumt.

Der Internationale Sportgerichtshof Cas sperrte Ullrich 2012 für zwei Jahre und erkannte ihm den Gesamtsieg bei der Tour de Suisse 2006 ebenso ab wie die Etappenerfolge beim Giro d'Italia 2006, bei der Deutschland Tour 2005 und bei der Tour de Suisse 2005 und 2006.