Frank Hanebuth bei seiner Festnahme in Spanien. | A. Sepúlveda

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"Er hat eine erstaunlich warme Stimme für einen 1,96 Meter großen und über 130 Kilo schweren Mann. Einer, der zu einem Großteil aus Muskeln besteht, um genau zu sein. Und er lächelt viel und zeigt dabei gute Zähne. Niemand würde bei dieser Beschreibung glauben, dass Frank Hanebuth einst mit einer einzigen Mission an der Playa de Palma ankam: Das Gesetz der Hells Angels auf Mallorca zu etablieren ..." Diese Zeilen entstammen einem Bericht der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora", der sich mit den Machenschaften jener Rockerbande auf der Insel befasst. Oder, wie die spanischen Kollegen schreiben: "Jener unfreundlichen Bande harter Kerle, denen man nachts in einer Gasse in S’Arenal besser nicht alleine begegnen möchte..."

Am 23. Januar – zehn Jahre, nachdem die Vereinigung aufflog – soll nun der Strafprozess gegen Hanebuth und Konsorten vor dem Staatsgerichtshof in Madrid beginnen. Dem 58-Jährigen sowie weiteren angeklagten mutmaßlichen Ex-Mitgliedern und Helfern der "Höllenengel" werden unter anderem Drogenhandel und Zuhälterei vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft fordert eine Gesamtfreiheitsstrafe von fast 300 Jahren.

2013 war Hanebuth zusammen den anderen Motorrad-Rockern bei einer Razzia bei Lloret de Vistalegre festgenommen worden. Unter den Verhafteten waren vorwiegend Deutsche, aber auch Türken, Luxemburger und Spanier. Die Gruppe soll auf Mallorca nach den Erkenntnissen der Ermittler mehrere Jahre lang als kriminelle Vereinigung tätig gewesen sein und am berühmt-berüchtigten "Ballermann" sowie an anderen Orten zahlreiche schwere Straftaten begangen haben.

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Es dauerte zwar nicht lange, bis Guardia Civil und Kriminalpolizei die Anwesenheit der Gruppierung auf der Insel entdeckten – nach einigen Ermittlungen stand fest, dass die Bande mit Drogenhandel, Geldwäsche, Erpressung und zwielichtigen Prostitutionsgeschäften in Verbindung stand – und doch wurde der Zugriff seinerzeit penibel vorbereitet. Die "Operation Casablanca" wurde dann schließlich im Juli 2013 eingeleitet und die gesamte Organisation unter der Leitung von Hanebuth hochgenommen. Insgesamt wurden damals 25 Motorradrocker verhaftet. Es heißt, dass "der tätowierte Riese", als er in seiner Luxus-Villa die Handschellen angelegt bekam, mit erstaunlicher Kaltblütigkeit reagierte – fast ohne mit der Wimper zu zucken.

"Ultima Hora" schreibt dazu: "Er benahm sich, als würde er einfach nur in einen kleinen Urlaub 'entführt' werden. Auch sein anschließender Aufenthalt im Gefängnis von Palma war nicht traumatisch. Er widmete sich dem Kraftsport und schickte über einen Mit-Insassen Nachrichten an seine Familie in der Außenwelt. Seine Handschrift war dabei klein, fast winzig. Das Gegenstück zu dieser Masse an Muskeln und Tattoos."

Nach zwei Jahren hinter Gittern wurde Hanebuth im Sommer 2015 gegen eine Kaution von 60.000 Euro und unter Auflagen aus der U-Haft in einem Hochsicherheitsgefängnis in Cádiz – dorthin war er in der Zwischenzeit verlegt worden war – entlassen. Erst 2017 durfte er Spanien verlassen und kehrte nach Deutschland zurück. Zum Prozess nach Madrid soll Hanebuth jetzt persönlich erscheinen, das zumindest heißt es vonseiten seiner Vertreter. Ob der dabei auch wieder lächeln wird, bleibt abzuwarten.