Eigentlich passiert dies immer im oder vor dem Winter: Wenn es kühler wird, erkälten sich viele Menschen, auch auf Mallorca. Doch dieses Jahr liegen die Dinge anders: Es sind mehr als üblich, die entweder an Influenza-Grippe, anderen Atemwegserkrankungen oder auch an Corona erkrankt sind. Das dürfte der Tatsache geschuldet sein, dass sämtliche Restriktionen, die vor einem Jahr noch galten und die Einwohner vor Infektionen schützten, weggefallen sind. Treffen vieler Menschen in geschlossenen Räumen finden inzwischen noch und nöcher statt, die Maskenpflicht gilt in den meisten Innenräumen nicht mehr, an Arbeitsorten werden Mindestabstände wie in den Jahren 2020 und 2021 längst nicht mehr durchgehend eingehalten.
Kein Wunder, dass Viren aller Art und sonstige Keime leichtes Spiel haben und die Menschen befallen, die restriktionsbedingt offensichtlich mit weniger Antikörpern als in den Vorcoronajahren ausgestattet sind. Etwa 200 verschiedene Arten sind es an der Zahl, sie alle verursachen ähnliche Symptome wie Schnupfen, Halsschmerzen, Schleimbildung und Reizhusten. Auf Mallorca ist derzeit laut Experten vor allem der sogenannte Respiratorische Synzytial-Virus RSV aktiv. Dieser befällt vor allem die oberen und unteren Atemwege von Menschen aller Altersgruppen, aber besonders die von Kindern und Babys.
Wer kein starkes Immunsystem hat oder durch Vor- oder andere Erkrankungen belastet ist, muss mitunter damit sogar ins Krankenhaus einrücken. Die Insel-Hospitäler schlagen sich denn auch derzeit mit Problemen herum: Im größten Komplex dieser Art auf den Balearen, dem Son-Espases-Krankenhaus, sind jedenfalls in den vergangenen Tagen die Betten auf den Intensivstationen mehr als nur knapp geworden. Laut der Ärztegewerkschaft Simebal warteten am vergangenen Wochenende mehrere Patienten längere Zeit darauf, ein Bett zugewiesen zu bekommen.
In diesem Zusammenhang wurde der in Pandemiezeiten bekannt gewordenen balearischen Gesundheitsministerin Patricia Gómez (Sozialisten) vorgeworfen, in der Vorbereitung nicht genügend zur Eindämmung dieser ungewöhnlichen Erkrankungswelle unternommen zu haben. Befürchtet wird, dass sich die Lage auf den Intensivstationen noch verschlimmern wird, da die Erkältungsviren bekanntlich erst im Januar oder Februar besonders intensiv unterwegs sind. Auch jenseits des Archipels bietet sich auf dem spanischen Festland im Augenblick eine ähnlich bedenkliche Situation: Sowohl aus Krankenhäusern in Valencia als auch in Alicante und Castellón de la Plana wurden in den vergangenen Tagen mitunter überfüllte Intensivstationen gemeldet.
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