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Auf der Promenade Poligon de la Mar ist es so leise, dass jeder Schritt laut erscheint. Auch das Meer vor Colònia de Sant Pere, die Bucht von Alcúdia, zeigt sich während des MM-Besuchs still wie ein See. Und doch ist es nicht so, dass sich kein Mensch auf der Straße aufhält.

Auf den Terrassen der inzwischen durchaus zahlreichen Restaurants des zur Gemeinde Artà gehörenden Ortes speisen heute vor allem deutschsprachige Menschen. An der Promenade befindet sich das „Xarxa”, wo Betreiberin Sabine Hagström frischen Fisch serviert. „Unsere Gäste kommen sogar aus Andratx”, sagt die Wirtin, die den Ort als „magisch” und die Sonnenuntergänge als singulär bezeichnet.

Im Unterschied zu Meeresdörfern woanders auf der Insel gibt es in Colònia de Sant Pere keinen Trubel. Niemand rennt, niemand redet laut, niemand fällt aus der Rolle. Am Ufer stehen bestens restaurierte, viele Jahrzehnte alte Gebäude, und auch hochmoderne und elegant geschnittene Häuser. Diese hinterlassen beim Betrachter den Eindruck, dass hier durchaus Geld zu Hause und auch hinzugekommen ist.

Angesichts der beständigen Ruhe in diesem verschlafenen und irgendwie abgekapselt wirkenden Nordostwinkel von Mallorca im Schatten schroffer Berge ist der seit 25 Jahren auf der Insel wohnhafte deutsche Tierarzt Gordon Schier verblüfft: „Es ist faszinierend, dass Colònia de Sant Pere noch ein Dorf ist”, sagt er. In anderen Ecken ist es mitunter im Umkreis von Dutzenden Geschäften mit Ramschware nur laut und unruhig. Anders als das benachbarte Son Serra de Marina – eine im Winter leergefegte Feriensiedlung – sei die Colònia „ein gewachsenes Dorf” mit Kirche, Bank, Schule und nur einem Hotel, dem Rocamar Petit, so der Tierarzt. Hochbauten mit mehr als zwei Stockwerken wie andernorts gibt es keine. Das Markenzeichen des Ortes ist Gemütlichkeit, ein „harmonisches und freundliches Miteinander”, wie es Heike Huget, deutsche Immobilienunternehmerin vor Ort, ausdrückt. Sie ist in Colònia de Sant Pere seit 1997 fest ansässig. Die Einheimischen seien offen „gegenüber allen Nationalitäten sowie auch untereinander; hier gibt es kein ‚Gleich und Gleich gesellt sich gern.’“ Der spezielle Charme eröffne sich einem bereits, „wenn man über den Berg kommt”, so Wirtin Sabine Hagström.

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Die Ursprünglichkeit und die Abgeschiedenheit am Rande einer weiter im Nordosten hinter der Feriensiedlung Betlem endenden Stichstraße sind es wohl, die Investoren vor allem aus Deutschland, aber auch vom spanischen Festland, aus der Inselkapitale Palma und neuerdings aus Frankreich anlocken. „Es gibt derzeit mehr Nachfrage als Bauobjekte, die Preise gehen trotz Corona hoch”, weiß Gordon Schier. Der Ort zähle momentan etwa 600 Einwohner, man habe aber Kapazität für 6000. Es gebe „Meerblick von so gut wie allen Immobilien, und zwar egal für welchen Geldbeutel”, sagt Immobilienunternehmerin Huget. Vor allem junge Familien seien interessiert an Eigentum.

Im fernen Jahr 1880, als der Ort gegründet wurde, machte die Gemeinde Artà die brachliegende Gegend nahe einer unverwechselbar aussehenden Steilküste landwirtschaftlich urbar. Als Initiatoren fungierten die Gebrüder Homar, die hier Wein und Mandeln anbauen wollten. Das Dorf, wo Beschäftigte in der landwirtschaftlichen Erschließung wohnen sollten, wurde schachbrettförmig um die Sant-Pere-Kirche herum angelegt, der kleine Fischerhafen wurde Ende der 1990er Jahre zu einem Yachthafen ausgebaut.

Kurios in der Gegend ist eine jenseits des Ortes verrottende Bungalowanlage. Die musste bereits vor fast zwei Jahrzehnten geschlossen werden, weil der Betreiber wohl Steuerschulden hatte, wie Tierarzt Gordon Schier weiß. „Am Ende kamen nochmal Urlauber des Reisekonzerns Tui, dann war Schluss.” Jetzt ist der Swimmingpool hinter einem Gitter, von dem der Rost fällt, vor lauter hineingewachsener Palmen kaum noch auszumachen.

(aus MM 38/2021)