Für mindestens zehn Prozent des weltweiten Cannabishandels soll Howard Marks verantwortlich gewesen sein, bis er 1988 in Palma verhaftet wurde. Einer, der ihn gut kannte und seit Jahren auf seinen Spuren wandelt, ist der niederbayrische Autor Mefa Dämgen. Seit Dezember ist eine erweiterte Neuauflage seines Buchs über den Gentleman-Dealer mit Uni-Abschluss im Handel.
Der Aufstieg des 1945 geborenen Walisers zum Cannabis-Baron im XXL-Format begann während seines Physikstudiums in Oxford. Marks fand selbst Gefallen am ein oder anderen Joint und begann, seine Studienkollegen und schließlich die gesamte Uni mit Haschisch zu versorgen. Der Kontakt zu einem Waffenlieferanten der irischen IRA ermöglichte ihm den Einstieg ins nationale und schließlich internationale Drogengeschäft. Nach Angaben der US-Drogenfahndung DEA war er in den 70er und 80er Jahren der weltweit größte Drogenschmuggler.
Sein Leben liest sich wie ein Film. Zur Ausspähung der IRA wurde er vom britischen Geheimdienst MI6 angeworben, er kooperierte mit den japanischen Yakuza, der kolumbianischen Drogenszene und der New Yorker Mafia. Dabei betonte der überzeugte Befürworter der Cannabis-Legalisierung stets, dass er nie Gewalt angewandt und niemals mit harten Drogen gehandelt habe.
Über 43 Falschnamen soll Marks nach eigenen Angaben verfügt haben, darunter auch Mr. Nice, der spätere Titel seiner Autobiographie, die sich zum Bestseller entwickelte und mit Rhys Ifans und Chloë Sevigny in den Hauptrollen in die Kinos kam. 1980 wurde er wegen Marihuana-Handels in Großbritannien angeklagt, aber aufgrund seiner Behauptung, für den MI6 gearbeitet zu haben, durch eine Jury freigesprochen.
Danach fühlte er sich offenbar unbesiegbar. „Statt mit drei Tonnen Hasch handelte er dann mit 30 Tonnen”, so Dämgen. Wobei die Drogen unter anderem bei Musiktourneen im Lautsprecher oder auch im Diplomatengepäck von Bekannten aus der Upper-Class versteckt wurden. Zeitweise soll er über ein Vermögen von 29 Millionen Dollar verfügt haben.
Marks siedelte schließlich nach Palma über und lebte zusammen mit Ehefrau Judy nach außen hin ein unauffälliges Leben im beschaulichen Stadtteil La Vileta. Die Insel hatte er nicht nur wegen des Klimas ausgewählt, sondern auch, weil Cannabis in Spanien bis 1991 legal war und es lange kein Auslieferungsabkommen mit den USA gab.
Doch die amerikanische Drogenfahndung war ihm schon seit Jahren auf der Spur. Im Zuge einer vom DEA-Agenten Craig Lovato koordinierten gigantischen Fahndungsaktion klopfte sie im Juli 1988 zusammen mit der Guardia Civil an seine Tür. Marks wurde verhaftet und ins Gefängnis von Madrid überstellt. Ein interessantes Kuriosum am Rande: Wenige Monate nach seiner Festnahme schickte er der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” ein Pamphlet mit dem Titel „Projekt Mallorca”. Darin beschrieb er angeblich weit gediehene Pläne zur Gründung eines internationalen Konzerns zur Produktion von IT-Technik auf der Insel, eine Idee, die sich mit seiner Verhaftung allerdings zerschlug.
Marks wurde schließlich in die USA ausgeliefert. Dort wurde er zu 25 Jahren Haft verurteilt und saß sieben Jahre im Terre-Haute-Bundesgefängnis ab, bis er 1995 vorzeitig nach England abgeschoben wurde.
Nach seiner Haft erfand sich der Gentleman-Dealer neu, war bis zu seinem Tod im Jahre 2016 von seinen Fans gefeierter Bestsellerautor und Performance-Künstler. Multimediale Lesereisen, auf denen er zunächst aus seinem wild-bewegten Leben erzählte und dann für die Legalisierung weicher Drogen plädierte, führten ihn durch England, Deutschland und auch mehrmals nach Mallorca, wo er inzwischen eine Wohnung im Künstler-Stadtteil El Terreno besaß.
Der Pass, der seiner Autobiographie und auch dem Buch von Mefa Dämgen zum Titel verhalf, befindet sich bis heute in den Händen des bayerischen Autors. Dämgen hat ihn im Rahmen seiner jahrelangen Recherchen für sein 2009 erstmals erschienenes Buch „The Passport of Mr. Nice“ eigenhändig auf einem Spielplatz in Campione d’Italia ausgegraben und mit dieser abenteuerlichen Geschichte das Interesse einer Filmproduktionsfirma und eines Verlages erregt, die sich mehr Details und Hintergründe wünschten. Seit Mitte Dezember ist nun die erweiterte, fast 400 Seiten starke Neuauflage des Buchs im Handel. „Filmstar Ralf Möller, mit dem ich seit Jahren befreundet bin, kennt und gefällt die Story ...“, sagt der Autor hoffnungsvoll.
3 Kommentare
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Testung von Leberwerten bei Ankunft und Abflug. Dient auch der Volksgesundheit.
@M Genau diese Legalisierung wird im Wahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen gefordert.
Alkohol ist die weit schlimmere Dorge: "1,6 Millionen Alkoholabhängige, 1,4 Millionen Alkoholgefährdete, 74.000 Alkoholtote, 60 Milliarden Euro volkswirtschaftliche Kosten" Quelle: www.psychologie-aktuell.com/news/aktuelle-news-psychologie/news-lesen/jahrbuch-sucht-1-6-millionen-alkoholabhaengige-1-4-millionen-alkoholgefaehrdete-74-000-alkoholtote-6.html Die frühzeitige Cannabis-Legalisierung hätte diese o.b. Karriere unmöglich gemacht: amtliche Registrierung der Konsumenten und Vertrieb ausschließlich über Apotheken.