Ein halbes Jahrtausend ist es her, dass sich auf Mallorca das einfache Volk erhob. Erdrückt von hohen Abgaben und Kollektivstrafe, rebellierte es gegen seine Feudalherren. Dieses Ereignis ist als Germania de Mallorca in die Geschichtsbücher eingegangen. Sie war die bedeutendste soziale und politische Revolte in der Geschichte der Insel.
Ihr Beginn wird auf den 7. Februar 1521 datiert. Und schon jetzt haben Kulturvereine und Stiftungen, Historiker sowie der Inselrat von Mallorca und die Stadt Palma mit Vorbereitungen begonnen, um des Aufstands vor 500 Jahren zu gedenken.
"Germania" mit Betonung auf dem "i" geht auf das katalanische Wort "Germà", Bruder, zurück. Es bedeutet Bruderschaft, in diesem Falle Zunftbruderschaft. Denn die Handwerkerzünfte gingen zuerst gegen die Herrschaften auf die Barrikaden. Später schlossen sich ihnen die Kleinbauern und Tagelöhner auf dem Land an.
Schon länger hatte es unter den Handwerkern in Palma gegärt. Weil die Feudalherren beharrlich Wirtschafts- und Steuerreformen boykottierten, begannen sie im Dezember 1520, heimliche Treffen abzuhalten. Bis sie bei Mallorcas "Vizekönig" Miguel de Gurrea, dem Stellvertreter des spanischen Königs auf der Insel, denunziert wurden. Kurzerhand ließ dieser sieben Handwerker als Rädelsführer verhaften. Das war der Funke, der das Pulverfass zum Explodieren brachte. Einen Tag später erzwang eine bewaffnete Menschenmenge vom Vizekönig die Freilassung der Gefangenen.
Die kleinen Leute bedrängten die hohen Herrschaften. Sie setzten den Vizekönig ab, der nach Ibiza floh, bildeten als Regierung einen Rat, der sich Tretzena nannte - nach dem Vorbild des gleichnamigen Regierungsgremiums in Valencia, wo schon zwei Jahre zuvor eine Rebellion der Germanies begonnen hatte. Neun Mitglieder der Tretzena wurden von den Handwerkern Palmas gestellt, darunter auch der Vorsitzende Joan Crespí, einer der befreiten Gefangenen. Vier weitere Ratsmitglieder steuerte die Landbevölkerung bei.
Die Rebellion hatte sich gegen Mallorcas Feudalherren, nicht aber gegen Carlos I. gerichtet. Doch der hatte gerade erst den spanischen Thron bestiegen und kein Interesse an Aufständen in seinem Reich. 1520 war er in Aachen zudem zum römisch-deutschen Kaiser Karl V. gekrönt worden. Als die Germania auf Mallorca ausbrach, hielt er sich in Worms zu seinem ersten Reichstag auf. Von dort schickte er am 30. März 1521 eine unmissverständliche Order: Man möge unverzüglich wieder dem Vizekönig Gehorsam leisten.
Das Schreiben zeigte Wirkung. Viele Ortsvorsteher und Handwerker wollten sich nicht gegen ihren Monarchen stellen und wandten sich von der Germania ab. Die verbliebenen Rebellen dagegen radikalisierten sich. Sie stürmten das Castell de Bellver und töteten alle Adligen und Reiche, die hinter seinen Mauern Schutz gesucht hatten. Doch auch ihre eigenen Kinder fraß die Revolution. Im Zuge der Radikalisierung wurde der Vorsitzende der Tretzena Joan Crespí von den Aufständischen gefangen genommen und ermordet.
Sein Nachfolger war der Hutmacher Joanot Colom. Unter seiner Führung wurden die Abgaben aufgehoben und eine Besteuerung nach Vermögen eingeführt. Außerdem belagerte er mit 5000 bis 6000 "Verbrüderten" Alcúdia, wo sich viele Gegner der Germania verschanzt hatten.
Doch der Wind begann sich zu drehen. Kaiser Karl schickte im Oktober 1522 dem Vizekönig auf Ibiza ein Heer von 800 Soldaten, mit dessen Hilfe er Mallorca zurückerobern konnte. Erbarmungslos schlugen sie zuerst in Pollença zu. Dort zündeten sie die Kirche an, in der viele Einwohner Schutz gesucht hatten. Mehr als 200 Frauen und Kinder starben in den Flammen. Wenig später machten sie ein mehr als 3000 Mann starkes Heer der Germania nieder, über 1000 Männer fanden in der Schlacht den Tod.
Karl V., römisch-deutscher Kaiser und spanischer König Carlos I.
ließ die Rebellion erbarmungslos niederschlagen. Foto: Wikimedia
Am 7. März 1523, zwei Jahre und ein Monat nach dem Ausbruch des Aufstandes, ergab sich schließlich Palma. Mehr als 223 Männer wurden hingerichtet, zehn starben im Gefängnis, 44 wurden zur Galeerenstrafe verurteilt, vier ins Exil verbannt, von 162 Menschen wurde der Besitz konfisziert.
Am 3. Juni 1523 wurde der Anführer der Germania, Joanot Colom, hingerichtet. Er wurde gefoltert, geköpft schließlich noch gevierteilt. Seine Überreste wurden zur Abschreckung auf vier Säulen gelegt, sein Kopf in einem Eisenkäfig zur Schau gestellt.
Der eigentliche Gewinner der Germania war Karl V.. Dem gemeinen Volk hatte er gezeigt, wer im Reich das Sagen hat, die nach mehr Unabhängigkeit strebenden Adligen hatte er in ihre Schranken verwiesen. Ihnen war klar geworden: Ohne den Schutz des Königs und Kaisers hätte die Revolte ein böses Ende für sie genommen.
5 Kommentare
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@Lieber AFD-Michel: Der Fehler liegt im Herausgeber Sven von Storch (* 23. Dezember 1970 in Osorno, Chile) ist ein deutsch-chilenischer Kaufmann. Mit seiner Ehefrau Beatrix von Storch leitet er verschiedene der Alternative für Deutschland (AfD) nahestehende Politiknetzwerke. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Sven_von_Storch
@Majorcus Finde einen Fehler https://www.freiewelt.net/blog/viktor-orbans-rede-zum-ungarischen-nationalfeiertag-am-15-maerz-2016-10065970/
@Michel: Das wird Sie jetzt überraschen, aber seit einiger Zeit gibt es Demokratie, d.h. der Wähler wählt seine Obrigkeit selbst - Sie gehören eher zu den Rattenfängern. Den Begriff Burka sollten sie noch einnmal nachlesen ...
Spannende Geschichte in die Vergangenheit. Blüht dieses Schicksal den Menschen heute, wenn sie sich gegen die Regierung aufzulehnen versuchen, um gegen die unverhältnismäßigen Corona Maßnahmen zu demonstrieren? Eine Parallele jedenfalls ist nicht von der Hand zu weisen.
Obrigkeitshörig wie heute noch und auch bei uns, wenn’s ans Eingemachte geht läuft der kleine Michel wieder den Fürsten und Rattenfängern hinterher, am liebsten vermummt er sich derzeit mit seiner Gesichtsburka. Aber aufpassen, nach dem Einkauf absetzen, sonst kostet es Knöllchen 🤣🤣🤣