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Der „Bierkönig” an der Playa de Palma kann seinen 30. Geburtstag feiern. In der Sommersaison 1988 wurden dort, wo heute der Gerstensaft in Strömen fließt, erstmals Getränke ausgeschenkt.

„Das war damals eine Garage”, erinnert sich Rudi Hofmann. Ohne den heute 75 Jahre alten Braunschweiger wäre die Geschichte des „Bierkönigs” wohl anders verlaufen. MM traf sich mit dem Zeitzeugen, der schon seit Anfang der 80er Jahre auf Mallorca lebt und die Entwicklung der Playa de Palma so hautnah miterlebt hat wie kaum ein anderer.

Als es im „Bierkönig” zaghaft losging, gab es nebenan schon die Bude von Pancho, wo Schinkenbrote in Massen verkauft wurden. Und auch der Name „Bierkönig” wurde nicht erst eingeführt, als Manfred Meisel (ermordet in der Nacht vom 11. auf den 12. November 1997) den Laden 1990 übernahm. Die Idee dazu soll der Legende nach der Vertreter der König-Brauerei auf Mallorca gehabt haben. „In den ersten beiden Saisons lief das dort nicht. Die hatten ja keine Ahnung von Gastronomie gehabt. Der Bierkönig gehörte dem Bauunternehmer Medina aus Es Pil·lari und dem Elektriker Planells, mein Nachbar in Coll d’en Rabassa”, erinnert sich Rudi, dessen Familie am Rand von Braunschweig einen Gasthof betrieben hat. Er war also von Kindesbeinen an mit Küche und Restaurant vertraut. Auf Mallorca arbeitete er in den ersten Jahren für den Caterer „Eurest” und führte später das Lokal „Zur Zeche” in der Bierstraße, das heutige „Deutsche Eck”.

„1989 fragte mich mein Nachbar Planells, ob ich nicht den Bierkönig übernehmen wollte. Doch mir war das Risiko zu hoch. Ich hatte mit meiner Frau ein kleines Kind, unsere Tochter Lidia ist 1987 geboren worden“, erinnert sich Rudi.

Dann kam Manfred Meisel, mit dem der Aufstieg des Bierkönigs zur Kulttränke begann. Meisel, damals erfolgreicher Gastronom in Frankfurt, plante, das Abenteuer Mallorca zu wagen. Zunächst hatte er jedoch eine andere Location im Auge. Er wollte einen Laden von Horst Abel übernehmen, der damals schon der „Wurstkönig“ von Mallorca war, aber noch nicht so genannt wurde. Abel, 2008 verstorben, erinnerte sich in seinem Buch „Der Wurstkönig von Mallorca packt aus“ an die ersten Begegnungen mit Manfred Meisel, den er in dessen Lokal „Struwwelpeter” in Frankfurt-Sachsenhausen kennengelernt hatte: „Ich überredete ihn damals, seine geschäftlichen Aktivitäten nach Mallorca zu verlegen, und verkaufte ihm einen meiner Gastrobetriebe an der Strandstraße in erster Lage von Arenal für eine halbe Million Mark. Der Vertrag wurde in seinem Sachsenhäuser Lokal per Handschlag besiegelt.” Trotzdem kam der Verkauf nicht zustande. Und das lag wohl vor allem an Rudi.

„Im Winter 1989 sprachen mich in Can Pastilla zwei Männer an und fragten, ob ich Rudi sei. Ich kannte die beiden nicht.” Es waren Manfred Meisel und dessen damaliger Geschäftspartner Gerd Nicolai. Beide hatten Koffer, in denen sich laut Rudi jeweils 500.000 Mark befunden haben. Rudi bat die beiden zu sich nach Hause und wurde in die Pläne eingeweiht. „Manfred wollte die Pizzeria Andis, ich glaube, so hieß das Lokal, von Horst Abel übernehmen.” Aus Rudis Sicht war der Preis völlig unangemessen. Er zeigte Meisel daher den „Bierkönig”, von dem er ja wusste, dass die Besitzer ihn abgeben wollten. Gemäß der Erinnerungen von Horst Abel war das „ein ziemlich verwahrloster Betrieb”. Meisel fuhr trotzdem darauf ab. „,Das will ich haben’, hat Manfred gesagt. ,Aber noch heute, sofort’, meinte er.” In den kommenden Stunden begann die Transaktion, bei der Rudi tatkräftig mitwirkte. Es sei zum Beispiel gar nicht so einfach gewesen, das Bargeld bei einer Bank einzuzahlen, da dieses nicht ordnungsgemäß deklariert worden war. Aber in damaligen Zeiten ließen sich solche „Probleme” auf Mallorca lösen, was heute wohl nicht unbedingt mehr der Fall wäre.

Meisel kaufte den „Bierkönig”. Und kehrte dann erstmal wieder zurück nach Frankfurt. Rudi wusste, was er in den folgenden Wochen zu tun hatte. „Ich habe den Bierkönig gebaut“, meint er schmunzelnd. „Es war eine Garage mit Rolltoren. Ich habe Farbe reingebracht. In die Bögen haben wir Türen reingemacht.“ Ein Kiosk wurde gebaut, eine Wand zur benachbarten Schinkenbude entstand, der Garten hinter dem Gebäude verschwand, ein Grill ebenso, die gesamte Fläche wurde gefliest. „Es sollte alles so werden wie in Frankfurt. Die Leute saßen auf Bänken an langen Tischen.”

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„Am 21. April 1990 war die Eröffnung”, sagt Rudi, noch heute sichtlich stolz. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte, der „Bierkönig” wurde zur Kulttränke schlechthin. Erst Jahre später erwuchs mit dem Mega-Park ernst zu nehmende Konkurrenz. Rudi war in der Anfangszeit des „Bierkönigs” unter Meisel der Mann für alles. Das Wort Geschäftsführer vermeidet er. „Ich habe Geld bekommen. Genug Geld. Manfred war großzügig.”

Nach zwei Jahren verließ Rudi Hofmann den Biergarten. Er war dann Betreiber des Lokals Alt-Köln, musste später eine Haftstrafe absitzen. Danach arbeitete er unter anderem für Horst Abel und betrieb Kneipen, zum Beispiel in Coll d’en Rabassa. Im Rückblick auf diese Zeit meint er: „Ich habe immer nur Pech gehabt.“

Seit 1984 lebt Rudi mit seiner Eloisa zusammen, 1990 haben die beiden geheiratet. „Manfred Meisel war damals mein Trauzeuge.” Der Braunschweiger arbeitet mit seinen 75 Jahren nur noch ein wenig. Im Hostal „Et Dömsche” in Arenal, wo seine Frau als Rezeptionistin tätig ist, kümmert er sich ums Frühstück.

Der Mann hat einen Teil Playa-Geschichte aktiv mitgeschrieben. Und er lässt nichts auf seinen einstigen Chef Meisel kommen, der später wie sein Biergarten „Bierkönig” genannt wurde. Rudi: „Manfred hat immer gesagt ,Ich will der Größte sein’, und das war er dann ja auch.”

S T I C H W O R T :

„Bierkönig”

Als der „Bierkönig” 1988 begann, gab es die sogenannte „Schinkenstraße” noch nicht.#Das touristische Nachtleben an der Playa de Palma spielte sich in der „Bierstraße” ab. Manfred Meisel betrieb den Biergarten 1990, zunächst mit Partner Gerd Nicolai, später machte er alleine weiter. Im November 1997 wurde Meisel auf seiner Finca bei S’Aranjassa ermordet – zusammen mit seinem achtjährigen Sohn und der Tierpflegerin Claudia Leisten. Der Fall ist bis heute ungeklärt. In der folgenden Saison übernahm Bierlieferant Juan Gea die längst zur Kulttränke herangereifte Location in der boomenden „Schinkenstraße”. Es herrschte damals die Befürchtung, die Bluttat von S’Aranjassa könnte sich auf die Stimmung auswirken, aber die Party ging weiter. Auf Gea folgte Miguel Pascual und dessen Bruder Toni, die zuvor unter anderem die Diskothek „Oberbayern” groß gemacht haben. Die Familie hat im „Bierkönig” auch heute noch das Sagen. Im Laufe der Jahre wurden verschiedene Umbauten vorgenommen, man hat benachbarte Lokale übernommen und integriert. So wurde aus einer Garage und der benachbarten Schinkenbude ein moderner Gastro-Komplex, in dem nach wie vor gefeiert wird.

(aus MM 18/2018)