Das Schulmaterial kann unter Umständen sehr teuer kommen. | Toni Escobar

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Wer Kinder hat, wird im September wieder ein Wechselbad der Gefühle durchleben. Die ewig erscheinenden Sommerferien sind zwar vorbei, und für den Nachwuchs wird zumindest am Vormittag wieder gesorgt. Dafür fallen aber wieder erkleckliche Summen für Schulutensilien an. "Allein bei Zoe lagen wir zwischen 300 und 400 Euro pro Schuljahr", sagt Heike Pauli. Dieses Jahr gebe es erstmals gebrauchte Bücher an der öffentlichen Schule IES Arxiduc Luis Salvador in Palma. Für ihre 13-jährige Tochter gibt sie dadurch nur noch 180 Euro aus. Sohn Owen, der auf die Grundschule in Palmas Stadtteil Molinar geht, hat dagegen gar keine Bücher bis auf Mathe. "Das finde ich schwierig, ich weiß gar nicht, was die durchnehmen", sagt die Deutsche.

Ganz modern handhabt es dagegen die öffentliche Grundschule CEIP Son Caliu in der Gemeinde Calvià. "Die Kinder benutzen dort ein Tablet, für das wir einmalig 120 Euro bezahlt haben und danach nur noch 50 Euro pro Schuljahr", freut sich Heike Friese. Für sonstige Schulmaterialien ihrer Tochter Lily sind weitere 25 Euro fällig, das war es. Da lesen sich die Zahlen der Verbraucherschutzorganisationen für das kommende Schuljahr dramatischer: Im Schnitt geben Familien demzufolge je nach Schulform (öffentlich, halb öffentlich, privat) und Zahl der Kinder zwischen 841 und 4068 Euro pro Schuljahr aus. Darin eingerechnet sind auch Mittagessen, Fahrkarten und eventuell anfallende Schulgebühren, die bei Privatschulen allein schon über 800 Euro pro Monat liegen können.

Bei der "Vuelta al Cole", der viel zitierten Rückkehr in die Klassenzimmer, macht die Deutsche Schule Eurocampus neben der Porciúncula-Kirche an der Playa de Palma den Anfang: Am 1. September begrüßt Schulleiterin Gabriele Fritsch die Schülerinnen und Schüler nach der Sommerpause, ein WDR-Team wird dabei sein, ebenso wie Vertreter der deutschen Gemeinden. Pfarrer Andreas Falow für die katholische und Pastorin Heike Stijohann für die evangelische deutsche Gemeinde sowie Konsulin Sabine Lammers sind eingeladen. Das Schuljahr 2017/18 beginnt der Eurocampus, die einzige von der deutschen Kultusministerkonferenz anerkannte Auslandsschule auf Mallorca, mit 115 Schülerinnen und Schülern. Das Institut ist in der Gestaltung relativ flexibel. "Wir kommen auf dieselbe Zahl an Unterrichtstagen wie alle anderen, können uns die Ferien aber frei einteilen", sagt Schulleiterin Gabriele Fritsch. So gebe es am Eurocampus wie in Deutschland eine Woche Herbstferien, und sogar an Karneval ist eine Woche frei. Dafür dauern die Sommerferien eben statt zweieinhalb "nur" zwei Monate.

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Neu wird in diesem Jahr das Fach "Soziales Lernen" angeboten. "Es geht um richtige Mediennutzung, Respekt vor Mitmenschen und vieles mehr", erklärt Fritsch. Nach der Premiere vor drei Jahren wird der Eurocampus auch in diesem Schuljahr wieder Schüler zur Abiturprüfung an der Deutschen Schule in Barcelona anmelden. Zwei werden es 2018 sein, nachdem es im abgelaufenen Jahr nur eine Person war. Die hat dafür mit 1,6 bestanden. Wann der Eurocampus eine eigene Abiturprüfung anbieten könne, wisse sie nicht, sie sei aber optimistisch. "Ich bin guter Dinge, aber wir brauchen einen langen Atem." Den hat die ehemalige Leiterin des deutsch-spanischen Kindergartens in Arenal genügend unter Beweis gestellt, der Trägerverein wurde 2002 gegründet. Ihr Ziel für die nahe Zukunft: Noch mehr spanische Schüler zu bekommen, die nach wie vor in der Unterzahl sind.

Während Privatschulen schon früher starten - die Academy in Marratxí beispielsweise am 7. September - öffnen die öffentlichen und halb öffentlichen Institute ("escuelas concertadas") am 13. September ihre Schultore. Zu Ende geht das Schuljahr am 22. Juni 2018, insgesamt wird an 176 Tagen unterrichtet. Offizielle Schülerzahlen werden erst kurzfristig vom balearischen Bildungsministerium bekannt gegeben. Im vergangenen Schuljahr waren es balearenweit 164.835 Schüler und 14.721 Lehrer an 404 schulischen Einrichtungen. Ein andauerndes Problem der Balearen ist nach wie vor die hohe Quote von Bildungsabbrechern. Mit 26,6 Prozent im 2. Quartal 2017 gehören die Inseln zu den Spitzenreitern in Spanien. Der Landesschnitt liegt in Spanien bei 18,2 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland gehen laut einer Caritas-Studie aus dem Jahr 2015 weniger als sechs Prozent der Schüler vorzeitig ab. Doch immerhin, denn auch auf den Balearen war es schon schlimmer: 2014 lag die Abbrecherquote noch bei enormen 32,1 Prozent.

(aus MM 35/2017)