Start ist vor der Pfarrkirche Sant Joan Baptista in Mancor. Hier folgt der Wanderer dem Wegweiser zum Kloster "Santa Llucia". Die schmale Straße passiert kurz hinter dem Ort die Auffahrt zu dem alten Olivengut Font des Garrover. Am Straßenrand steht ein sehr schön restaurierter Unterstand, an dem früher die ankommenden Kutschen halt machten. Von hier aus sieht man schon hoch auf dem Berg die ersten Häuser von Biniarroi. Rechter Hand liegt, ebenfalls in der Höhe, imposant das Kloster Santa Llucia. Kurz hinter dem Olivengut heißt es aufpassen. Nach rechts geht es weiter zum Kloster, nach links zum "Cami de Biniarroi". Ein verwittertes Holzschild zeigt ihn an. In Serpentinen steigt der asphaltierte Weg an. Am Hang liegt ein märchenhaft wirkender Olivenhain voller knorriger kleiner Bäume, die auf einer saftig grünen Wiese mit kleinen Steinmauern und einem plätschernden Sturzbach stehen. An einer Haarnadelkurve zweigt die Rute nach links auf einen steinigen Waldweg ab. Die Steigung nimmt zu. Ein Gatter wird passiert. "Geschlossen halten, frei laufende Tiere", steht darauf und das stimmt. Ein neugieriges, aber freundliches Eselspärchen zieht durch den Wald. Zwei selbstbewusste Schafe schauen vorbei.
Ein lilafarbener Klecks auf Felssteinen zeigt den Weg durch den recht verwilderten Wald mit Ölbäumen, Kiefern, Mastixsträuchern und Schilfgras. Das letzte Stück, zirka 300 Meter, läuft der Wanderer bequem auf einem restaurierten Trockensteinmauerweg.
Biniarroi liegt auf einem Vorsprung des Puig de Suro in 471 Metern Höhe. Die Anstrengung wird mit einem Panoramablick belohnt. Links schaut man über die nördliche Tramuntana bis zur Bucht von Alcúdia, zu Füßen liegt die weite Ebene des Pla de Mallorca, dahinter die Berge des Llevant, und nach rechts geht der Blick bis zur Bucht von Palma. Bei klarem Wetter kann man sogar Menorca sehen.
Im Jahr 1249 wird Biniarroi erstmalig dokumentiert. "Die Ursprünge reichen aber weiter zurück", sagt der Historiker von Mancor, Biel Fiol. Der Name stamme aus dem Arabischen und bedeute Sohn des Hirten. Wegen der sehr guten Quelle hätten sich die Araber hier wahrscheinlich angesiedelt und vom Olivenanbau und der Schafzucht gelebt. Aus zehn Häusern besteht der Weiler, der nach der Wiedereroberung Mallorcas bewohnt blieb. "1278 wird die Kapelle von Santa Llucia erwähnt", erzählt Fiol. "Sie wurde für die Bewohner von Biniarroi und Mancor auf einem Hügel in exakt gleichem Abstand zu beiden Orten gebaut." Großes Glück hatte Biniarroi im Jahr 1348. Es wurde von der Pest verschont, die viele Einwohner von Mancor und den umliegenden Weilern Massanella und Biniatzent tötete.
Wer heute von Biniarroi ins Tal schaut, wird von einer friedlichen Stille in den Bann gezogen. Das war einmal ganz anders. Die Gegend war als "Dreieck des Terrors" bekannt. "Im 17. Jahrhundert bekriegten sich auf Mallorca zwei befeindete Banden, die Canemunts und die Canavalls, und hier ging es besonders blutrünstig zu", weiß Fiol.
Wegen mehrerer Erdrutsche nach Sturmfluten wurde Biniarroi mehrmals evakuiert, endgültig verlassen aber erst um 1970. Die Steinhäuser waren seitdem dem Verfall ausgeliefert. Jetzt werden sie wieder renoviert. Einer der Eigentümer ist gerade vor Ort und führt gerne durch sein Haus: "Wir machen es innen minimalistisch, außen traditionell", erklärt Tirso Tarragó, der eigentlich Anwalt in Palma ist. Ferienhäuser sollen es werden. "Hier kann man abschalten", meint Tarragó. Die Ruhe am Abend sei einzigartig, und im Sommer wehe immer ein frische Brise.
Die Gemeinde von Mancor ist dabei, einen Rundweg anzulegen, der von Biniarroi über Santa Llucia zurück nach Mancor führt. Bis dieser fertig ist, sind Hin- und Rückweg jedoch gleich.
WEGDATEN IM ÜBERBLICK:
Länge: vier Kilometer
Dauer: 1,45 bis zwei Stunden (hin und zurück)
Höhenunterschied: 500 Meter
Schwierigkeit: mittel
Anfahrt: von Inca auf der Ma-2112 nach Mancor de la Vall
(aus MM 8/2017)
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