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Wer auf Mallorca echte Beachboys und Surfer treffen will, der muss nach Cala Major. Der lediglich 200 Meter lange und 80 Meter breite Sandstreifen lockt, sobald das Wetter stürmisch wird, kräftige Burschen an, die im Wasser auf spitz zulaufenden Brettern durch die Wellen reiten - selbst im Winter bei einstelligen Temperaturgraden. Wozu gibt es denn die Neopren-Anzüge? In der Szene ist bekannt, dass die Bucht eine der besten Locations auf Mallorca für gewaxte Boards ist. Allenfalls noch an der Cala Mesquida im Inselnorden rollen die Wogen so kraftvoll in die Bucht ein, wenn die offene See sich unruhig gibt. So wird Palmas Meeresstadtteil bei starkem Wind jedesmal zu einem Strand mit kalifornischem Flair.

Vergleicht man den heutigen Beach mit alten Ansichtskarten, wird sofort erkennbar, wie sehr sich das Hinterland des Strandes gewandelt hat. Noch in den 1930er Jahren war die Bucht von Cala Major weitgehend unbebaut. Wo heute die drei Strandhotels Costa Palma (ehemaliges Cala Major), Pelican Beach (La Cala) und Marivent (Ex Santa Ana) stehen, befanden sich agrarisch genutzte Flächen, Getreidefelder und Mandelhaine.

Doch der Strand zog zu dem Zeitpunkt bereits zahlreiche Badegäste an, vor allem Palmesaner, die in der Sommerhitze dort Abkühlung suchten. Ihnen stand seit Anfang der 1920er Jahre eine Straßenbahn zur Verfügung, die das Zentrum von Palma mit Cala Major verband und bis nach Cas Català weiterfuhr.

Auch ausländische Urlauber fanden dort bereits Kost und Logis. Seit 1906 wartete das Luxushotel Príncipe Alfonso einer betuchten Klientel mit Zimmern auf. Der Schriftsteller Albert Vigoleis Thelen, der von 1931 bis 1936 auf Mallorca lebte, schilderte in seinem Roman "Die Insel des zweiten Gesichts", wie er in dem Hotel zum Tee eingeladen wurde. Die Einladung rettete ihm das Leben. Denn ursprünglich hatte Thelen sich in seiner Verzweiflung von den dortigen Klippen ins Meer stürzen und das Leben nehmen wollen.

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Toni Marí, der Präsident des Anwohnerverbandes, wiederum erinnert sich, wie er als Kind an den Felsen Krebse sammelte, die dann direkt am Strand in der Paella zubereitet wurden. "Innerhalb von ein paar Minuten hatten man genug Tiere zusammen. Heute ist dort kaum noch ein Meeresgetier zu finden", sagt Marí.

Die alten Postkarten machen zudem deutlich, dass der Uferbereich von Cala Major viel schmaler und felsiger war, als er sich heute präsentiert. Der breite Sandstrand von heute, er ist erst um 1999 aufgeschüttet worden. Auch die einstigen Umkleidekabinen, hölzerne Gestelle als Sichtschutz, sind verschwunden. Mit dem Massenansturm der Urlauber ist auch die Prüderie der Vergangenheit abhanden gekommen.


Der Bericht ist Teil des Themas der Woche im neuen MM. Die vollständige Berichterstattung lesen Sie in der jüngsten Ausgabe (8/2017), erhältlich am Kiosk auf Mallorca, sowie an den Bahnhöfen und Flughäfen in Deutschland; oder auf E-Paper.

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