Immer was los: Fischer, Delfine oder einfach die Wellen. Langweilig wird es auf dieser Terrasse an Mallorcas Südwestzipfel nie – sagen zumindest die Bewohner. Foto: zap

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Der Traum von einem Leben auf Mallorca ist oftmals auch verbunden mit dem Traum vom Leben am Meer – am besten direkt am Meer, das bestätigen auch die Immobilienmakler der Insel. Wer einen unverbauten Meerblick will, der müsse rund 30 Prozent mehr auf den Tisch legen als für ein vergleichbares Haus oder eine Wohnung, meint Lutz Minkner, Inhaber von Minkner und Partner und seit mehr als 20 Jahren auf Mallorca aktiv. Einige Leute, die zuvor euphorisch am Meer gekauft haben, so Minkner, zögen sich einige Jahre später aufs Land zurück.

Die Gründe können vielfältig sein, so bedeutet der freie Blick auch einen freien Weg für den Wind. „Einem Kunden hat es bei Sturm zweimal die Scheiben im Schlafzimmer zerhauen, die haben dann in der Sauna übernachtet”, erzählt Minkner. Die betreffende Person bewies Durchhaltevermögen und ließ Panzerglas einbauen.

„Das Meer ist immer noch ein Traum der meisten Leute, die hier hinkommen”, bestätigt auch Immobilienpionier Matthias Kühn. Schnell die Hälfte, aber sicher 30 Prozent mehr mache der Blick in erster Linie aus. Wenn er die Meerblick-Fraktion mit Finca-Fans vergleicht, kommt Kühn auf ein Verhältnis von 90 zu zehn zugunsten des Meerblicks. „Die Finca wurde meines Erachtens von den Medien gehypt”, meint er.

„Extrem teuer” findet sogar Kühn die Meereslagen in Bendinat zwischen Palma und Portals. Dort könne der Preis für ein Haus leicht zwischen acht und zehn Millionen Euro liegen. Er könne die Faszination aber verstehen. „Ich bin ein absoluter Wasserfan, das Meer hat einfach eine besondere Ausstrahlung”, sagt er. Und das wird seiner Ansicht nach auch künftig so bleiben. „Gott sei Dank”, so Kühn, sei die Küste der Insel geschützt und die Nachfrage nach Grundstücken am Meer sei wieder gestiegen.

Darauf stehen in aller Regel alte Häuser, die vom Käufer abgerissen werden. „Das raten wir den Kunden meistens”, sagt Architektin Maria Ramis. Das sei billiger, als ein Haus den besonderen Wünschen anzupassen, die man in so einer Lage dann auch realisieren wolle. Ramis arbeitet derzeit an einem Projekt im Südwesten der Insel. Die künftigen Besitzer dieses Millionenobjekts haben nicht nur einen unverbaubaren Meerblick, sondern auch direkten Zugang zum Meer.

Der Pool ragte in diesem Fall in die sogenannte „Zona Servidumbre de Protección”, ein 14 Meter breiter Streifen, der sich dem sechs Meter breiten öffentlichen Küstenrand, dem „Dominio Publico Marítimo Terrrestre”anschließt. Ein Antrag beim Küstenamt in Madrid löste die Probleme. „Das kostet Zeit, funktioniert aber in der Regel”, sagt Projektmanager Michael Toerschen. Solche Objekte wie dieses, so Toerschen, gebe es nur noch selten auf der Insel. Für die erste Reihe werden in Calvià Grundstücke für rund 1000 Euro pro Quadratmeter aufgerufen, sagt Maria Ramis. „Dasselbe Grundstück kann in Port d’Andratx auf 3000 Euro pro Quadratmeter hochschießen”, meint sie.

Doch nicht alle wollen ganz nach vorne. Diese Erfahrung hat Heidi Stadler, Geschäftsführerin von First Mallorca, gemacht. Sie weiß aber, dass der Zugang zum Meer eine ganz eigene Faszination hat. „Vor dem Frühstück den Kaffee aufsetzen, ins Meer gehen und danach den Kaffee trinken. Das ist der ultimative Traum”, sagt sie. Stadlers Philosophie ist einfach: „Das Schönste im Leben ist gratis: die erste Umarmung, der erste Kuss und das Meer. Wahre Romantik kostet nichts”, sagt sie und fügt hinzu „Wer diesen Traum permanent leben will, muss aber tief in die Tasche greifen.”

Sie persönlich lebt diesen Traum von Juni bis September in Sant Elm. „Früher hab ich über Mallorquiner gelacht, die den Sommer am Meer verbringen, nur 22 Minuten Fahrt von Palma entfernt.” Heute könne sie das gut verstehen. „Morgens wach werden, aufs Meer schauen, ins Meer gehen. Du bist ein anderer Mensch, das ist das schönste Erlebnis für mich”, sagt sie. Im Gegensatz zu den Einheimischen könne sie sich aber vorstellen, am Meer zu überwintern, sobald das Haus entsprechend gerüstet ist.

(Der Bericht ist Teil des Themas der Woche im neuen MM. Die vollständige Berichterstattung lesen Sie in der jüngsten Ausgabe (44/2015), erhältlich am Kiosk auf Mallorca, sowie an den Bahnhöfen und Flughäfen in Deutschland; oder auf E-Paper.)

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Lesen und kommentieren Sie auch den Meinungsartikel "Hier spricht der Neid" von Thomas Zapp:

Aufstehen, Frühstück machen, aufs Meer schauen, im Meer baden, Kaffee trinken. Zu beneiden ist, wer sich diesen Luxus auf Mallorca leisten kann. Unsereins schaut auf Nachbarwohnung, Straße oder bestenfalls den eigenen Garten. Doch auch die schönste Lage hat ihren Preis, der sich nicht nur monetär bemerkbar macht. Den freien Strandzugang haben auch andere, besonders Dreiste schauen einem dann schon mal gefühlte Stunden lang auf das Frühstücksbrötchen. Oder der Blick auf Meer und Promenade: Der wird allzu gerne von Passanten ausgiebig erwidert. Irgendwie tröstlich: Auch die Meerblickler haben ihre Problemchen. Spricht da schon der Neid? Vermutlich.

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