Manuela Carbonell ist zurückgekommen an den Ort, an dem sie ihre Kindheit gebracht hat. Früher habe es hier viele Gitanos gegeben, sagt sie. Aber die Nachbarn hätten auch mehr miteinander gesprochen. Heute gebe es viele internationale Bewohner, sagt die 81-Jährige. Aber sie liebe El Molinar immer noch. Ihre Vermieterin, die über Manuela wohnt, zeigt dem MM-Redakteur das reichlich verfallene Nachbarhaus. Für 1,5 Millionen kann man es erwerben. Das klingt viel für ein Fischerhäuschen mit 70 Quadratmeter Grundfläche.
Komplett renoviert oder gar neu gebaut kann es allerdings 3,7 Millionen Euro auf dem Markt bringen. Zu diesem Preis bietet Immobilienhändler Engel & Völkers gerade ein komplett umgebautes Haus mit Seeblick direkt auf Höhe der charakteristischen Pyramide mit Seemöwe an: "Charming front line Chalet" ist in der Anzeige zu lesen. "El Molinar und Portitxol liegen preislich derzeit über Santa Catalina", sagt Katja Streib von E&V. Die Nachfrage nach dem Küstenort sei stark. Das "charming" zieht offenbar und ermöglicht Kaufpreise von 10.000 Euro pro Quadratmeter.
Die langjährigen Anwohner sehen die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. "Die Gentrifizierung der Gegend ist wohl kaum aufzuhalten. Das Viertel ist auf dem Weg zum ,Santa Catalina mit Strand'", meint der deutsche Nachhaltigkeitsforscher Daniel Wahl, seit mehreren Jahren Anwohner des Viertels. Auch diejenigen, die vom Zuzug wohlhabender Kunden profitieren, wie die Besitzerin des Can Punta in El Molinar, Schauspielerin Sonja Kirchberger, hoffen auf Augenmaß bei der Renovierung der Fassaden. "Dass mit Renovierungsmaßnahmen der feuchte Schimmel wegkommt, ist wichtig, aber der wunderbare Charme und das Gefühl, als hätte die Welt El Molinar für kurze Zeit vergessen, macht es so zauberhaft", sagt Kirchberger. "Wir alle haben die Herausforderung, dem Alten treu zu bleiben und mit Respekt davor sollten wir erneuern und dürfen uns einbringen", fügt sie hinzu.
Daniel Wahl wünscht sich ebenfalls Augenmaß bei der Planung, "Das Gebiet von Portitxol, Molinar, bis nach Ciudad Jardín ist eine seltene Perle an der Mittelmeerküste. Wo gibt es denn schon noch vorwiegend zwei- bis dreistöckige Wohnhäuser in verkehrsberuhigter Strandlage in einem traditionellen Wohnviertel", sagt er. Er sieht kleine Häfen mit Charakter als Vorbild, wie das italienische Portofino.
In der Tat hängen die Meinungen zu den Veränderungen in Palmas In-Stadtteil stark vom Maße der Betroffenheit ab. Das zeigt sich auch am größten Zankapfel von El Molinar, dem Hafen des Club Náutico Marítimo Levante. Die geplante Erweiterung (siehe Interviews folgende Seite) von 120 auf 220 Anlegeplätze hat die Bürgerinitiative "Al Molinar Port Petit" auf den Plan gerufen, an der mehrere Umweltschutzgruppen und auch die Denkmalschützer von Arca beteiligt sind.
Eine Renovierung ist nötig, seit Langem ist das Hafengebäude baufällig. Mit den vom Klub vorangetriebenen Plänen für einen Ausbau fürchten die Anwohner, dass sich El Molinar in ein zweites Port Adriano verwandeln könnte.
Umweltforscher Wahl hat noch einen dritten Punkte ausgemacht, der in der momentanen Diskussion noch gar keine Rolle spielt. "Mit dem ganzen Trubel um den Hafen und die erste Strandlinie sollten die Nachbarn wachsam bleiben, was mit dem Agrarland zwischen Calle Llucmajor und der Autobahn passiert. Die neue Ausfahrt hat bei Anwohnern gemischte Gefühle ausgelöst, man kann nur hoffen, dass es nicht der erste Schritt in Richtung Urbanisierung des ,grünen Gürtels' der Stadt ist. Wohnsiedlungen wie in Sometimes dort zu bauen wäre eine ökologische Katastrophe und das Aus für den Barriocharakter El Molinars." Poetisch bringt es Schauspielerin Sonja Kirchberger auf den Punkt: "El Molinar wurde wachgeküsst, aber es sollte ein zärtlicher Kuss mit Respekt vor Gewesenem bleiben, denn es darf die Patina nicht verlieren."
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