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Vor den Stadtmauern von Palma, außerhalb des mittelalterlichen Stadttores Porta Pintada, sind am Morgen des 24. Februar 1875 erstmals völlig neuartige Geräusche zu hören: Unter lautem Zischen, Fauchen, Rattern und Pfeifen setzt sich eine Lokomotive in Bewegung. Sie trägt den Namen "Mallorca" und stößt Dampf und Rauch in den sonnigen Himmel. Dazu erschallen unzählige Jubelrufe und Freudenschreie, wie zeitgenössische Berichterstatter damals festgehalten haben. Das absolute Novum: Erstmals fährt ein Zug auf der neu geschaffenen Eisenbahnstrecke, die auf knapp 30 Kilometern Palma mit Inca im Inselinnern verbindet.

Es ist dem Verein der Eisenbahnfreunde von Mallorca (Aafib) zu verdanken, dass dieses historische Datum nicht unbeachtet vorüberzog. Seit Wochen hatten die Lokomotiv-Enthusiasten alle Hebel in Bewegung gesetzt und erreicht, dass zum Jubiläumstag am Bahnhof in Palma eine Gedenkplakette "140 Jahre Eisenbahn auf Mallorca" angebracht wurde. Hinzu kommt ein historisches Schienenpaar, das auf dem Vorplatz des Bahnhofs in den Boden eingelegt wird - exakt an jener Stelle, an der einst der erste Zug auf dem Originalgleis seine Fahrt aufnahm. Eisenbahn-Geschichte pur!

Und niemand kennt sich darin so gut aus wie der Vereinspräsident Miquel Àngel Riera. "Mallorca besaß in seinen besten Eisenbahn-Zeiten ein Streckennetz von 200 Kilometern. Das machte 0,069 Kilometer Gleis pro Quadratkilometer." Die Insel war damit in Sachen Stahlross deutlich besser ausgestattet als etwa die Industrieregion Katalonien (0,044) oder Spanien (0,033).

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Möglich wurde der Bau der Strecke Palma-Inca durch eine Machbarkeitsstudie des Ingenieurs Eusebio Estada (nach dem heute Straßen benannt sind). Er legte sie 1871 vor; auf ihrer Basis gründete sich ein Jahr später die Aktiengesellschaft "Sociedad del Ferrocarril de Mallorca" (SFM). Das Bauwerk wurde ohne staatliche Beteiligung und Subventionen einzig von mallorquinischen Privatinvestoren verwirklicht.

Die Trasse zwischen der Balearen-Hauptstadt Palma sowie den Schuhmanufakturen in Inca bildete das stählerne Rückgrat des industriellen Wegenetzes auf der Insel. Angetrieben wurden "Mallorca" - die Lokomotive stammte aus Manchester - sowie ihre nachfolgenden Kolleginnen mit mallorquinischer Braunkohle, die in den Minen entlang der Strecke, insbesondere bei Alaró, Binissalem und Lloseta abgebaut wurde. Damals ein rundes Pionierprojekt. Und noch heute verkehren die Züge auf der Strecke Palma-Inca, und weiter bis nach Manacor und Sa Pobla.

(aus MM 9/2015)