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Eigentlich kann man nicht schlechter essen. Dennoch strömen jedes Jahr (Hundert-) Tausende am Abend des 19. Januar (diesmal ein Sonntag) zum Stadtfest nach Palma, um dort eine große Grillsause zu veranstalten. Bei Live-Musik auf vielen Plätzen der Innenstadt wird bei der "Revetla" an offenen Feuerstellen gemeinsam gegrillt und gegessen.

Die Party auf der Straße dauert lange und wird anschließend in den Bars der Stadt fortgesetzt. Man hat ja am nächsten Tag frei! Denn am Montag ist in Palma Feiertag: Der 20. Januar ist der Patronatstag des Heiligen Sebastian - Schutzpatron der Stadt Palma. Dann ruhen in der Hauptstadt die Geschäfte, ansonsten ist auf der Insel ein ganz normaler Arbeitstag.

Am Abend des 19. Januar machen sich Menschen dennoch von der ganzen Insel auf in die City. Oft mit reichlich Gepäck. Denn die meisten bringen ihr Grillgut selbst mit, auch wenn man fertig abgepackte Fleischportionen in jedem Supermarkt oder Metzger und auch an Ständen in der Stadt selbst kaufen kann. Das wird dann auf die öffentlichen Grills geschmissen, die an jeder Ecke aufgebaut werden. Um dem großen Ansturm gerecht zu werden, wird erfahrungsgemäß ständig Holzkohle nachgelegt.

Meist viel zu schnell und viel zu viel. Weil einfach keine Zeit bleibt zu warten, bis die Grillkohle den richtigen Hitzegrad hat. So wird das Fleisch genau so, wie es nicht sein soll: innen roh und außen verbrannt. Der einzige Ausweg - eine professionelle Wendezange. Aber wer hat die schon in der Tasche?!

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Sant Sebastià bedeutet aber auch viel, sehr viel Livemusik. Ab 19 Uhr geht es auf Straßen und Plätzen los: von der Plaça d'Espanya über den Rathausplatz bis zur Plaça de la Lonja. Und es ist für jeden Geschmack etwas dabei: Schlager, Pop und Rock, Flamenco, Sevillanas, Rumba, Radio-Shows, traditioneller Volkstanz, Jazz und Soul, Disco und Techno.

Das früher große Feuerwerk zu Ehren des Heiligen, in früheren Jahren oft der Hit des Festes, fällt in diesem Jahr mal wieder aus. Palma muss sparen. Dafür gibt es einen Correfoc, einen Feuerlauf, und zwar bereits am Freitag, 17. Januar, ab 22 Uhr. Bis 24 Uhr legen insgesamt fünf "Pandillas" - insgesamt 100 Teufel und acht Trommlergruppen - die Strecke zwischen Costa de la Sant, La Rambla, Plaça Weyler, Carrer Unió bis zu Plaça Sant Carles zurück. Für die Musikbeschallung sorgt ein DJ.

Der Heilige Sebastian wird auch außerhalb Palmas verehrt: Als Patron der Schützenbruderschaften, als Nothelfer gegen die Pest. Seine Reliquie soll vor allem in Palma im Pestjahr 1559 wundertätige Werke vollbracht haben. Der Erzdiakon von Rhodos schickte ein Stück des Sebastian-Armes nach Palma. Das nutzte. Die Schwarze Seuche, die zuvor Tausende von Menschen das Leben gekostet hatte, konnte gestoppt werden.

So machten die Palmesaner Sant Sebastià zu ihrem Schutzheiligen. Das war im Jahr 1642. Umso erstaunlicher ist es, dass es bis vor 40 Jahren innerhalb des Stadtgebietes keine ihm geweihte Pfarrei gab. Die Reliquie aus Rhodos ist bis heute im Domschatz der Kathedrale zu besichtigen: Eingebettet in einem Silberarm in einer Vitrine.