Heinz Hoenig: Das war tatsächlich so. Ich habe mich zurückgezogen, wo ich nur konnte. Ich hatte zwar viel zu sagen, aber das war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Die Fragen zu Dingen, die nichts mit meiner Arbeit zu tun haben, hatten überhandgenommen. Und ein bisschen Privatleben braucht man ja auch noch.
MM: Auf dem Bildschirm sind Sie aber weiterhin präsent. Vor ein paar Wochen lief zum Beispiel der Zweiteiler „Russisch Roulette", in dem es um alte Seilschaften in Russland ging ...
Hoenig: Ja, das war mal wieder eine Geschichte mit Substanz. Ich habe auch viel Unterhaltung gemacht. Und ich mache das auch gerne - wenn es wirklich unterhaltsam ist. Die Intensität der Arbeit bei guter Unterhaltung ist ja nicht geringer als bei einem ernsten Thema. Wenn die Klappe fällt, musst du deinen Job machen.
MM: Wie sehen Sie denn die aktuelle Situation im deutschen Film?
Hoenig: Der deutsche Film geht ganz klar seinen Weg. Vielleicht merkt der Zuschauer es manchmal nicht, was ja auch damit zusammenhängen kann, wann man das TV-Gerät einschaltet. Der Film wandelt sich, aber der Drang, etwas zu erzählen, wird immer da sein. Man sehe doch mal die Länder, in denen Revolutionen stattfanden. Da gibt es viele Geschichten, die erzählt werden können. Denn im Idealfall sollte der Film ja auch ein Spiegel der Wirklichkeit sein.
MM: Wächst denn zurzeit auch ausreichend guter Nachwuchs bei Schauspielern, Drehbuchschreibern und Regisseuren heran?
Hoenig: Sicher gibt es arme Leute, die lieber in einer anderen Branche arbeiten sollten. Aber insgesamt mache ich mir um den Nachwuchs keine Sorgen.
MM: Sie haben es bereits angedeutet: Jeder entscheidet für sich selbst, was er im TV konsumieren will. Was schaut denn Heinz Hoenig im Fernsehen?
Hoenig: Natur- oder Tierfilme. Oder Live-Fußball. Aber natürlich auch gerne gute Spielfilme.
MM: Und so etwas wie das gerade wieder zu Ende gegangene Dschungelcamp?
Hoenig: Ich habe da einmal reingeguckt. Mehr nach unten geht nicht. Das macht krank. Die Steigerung beim nächsten Mal wäre vielleicht, dass das Camp in einem ehemaligen Kannibalendorf stattfindet, wo noch einer der Ureinwohner am Leben ist. Aber ich will gar nicht daran denken ... Was die alles fressen und saufen mussten! Ich benutze diese Worte bewusst. Wenn irgendwann auch mal ein Menschenfinger dabei wäre, mich tät's nicht wundern.
MM: Wurden Sie schon mal als Kandidat fürs Dschungelcamp angefragt?
Hoenig: Nee, das würde ich mir auch wirklich verbitten.
MM: Hat das ZDF bei Ihnen nachgefragt, ob Sie vielleicht die Nachfolge von Thomas Gottschalk übernehmen wollen?
Hoenig: Ebenfalls nein. Und dafür danke ich dem ZDF auch. Der Thomas hat das jahrzehntelang gemacht, es ist seine Wiese. Ich würde jedem raten, das nicht zu übernehmen. Das ZDF sollte sich ein neues Format einfallen lassen und jemanden reinholen, der genauso fest auf der Wiese steht wie Thomas bisher.
MM: Sie leben weiterhin auf Mallorca, wird das auch in Zukunft so bleiben?
Hoenig: Zwischendurch hatte ich schon mal das Gefühl, ich müsste wieder abhauen. Inzwischen sehe ich das aber wieder anders. Zurzeit fühle ich mich hier stierisch gut! Ich mag einfach die Farben, das Licht auf Mallorca. Wenn man weiß wie, dann kann man hier sogar gute Leute treffen. Deswegen plane ich auch neue Kindercamps auf der Insel.
MM: Heißt das „Heinz der Stier", Ihre Initiative für traumatisierte Kinder, wird wieder da aktiv, wo alles begann?
Hoenig: Nein, „Heinz der Stier" sitzt in Niedersachsen und ist dort und in anderen Regionen aktiv. Es wurde zum Beispiel von dem Team gerade ein Hörspiel mit dem Titel „Der Zauberkoch" entwickelt, das in die Schulen kommt. Das Besondere ist, dass die einzelnen Stimmen ausgetauscht werden können, die Kinder also im Unterricht Teile einsprechen können. Ein tolles, neues Format.
MM: Und Mallorca?
Hoenig: Ich möchte hier Camps für benachteiligte Kinder aus verschiedenen europäischen Ländern organisieren. Möglicherweise wird es, das ist zumindest meine Vision, ein festes Dorf in Polen geben, das nach meiner im Dezember verstorbenen Mutter „Hedis Land" heißen soll. Auf der Insel sehe ich eher einzelne Camps, in denen sich die Kinder kennenlernen. Ich kann nicht viel machen. Ich kann die Welt nicht verändern. Aber das, was die Kinder hier erfahren, geben sie vielleicht an andere weiter.
MM: Wann soll es denn mit den Camps losgehen?
Hoenig: Wir arbeiten daran. So etwas funktioniert nur mit Sponsoren. Aber das müssen wirkliche Gutmenschen sein, die Geld geben, ohne sich finanziellen Gewinn zu versprechen. Denn den wird es nicht geben.
MM: Sie sagen, diese Planung geschieht ohne Ihre Initiative „Heinz der Stier". Der Stier spielt aber weiterhin eine große Rolle in Ihrem Leben, oder?
Hoenig: Ja, sicher. Ich arbeite an meiner privaten Herde.
MM: Wie bitte? Können Sie das konkreter erläutern?
Hoenig: Für „Heinz der Stier" wurden nach meinen Entwürfen Stiere aus Kunstharz gefertigt, die von Kindern bemalt und dann versteigert worden sind. Ich habe damals einige Exemplare aufgekauft, die ich jetzt nach Mallorca hole und fertig mache. Ich male, schmiede auch wieder gerne. Das ist für mich Therapie, das bringt mich auf den Boden zurück. Mein Traum ist, dass ich meine Herde, so zwischen 30 und 40, irgendwo auf Mallorca auf einen Haufen sehen kann. Zum Verkauf stehen die Tiere im Moment nicht. Und sollte ich mich doch dazu entschließen die wegzugeben, fließt das Geld in die geplanten Camps.
MM: In allererster Linie ist Heinz Hoenig aber Schauspieler. Was planen Sie für den Rest des Jahres?
Hoenig: Ich drehe unter anderem im Mai und Juni einen Kinofilm namens „Banklady". Dann werde ich meine Altmeister besuchen in der Schauspielschule in Santa Fé, New Mexico, wo ich vor 35 Jahren gelernt habe. Außerdem habe ich ja auch noch Familie und muss mich um die Camps kümmern. Im September beginnen mit Peter Maffay und dem Rest des Ensembles die Proben für „Tabaluga und die Zeichen der Zeit", damit gehen wir auf Tournee. Bisher stehen meines Wissens fast 50 Termine fest. Über Langeweile brauche ich mich dieses Jahr nicht zu beklagen.
ZUR PERSON: HEINZ HOENIG
Der im Harz aufgewachsene Schauspieler feierte am 24. September vergangenen Jahres seinen 60. Geburtstag. Hoenig arbeitete als Schlosser und in verschiedenen anderen Branchen, absolvierte dann in den 70er Jahren eine Schauspielausbildung in den USA.
Wie viele andere Schauspieler, die später groß herauskamen, gehörte er zum Ensemble des Kultfilms „Das Boot" (1981) von Wolfgang Petersen. In den folgenden drei Jahrzehnten wirkte der Vater von zwei Kindern in unzähligen Kino- und TV-Produktionen als Charakterdarsteller mit, zum Beispiel in den Dieter-Wedel-Mehrteilern „Der große Bellheim", „Der König von St. Pauli" und „Der Schattenmann".
Mit seiner Initiative „Heinz der Stier" kümmert Hoenig sich um psychisch traumatisierte Kinder und Jugendliche. Mitte der 90er Jahre lernte der Schauspieler, unter anderem bei Dreharbeiten, Mallorca kennen. Vor mehr als zehn Jahren zogen er, Ehefrau Simone sowie die Kinder Paula und Lucas fest auf die Insel. Heinz Hoenig lebt mit seiner Familie in der Gemeinde Calvià.
1 Kommentar
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Hallo Herrn Heinz Hoenigmein Name ist Francesco Garibaldi, lebe in Deutschland seit 1971. Im Jahre 1997 bin ich nach Mallorca ausgewandert, habe dort auch 4 Jahre gelebt. Im Jahr 2001 bin ich nach D zurückgekehrt. Habe gerade gelesen das du dich engagierst für traumatisierte Kinder. das finde ich sehr schön das du sowas machst und ich hätte eine Idee; was hältst du davon ein Italienisches, Spanisches, Deutsches Fest zu machen, in der Arena von Palma de Mallorca? Die ganzen soll zu Gunsten für dein Projekt? Ich hoffe dir gefällt meine Idee. Danke im voraus mit Herzlichen Grüßen.