Mit diesen Klängen beginnt der Abend: was wäre besser geeignet, um Pariser Lebensfreude im 19.Jahrhundert wiederzugeben als die Ouvertüre zu Jacque Offenbachs opéra bouffe „La vie Parisienne“? Die wurde zur Pariser Weltausstellung 1867 beim Komponisten und seinen beiden Librettisten in Auftrag gegeben, war aber bereits im Vorjahr fertig und erlebte bei der Uraufführung einen Triumph de luxe. Spätestens mit dem rasanten Schluss dürfte das Publikum „in the mood“ sein.- Eine Stimmung ganz anderer Art kommt mit Igor Strawinkys Ballett „Le Sacre du Printemps“ auf. 47 Jahre nach Offenbachs Operette entstanden, löste die Uraufführung im prächtigen, neu erbauten Théâtre des Champs Élysées einen handfesten Skandal aus. Schon beim einleitenden Fagott-Solo begann das Publikum höhnisch zu lachen, und nach diesen wilden Takten brach eine regelrechte Schlägerei aus. Nur durch die stoische Gelassenheit des Dirigenten Pierre Monteux konnte die Aufführung überhaupt zu Ende gebracht werden. Der br-klassik-Podcast „Was heute geschah“ erzählt die Geschoichte jenes 29.Mai 1913 anschaulich. – Kein Skandal, aber auch ein Misserfolg war die Uraufführung von Ravels heute auf allen Konzertpodien der Welt gefeierten Bolero. Der Schreckensruf einer Dame – „Hilfe, ein Verrückter!“ – ist ebenso in die Geschichte eingegangen wie Ravels lakonische Antwort: „Die einzige, die mich verstanden hat!“ War ja auch unerhört, was der kleine Franzose dem Publikum da vorgesetzt hatte: ein zweitaktiker Rhythmus, 339 Takte lang wiederholt, und eine Melodie in Endlosschleife. Das Raffinierte daran ist das permanente Crescendo. In der grafischen Darstellung ähnelt es einer exponenziell ansteigenden Kurve. Auch die Orchestrierung steigert sich überaus fantasievoll. Etwa in der Mitte, mezzoforte ist erreicht, klingt sie so. Und dann gar der Schluss, der explodiert förmlich! Mehr zum Bolero erfahren Sie in dem wdr3-Podcast Meisterstücke. –
Keiner großen Erklärungen bedarf die „Pavane pour une infante défunte“, die Pavane für eine verstorbene Prinzessin“ von 1899. Ravel beschreibt das Stück als „eine Erinnerung an eine Pavane, die eine kleine Prinzessin in alter Zeit am spanischen Hof getanzt haben könnte“. Sie sei „keine Trauerklage für ein totes Kind, sondern eine Vorstellung von einer Pavane, wie sie vielleicht von so einer kleinen Prinzessin in einem Gemälde von Velázquez getanzt wurde. Der Anfang ist aus unzähligen Wunschkonzerten, in denen das Stück gespielt wurde, bekannt: eine pizzicato begleitete, ruhige Hornmelodie, die im weiteren Verlauf eine moderate Steigerung erlebt. – Kein Stück zeigt das Wesen des Impressionismus so deutlich, wie Debussys „Prélude à l’après-midi d’un faune“. Anders als noch in der Spätromantik, die etwas zeitgleich stattfand, werden Motive hier nicht entwickelt, si sind um ihrer selbst willen da und transportieren, zusammen mit einer ziemlich exotischen Harmonik und einer fantasievollen Instrumentierung Stimmungen und Eindrücke. Das Debussy-Prélude ist ein Hauptwerk des französischen Impressionismus, wenn nicht gar das allererste Stück in diesem neuen Stil. Die Eingangsmelodie ist der Flöte so sehr „auf den Leib geschrieben“, dass sie kaum mit einem anderen Instrument denkbar scheint. Andere Stimmen kommen hinzu, der Orchestersatz wird dichter. Michael Lohnse erzählt Ihnen gewohnt amüsant alles, was Sie über dieses kleine Meisterwerk wissen sollten. – Karten gibt’s auf der Webpage des Teatre Principal.
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Zu ergänzen wäre noch, dass dieses Konzert am Mittwoch davor als Schülerkonzert aufgeführt wird.