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Es gibt Konzerte, bei denen man vom ersten Takt an spürt, dass es ein großer Abend wird. So zauberten die Sinfoniker unter Joji Hattori gestern Abend bereits gleich mit den magischen vier Bläserakkorden zu Beginn der „Sommernachtstraum“-Ouvertüre, diesem Geniestreich des 17-jährigen Mendelssohn, das Publikum in die Feenwelt Shakespeares. In den folgenden knapp 12 Minuten setzte sich der Zauber fort: lichtdurchflutet und duftig fand die Musik Mendelssohns unmittelbar den Weg in die Herzen der Zuhörer. Vor dem Hauptwerk des Abends, Tschaikowskys fünfter Sinfonie, hatte der gerade mal 22 Jahre junge schwedische Ausnahmegeiger Daniel Lozakovich einen umjubelten Auftritt mit Mozarts drittem Violinkonzert KV216.

In der Zeit der Frühromantik erlebte Shakespeare (in der Übersetzung von Schlegel und Tieck) eine Renaissance auf Deutschlands Bühnen. Die Lektüre des „Sommernachtstraums“ inspirierte den jungen Mendelssohn 1826 zur Komposition der Ouvertüre, op.21, der er fast zwei Jahrzehnte später die komplette Schauspielmusik, inklusive des berühmten Hochzeitsmarschs, als sein Op61 folgen ließ. Die Ouvertüre leitete das gestrige Konzert ein. Dass der von vielen totgesagte Konzertablauf „Ouvertüre-Solokonzert-große Sinfonie“ immer noch Überraschungen bieten kann, demonstrierte danach Daniel Lozakovich mit dem Mozartkonzert. Lozakovich, der mit neun sein erstes Konzert gab und mit 15 einen Plattenvertrag bei der Deutschen Grammophon unterschrieb, ist einer der gefragtesten jungen Geigenstars der Gegenwart. (Näheres zu seiner Vita im Programmheft). Mozart schrieb sein letztes ihm sicher zugeschriebenes Violinkonzert 1775, bevor er sich ein Jahr später, mit KV238, endgültig dem Klavier als Soloinstrument zuwandte. Die Rolle der Holzbläser, die in den Klavierkonzerten zum tragenden Element wurde, zeichnet sich bereits im Violinkonzert KV216 ab. Hattori gestaltete diese Passagen mit leichter Hand, die Streicher ließ er weich und mit wohldosiertem Vibrato musizieren(und ohne die Kälte, die „historisch informierte“ Aufführungen meist kennzeichnen). Lozakovichs Spiel zeichnete sich durch jugendliche Frische und betörende Tonschönheit aus. Dafür gab’s euphorischen Applaus, den er mit zwei Zugaben belohnte.

Nach der Pause dann ganz großes Kino für die Ohren: Tschaikowskys Schicksalssinfonie, Nr.5 in e-moll, aus dem Jahr 1888. Hattori holte aus der prachtvoll instrumentierten Partitur alles an Farbigkeit (und Feuer) heraus, was möglich war. Über der warmen Grundierung der (tiefen) Streicher entfalteten die Holzbläser ihre Kantilenen und das Blech schmetternde Power. Durch zügige Tempi vermied er das Abgleiten ins Kitschige, eine Gefahr, die bei Tschaikowskys großen Sinfonien immer lauert und , erliegen Dirigent und Orchester ihr, der Aufführung dann ihre Sprengkraft raubt und die Musik zu einem Hollywood-Soundtrack degradiert. Unter Hattoris Leitung, äußerst dynamisch und übrigens ohne Taktstock, krachte das Schicksalsmotiv in die Idylle beispielsweise des zweiten Satzes. Im vierten Satz hielt er den Spannungsbogen bis zum finalen Showdown, vier martialischen Orchesterschägen, die, zumindest rhythmisch, an das Klopfmotiv am Beginn von Beethovens Fünfter denken ließen. – Auch der Dirigent (und einzelne Instrumentengruppen) wurde mit frenetischem Beifall bedacht.

Das Konzert wird heute Abend im Auditorium von Manacor wiederholt. Es gibt noch Karten. – Im nächsten Konzert, am 15.Februar im Auditorium, spielt die Geigerin Leia Zhu unter der Leitung von Pablo Mielgo das Violinkonzert von Dvorak, außerdem gibt’s Schuberts „Unvollendete“. Karten auf der Website des Auditoriums.