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So kann aus dem Versprechen Wirklichkeit werden

Die heutige Kolumne schreibe ich vom Krankenbett. Ich müsste mich in der vergangenen Woche einer Operation unterziehen, die zwar sehr gut verlaufen, aber doch von einigen Nebenwirkungen begleitet wurde. So hüte ich also noch das Bett und erhole mich. Sicher können Sie sich vorstellen, dass es etwas schwierig ist, unter solchen Bedingungen klare Gedanken zu fassen und etwas zu schreiben, das sowohl unterhaltsam ist als auch Ratgebercharakter hat. So wird es heute vielleicht eher etwas sentimental. Ich berichte über meine vergangenen Tage, und auch, wenn mir klar ist, dass der Titel eher einen Bezug hat zu Ehe-Gelöbnissen, hat er doch auch in meiner Geschichte große Bedeutung.

Vor zwei Monaten habe ich einen wunderbaren Mann kennengelernt, der nicht nur denselben Beruf ausübt wie ich, sondern auch meine Werte teilt und über die entscheidenden Dinge im Leben dasselbe denkt. Wir sind seitdem weitestgehend unzertrennlich, obwohl wir es beide sehr schätzen, unsere Freiräume zu haben. Jeder von uns braucht Zeit für eigene Unternehmungen und Freunde. Wir lernen uns immer besser kennen und die Zuneigung wächst mit jedem Tag. Wir verspüren beide ein großes Gefühl von Sicherheit und fühlen uns richtig und wohl, angenommen und gesehen mit unseren Bedürfnissen, aber auch Sorgen und Ängsten. Ich erzähle Ihnen das, weil ich glaube, dass es ein sehr großes Geschenk ist, einen Menschen zu finden, über den man so etwas sagen kann. Vor allem erzähle ich Ihnen auch davon, weil ich noch vor gar nicht allzu langer Zeit der Meinung war, dass es auf dieser Insel nahezu unmöglich ist, den "Richtigen" zu finden.

Natürlich ist die Bezeichnung "der Richtige" sehr subjektiv. Beschränken wir es vielleicht einmal darauf, jemanden zu beschreiben, der auch eine monogame Langzeitbeziehung möchte, der sich einlassen will, der echte Nähe und Liebe geben und zulassen möchte. Die ganzen wunderbaren Eigenschaften dieses Mannes zu beschreiben wäre erstens zu privat und würde zweitens den Rahmen absolut sprengen. Belassen wir es also dabei.

Zu Beginn einer Beziehung ist es ganz normal, dass man sich von seiner besten Seite zeigt, witzig und intelligent wirken möchte, dabei anziehend und sexy erscheint. All das kann ich (mehr oder weniger) von mir seit ein paar Wochen, seit nämlich der Termin für meine Operation feststand, nicht behaupten. Ich war verunsichert, habe häufig dumme Fragen gestellt über Risiken und Gefahren, die im Grunde abgesehen vom Arzt niemand beantworten konnte. Ich hatte Angst vor der Narkose, vor den Folgeerscheinungen. Je näher der Tag rückte, umso nervöser wurde ich. Als dann am vergangenen Sonntag mein Partner mitteilte, er werde selbstverständlich mit mir ins Krankenhaus gehen und bleiben, war ich kurz etwas fassungslos. Abgesehen davon, dass ich die Möglichkeit sehr gut finde, dass Patienten von Familienangehörigen im Krankenhaus gepflegt werden und sogar mit im Zimmer übernachten können, war ich es bisher gewohnt, mich in Zeiten von Schwäche und Krankheit zurückzuziehen und auf "einsame Wölfin" zu machen.

Der Gedanke, hilflos, ungekämmt und fern der Heimat versorgt zu werden, von einem Mann, von dem ich mir doch wünschte, dass er mich anziehend findet, kam mir etwas beängstigend vor. Andererseits fiel mir eine große Last von den Schultern bei der Vorstellung, nicht alleine zu sein. Mit ihm an meiner Seite konnte nichts mehr schiefgehen. Im Krankenhaus lief dann alles wie am Schnürchen. Nach dem Eingriff kam ich aufs Zimmer und wurde gleich liebevoll in Empfang genommen und bestens versorgt. Bis auf bestimmte Kleinigkeiten, die man im Bad verrichtet, und für die ich dann doch lieber die Hilfe der Schwester in Anspruch genommen habe, hat er sich großartig um mich gekümmert. Und nicht nur das. Auch nach der Entlassung hat er das gesamte Wochenende über mein Wohl gewacht, hat mich bekocht, versorgt und zum Lachen gebracht, denn die Folgeerscheinungen waren, wie schon erwähnt, doch etwas heftiger als erwartet. Und während dieser ganzen Zeit hatte ich nie das Gefühl, dass er mich wie eine Patientin ansieht, sondern ich sah in die Augen eines Mannes, der echte Gefühle für mich hat. Was für ein großes Glück! Für mich hat der Satz "in guten wie in schlechten Zeiten" damit bereits jetzt eine große Bedeutung erlangt und ich freue mich sehr darauf, auch die guten Zeiten gemeinsam zu genießen.

Wie kann man sich aber diese liebevolle Haltung bewahren, wenn die Beziehung nicht mehr nur aus rosaroten Tagen und großer Verliebtheit besteht? Dazu hier ein paar goldene Tipps:

  1. Hören Sie nie auf, Ihren Partner zu umwerben! Nur weil Sie viele Jahre der Beziehung hinter sich haben, heißt das nicht, dass Sie sich gegenseitig nicht immer mal wieder zeigen sollten, wie glücklich Sie über die Partnerschaft sind.
  2. Versuchen Sie nicht, den anderen zu verändern! Eine der wichtigsten und Bindung erhaltenden Erfahrungen ist es, sich angenommen zu fühlen, und richtig, so wie man ist. Schließlich haben Sie sich in genau diesen Menschen verliebt.
  3. Wachsen Sie zusammen und miteinander! Seien Sie Partner, die sich absolut aufeinander verlassen können. Wie zwei Seiltänzer, die sich blind vertrauen. Lassen Sie sich aufeinander ein, denn wenn Ihr Partner Ihr Vertrauen spürt, wird er Ihnen das gleiche auch entgegenbringen.
  4. Nicht alles persönlich nehmen! Jeder hat mal einen schlechten Tag, Sorgen auf der Arbeit oder mit Freunden oder Familie. Das ist kein Grund, einen Streit vom Zaun zu brechen! Wenn der Partner nicht darüber reden möchte oder Aufheiterungen nichts bringen, sollten Sie ihm erst einmal Zeit für sich selbst geben. So wie Sie Zeit brauchen, um wieder zu sich zu finden, braucht auch Ihr Partner manchmal eine Auszeit für sich – und wenn dann alles wieder im Einklang ist, ist auch die Zeit mit dem Partner umso schöner.
  5. Und bloß das Lachen nicht vergessen! Vor allem sollten Sie den Spaß in der Beziehung am Leben erhalten – lachen Sie, was das Zeug hält, unternehmen Sie Dinge, die Ihnen Spaß machen und erschaffen Sie glückliche Erinnerungen, die Sie zusammenschweißen!

Das alles und Ihre Liebe zueinander wird die Grundlage sein, auch die schwierigeren Zeiten gemeinsam zu überstehen. In diesem Sinne.