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Gleich vier musikalische Gattungen sind im zweiten Bellverkonzert am Donnerstag (06.07.) vertreten: ein Klavierkonzertsatz, ein großes romantisches Violinkonzert, eine Opernouvertüre und ein Lehrstück. Und wieder sind zwei junge Künstler eingeladen, ihr Talent vor großem Publikum unter Beweis zu stellen: der 14-jährige Liam de Paor aus Palma am Flügel und die 19-jährige Carme Alzina aus Capdepera an der Geige. Die Leitung hat Chefdirigent Pablo Mielgo.

Der pianistische Wunderknabe eröffnet den Abend mit dem 1.Satz des Klavierkonzerts von Edvard Grieg. Man kann es als skandinavisches Pendant zum Schumann-Klavierkonzert hören: beide stehen in a-Moll, beide haben die gleiche auftrumpfende Geste am Anfang, sogar das lyrische Hauptthema, das auch bei Grieg unmittelbar auf das virtuose Ausrufezeichen der ersten Takte folgt, hat eine starke Ähnlichkeit mit dem Schumann’schen. Diese fast epigonalen Anwandlungen haben es ihm anfangs schwer gemacht, sich im Konzertsaal durchzusetzen. Zumal dann auch noch Komponistenkollege Hugo Wolf spottete, es sei gerade gut genug, „Brillenschlangen in Träume zu lullen oder rhythmische Gefühle in abgerichteten Bären zu erwecken … für den Konzertsaal tauge es nicht.“ Heute ist es, den unseriösen Sottisen des alten Stänkerers – er ließ auch an Brahms kein gutes Haar – zum Trotz fester Bestandteil des internationalen Repertoires. Wie Liam de Paor es spielt, können Sie hier erleben. Und natürlich live am kommenden Donnerstag!

„Die Deutschen haben vier Violinkonzerte: das von Beethoven, von Brahms, von Bruch und von Mendelssohn“ schrieb der große Geiger Joseph Joachim, Brahmsfreund und Uraufführungssolist des 1.Konzerts von Bruch 1906. Dieses 1.Violinkonzert des Komponisten und Dirigenten Max Bruch gilt als das Violinkonzert des Meisters schlechthin, obwohl er noch zwei weitere geschrieben hat. Diese Fixierung auf seinen konzertanten Erstling hat seinen Schöpfer so geärgert, dass er an seinen Verleger schrieb: „Nichts gleicht der Trägheit, Dummheit, Dumpfheit vieler deutscher Geiger. Alle vierzehn Tage kommt einer und will mir das erste Konzert vorspielen; ich bin schon grob geworden und habe zu ihnen gesagt: ‚Ich kann dieses Conzert nicht mehr hören – habe ich vielleicht nur dieses eine Concert geschrieben? Gehen Sie hin und spielen Sie endlich einmal die anderen Concerte, die ebenso, wenn nicht besser sind!‘“ – Das hat nichts daran geändert, dass es bis heute als Violinkonzert von Weltrang angesehen wird und weiterhin als eines der wenigen seiner Werke regelmäßig aufgeführt wird. – Es hat drei Sätze: 1)Introduktion, Allegro moderato, 2)Adagio und 3)Finale, Allegro energico. Dem Solisten, oder, wie am Donnerstag, der Solistin bietet es die Möglichkeit der virtuosen Selbstentfaltung, das Publikum schätzt seinen Melodienreichtum.

Nach der Pause heizen die Sinfoniker die Stimmung mit Rossinis Ouvertüre zum „Barbier von Sevilla“ auf. Rossini wurde von Anfang an vom Publikum vergöttert. Manche Kollegen standen ihm allerdings eher skeptisch gegenüber. Berlioz beanstandete die „brutale Verwendung“ der großen Trommel“ Er, der in Sachen Knalleffekte auch nicht gerade zimperlich war, so wenig, dass Mendelssohn seine Instrumentation so dreckig fand, dass er sich am liebsten die Hände gewaschen hätte, nachdem er in seinen Partituren geblättert hatte! – Anderen missfielen die vielen Wiederholungen und die Verwendung mancher Passagen in gleich mehreren Werken. In der Tat war Rossini ein Meister des Recyclings. Aber selbst der große Johann Sebastian Bach hatte nichts Ehrenrühriges daran gefunden, bisweilen neuen Wein in alte Schläuche zu gießen (Stichwort Weihnachtsoratorium)! Bis heute ist die Kritik an dem viel- und schnellschreibenden Italiener nicht verstummt. Der amerikanische Musikkritiker und Schriftsteller Michael Walsh geht sogar so weit, die Musicals eines Andrew Lloyd Webber der „Rossini-Leier“ vorzuziehen! Ich schlage Ihnen schlicht vor, derartiges Geschwätz zu ignorieren und die Musik als das zu genießen, was sie ist: brillante Unterhaltung. Mehr zu Rossinis Leben und Arbeitsweise können Sie in diesem Text erfahren; er stammt noch aus meiner Zeit als Musiklehrer.

Orchestrale Brillanz gibt es noch einmal im letzten Werk des Abends zu erleben: in Benjamin Brittens Lehrstück The Young Person’s Guide to the Orchestra“. Britten schrieb es 1945 für einen pädagogischen Dokumentarfilm. Es gehört zu seinen bekanntesten Werken und wird neben Prokofjews „Peter und der Wolf“ und Saint Saëns‘ „Karneval der Tiere“ in der musikalischen Kindererziehung eingesetzt. Es besteht aus einem Thema (von Henry Purcell entlehnt), Variationen, die auf den Charakter der einzelnen Instrumente und Instrumentengruppen zugeschnitten sind, und einer abschließenden Fuge. . Am Donnerstag wird es von einem Erzähler (Pere Estelrich) kommentiert. Eine reine Konzertfassung können Sie sich hier ansehen und anhören.