Unsuk Chins Orchesterkomposition „Subito con forza“ entstand als Würdigung Beethovens in dessen Jubiläumsjahr 2020 und enthält Anspielungen auf bekannte Werke des Bonner Meisters. Gleich der Anfang erinnert stark an die Coriolan-Ouvertüre, bevor es dann – in einer farbigen, postseriellen Tonsprache weitergeht.
Karol Szymanowski (1882-1937) gilt als der große Erneuerer des polnischen national-musikalischen Idioms, das Ende des 19.Jahrhunderts zur Schablone verkommen war. Er schrieb Aufsätze, deren unverblümte Kritik sogar vor Chopin nicht haltmachte („engstirniger Salon-Folklorismus“). Entsprechend radikal waren seine innovativen musikalischen Mittel: weitgehende Abkehr von traditionellen tonalen Bezügen und von jeder Art spätromantischer Atmosphärenmusik. Vom jungen Strawinsky beeinflusst, gab er selbst dann Bela Bartók wichtige Impulse. Wie er griff Szymanowski auf die Folklore seines Landes zurück und verpackte diese Einflüsse in eine farbige, kontrastreiche Instrumentierung. Das Orchester in seinem 1.Violinkonzert ist mit drei Klarinetten, Bassklarinette, drei Fagotten, Kontrafagott, vier Hörnern, drei Trompeten, drei Posaunen, Tuba und einer Menge Schlaginsztumenten neben dem üblichen Streicherapparat üppig besetzt. Der Violinpart ist virtuos gehalten, enthält aber auch lyrische Passagen. Man darf auf Fullanas Interpretation gespannt sein. In welcher Liga der mittlerweile spielt, können Sie in einem Konzertmitschnitt des Brahms-Violinkonzerts unter Gustavo Dudamel (2021) sehen und hören.
Nach der Pause gehört die Bühne dann ganz dem Orchester und seinem 1982 in Hong-Kong geborenen Gastdirigenten, Perry So. So studierte an der Yale University vergleichende Literaturwissenschaften und begann dort auch sein Dirigierstudium. 2008 erhielt er den ersten und den Sonderpreis beim fünften Prokoffiev-Dirigierwettbewerb in Sankt Petersburg. Im weiteren Verlauf seiner Karriere waren Gustavo Dudamel, John Adams, Lorin Maazel und Herbert Blomstedt seine Mentoren. Er dirigiert weltweit bedeutende Orchester. Für sein Debüt beim OSIB hat er die Suite „Chout“ von Sergeij Prokoffiev im Gepäck. Diese Suite enthält in ca. 40 Minuten fast die die komplette Musik des Balletts, das in voller Länge etwa eine Stunde dauert. Darin geht es um einen „Possenreißer, der sieben andere Possenreißer überlistet“. Die Musik ist natürlich, wie jede gute Ballettmusik, auch ohne die Handlung lebensfähig. (Auch Programmusik, wenn sie von einem Meister stammt, beschränkt sich ja nicht aufs Illustrative, sondern gehorcht eigenen, musikalischen Gesetzen, die sie auch als absolute Musik erleben lassen.) - Das Ballett entstand 1915 für Diaghilev, der zunächst mit der Musik nicht zufrieden war, dann aber doch einer weiteren Zusammenarbeit zustimmte. Die Uraufführung fand erst sechs Jahre später in Paris unter Leitung des Komponisten statt und wurde vom Publikum beifällig aufgenommen. In ihrer Farbigkeit wird die Musik auch das Publikum in Palma begeistern. Karten gibt’s hier.
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