Stellen Sie sich vor, Sie wären das Christkind, und würden am 24. Dezember 2022 auf die Welt kommen. Irgendwo zwischen Paseo Borne und La Rambla in Palma, so schlappe zwei Stunden nach Sonnenuntergang. Was würden Sie als Erstes machen? Klar. Ganz schnell die Sonnenbrille hervorkramen, um wegen des grellen Lichterspuks rundherum nicht gleich zu erblinden. Denn was vor über 2000 Jahren die schummrige Öllampe in der Krippe von Betlehem war, das sind in Mallorcas Hauptstadt heute
Zigtausende von überall herabbaumelnden LED-Leuchten, hunderte Kilometer lange Lichtgirlanden sowie meterhohe, begehbare Lichter-Kugeln und strahlende Leucht-Pyramiden.
Keine Frage. Palmas traditionelle Christmas-Wonder-Lichtshow (S. 18) wird auch in diesem Jahr der Grund dafür sein, dass viele Menschen von fern und nah während der Adventszeit die Hauptstadt nach Sonnenuntergang besuchen, um sich ein kleines oder großes Stück weit an diesem glitzernden Spektakel zu berauschen. Andererseits fragen sich nicht wenige, ob diese festliche Lichtorgie wirklich Not tut, angesichts der Tatsache, dass Palmas Stadtverwaltung dafür immerhin 1,6 Millionen Euro berappt. Und das auch noch in einem Jahr, in dem eine Kilowattstunde Strom vielen Haushalten so teuer und wertvoll scheint wie eine Literflasche Wasser in der Wüste Gobi. Also besser: Lichtlein zu Weihnachten aus?
Schwere Frage! Gerade in diesen vermeintlich finster scheinenden Zeiten, dürfte eine glitzernde Weihnachtsbeleuchtung für viele Menschen auch ein Zeichen der Hoffnung sein. Dass insbesondere öffentliche Verwaltungen dabei mit gutem Beispiel vorangehen sollten, um so effizient wie nur irgendwie möglich mit stromfressendem Lichterglanz umzugehen, wäre aber ebenfalls wünschenswert. Motto: Festzeitglanz, ja! Aber bitte dosiert. Mit neuen spektakulären Lichtattraktionen zu protzen wie Palmas Stadtverwaltung, gehört sicherlich nicht dazu.
Dem Christkind wäre die Diskussion über das Für und Wider von Palmas Weihnachtsbeleuchtung wahrscheinlich egal. Stattdessen würde es beim Anblick der Festbeleuchtung zu seinen Ehren nur eines sagen: „Wow!” – so sind Kinder eben.
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