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Musik aus Disney-Filmen hat gerade Konjunktur. Lang Langs neues Album „Disney Book“enthält 28 Titel aus diversen Streifen, für Klavier solo oder mit Orchester oder Gesang. Aus dem jüngsten Familienkonzert der Balearensinfoniker (27.10. im Trui Teatre) hat Pablo Mielgo eine Hommage an den genialen Schöpfer so wunderschöner Movies wie „Die Schöne und das Biest“, „Frozen“ oder „Der größte Showman“ gemacht. Auch ein Song aus „Pocahontas“ war dabei. Das hat sich Lang Lang nicht getraut.

Umso besser, dass sich Mielgo nicht um das Cancel-Culture-Geschrei geschert hat, das um „Pocahontas“ gerade tobt (und vermutlich aus der gleichen Ecke kommt, aus der sich die Proteste über Karl Mays Winnetou ergießen). Kleiner Tipp für den nächsten Filmmusikabend: Martin Böttcher hat wunderschöne Musik zu verschiedenen Karl May-Verfilmungen geschrieben. Aber das nur am Rande.

Für das Familienkonzert heute Abend hatte man neben den beiden Sängerinnen Christina Llorente und Judith Torella den Schauspieler Nigel Carter als Moderator engagiert. Der führte kindgerecht in das Programm ein und verpackte auch ein wenig Musikdidaktik in seine Conference: er stellte die einzelnen Instrumentengruppen des Orchesters vor, ähnlich, wie man das von Peter und der Wolf kennt, oder von Benjamin Brittens Young Person’s Guide to the Orchestra. Die jeweiligen Instrumentalisten – bei den Streichern die Stimmführer – demonstrierten „ihren“ spezifischen Klang mit kurzen Sequenzen aus dem Genre des Abends. Die Hörner spielten das Schicksalsthema aus dem Beginn von Tschaikowskys 4.Sinfonie an; aber auch das passte: würde Tschaikowsky heute leben, wäre er wahrscheinlich Filmkomponist! Auch die italienischen Tonsilben von do bis ti wurden im zweiten Teil launig erörtert. Leider – mal wieder – auf Katalan, aber darüber kann man bei einem Konzert, das sich vor allem an mallorquinische Schulkinder richtete, hinwegsehen.

Filmmusik und Musical sind die Klassik unserer Tage. Sie sind für ein Publikum geschrieben und gerade so populär gehalten wie nötig, ohne sich anzubiedern. Das hebt sie angenehm von so manchen avantgardistischen Experimenten ab, die zum Teil reiner Selbstzweck sind und an den Bedürfnissen des Publikums vorbei gehen. Sie unterhalten, im besten Sinne und auf hohem kompositorischem Niveau. (Wie weiland Mozarts „Zauberflöte“, die ja im Grunde eine Art „Musical des 18.Jahrhunderts“ ist.) Und damit sind sie bestens geeignet, Kinder und Jugendliche, die ja das Konzertpublikum von morgen sind, an klassische Musik heranzuführen. Für Mielgo ist das seit jeher ein Anliegen, und so war er auch heute Abend wieder ein engagierter Vermittler musikalischer Kultur.

Projizierte Szenenfotos aus den jeweiligen Filmen und anderes Bildmaterial veranschaulichten das musikalische Geschehen und manchmal auch den literarischen Hintergrund der Film-Plots. Viele dürften auf diese Weise zum ersten Mal erfahren haben, dass Cinderella auf ein Märchen der (deutschen) Brüder Grimm zurückgeht. Man kann solche kleine pädagogische Schlenker gar nicht hoch genug einschätzen.

Die Musikerinnen und Musiker des OSIB setzten die raffinierten Partituren – Filmkomponisten sind meist glänzende Arrangeure - auf gewohntem Niveau und mit sichtlicher Spielfreude um. Standing ovations waren der Lohn nach einer musikalischen Reise, die wie im Fluge verging.