Wer schon einmal an einem heißen Hochsommertag auf Palmas Shoppingmeile Jaime III. am Corte Inglés vorbeigelaufen ist, wird sie bestimmt gespürt haben – die eisige Kälte, die einem ins Gesicht schlägt, wenn die Kaufhaustüren einen kurzen Moment lang aufgehen.
Kein Einzelfall. Auf Mallorca hatte man bisher sehr oft den Eindruck, dass auf arktische Temperaturen heruntergekühlte Geschäfte möglicherweise einen entscheidenden Kaufanreiz darstellen. Sei es, wie es ist. Seit Mittwoch unterliegt die Einstellung von Klima- und Heizungsanlagen in öffentlichen und gewerblichen Räumlichkeiten spanienweit gesetzlich vorgeschriebenen Mindest- beziehungsweise Höchstwerten ( S. 6 u. 7 ). Um noch mehr Strom zu sparen, haben Lokalbesitzer außerdem dafür zu sorgen, den durch das Eintreten oder Verlassen der Kundschaft entstehenden Temperatur-Knick in den Innenräumlichkeiten in Grenzen zu halten.
Diese per Eildekret verabschiedete Temperaturverordnung in Spanien ist Teil eines Maßnahmenpaketes, mit dem die Regierung in Madrid ihren Teil zum Abdämpfen der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise in ganz Europa beitragen will. Doch wie jede gesetzliche Anordnung stieß auch diese in Windeseile auf Häme und Kritik. Neben den Oppositionsparteien, die das gesetzliche Temperaturlimit als kindisch, unnötig und unüberlegt beschimpften, beurteilten Geschäftsleute und Unternehmensverbände die Anordnung als gar nicht, kaum oder zumindest sehr schwer umsetzbar.
Dass die Einsparung von Ressourcen jeglicher Art, ebenso wie die Schaffung und Nutzung von erneuerbaren Energiequellen, seit Jahrzehnten zu den größten Aufgaben und Herausforderungen der zivilisierten Menschheit zählt, scheint man bei der Diskussion irgendwie vergessen zu haben. Die Energiesparverordnung sollte immer gelten, egal ob gerade Krieg oder Krise herrscht. Und das auch nicht nur für den öffentlichen oder gewerblichen Raum, sondern für jeden privaten Haushalt. Der Spruch „Der Letzte macht das Licht aus” ist längst überholt. Der Erste macht es an, und dann auch wieder aus. Unserer Umwelt, unserem Planeten und unseren Nachkommen zuliebe.
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