Am Dienstag ist das Sinfonieorchester der Balearen im Trui Teatre in Palma de Mallorca mit einer großartigen Operngala in die Sommersaison gestartet.

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Am Dienstag ist das Sinfonieorchester der Balearen im Trui Teatre in Palma de Mallorca mit einer großartigen Operngala in die Sommersaison gestartet. Junge Sängerinnen und Sänger, allesamt von den Salzburger Festspielen, begeisterten unter Leitung von Pablo Mielgo ein hingerissenes Publikum.

Wollte man das auskomponierte und dem Finale vorweggenommene "CO-SI-FAN-TUUU-TTE" (So machen’s alle) in der gleichnamigen Ouvertüre, die als einziges reines Instrumentalstück am Anfang stand, als Motto für den Abend begreifen, wurde man sehr schnell eines Besseren belehrt. Nein, so machen’s keineswegs alle Sängerinnen und Sänger, die sich für einen Abend zu einer Operngala ins Rampenlicht einer Konzertbühne stellen: so allürenfrei natürlich, mit so viel ungekünsteltem Charme und einer derart ansteckenden Spielfreude. Sechs junge Nachwuchskünstler wuchsen für einen Abend zu einem Ensemble zusammen, obwohl die dargebotenen Stücke aus 10 (!) verschiedenen Opern stammten, und wurden sozusagen zu einer "Familie", die nur eines wollte: unter Einsatz ihrer (beachtlichen) stimmlichen Fähigkeiten das Publikum begeistern.

Der erste Teil vor der Pause war ausschließlich Arien, Terzetten und Duetten aus den drei Da Ponte-Opern "Cosí fan tutte", "Don Giovanni" und "Le nozze di Figaro" vorbehalten. Was sich da auf der Bühne abspielte, war Mozartglück pur. Nach der Ouvertüre präsentierten sich die drei Männer des Ensembles mit dem Terzett "Una bella serenata" aus der "Cosí". Hier fiel besonders der Bassbariton Gabriel Rollinson als Don Alfonso ins Ohr – und ins Auge. Vielleicht fehlte ihm noch ein wenig der Zynismus, den’s bei dieser Rolle braucht, aber das fällt bei einer konzertanten Darbietung weniger ins Gewicht. Hier ging’s um die Stimme, und die war in ihrer mühelosen Leichtigkeit und Schönheit den ganzen Abend über präsent.

Sehr überzeugend war dann auch die bezaubernde Sopranistin Serafina Starke als spitzbübische Despina und später als kecke Susanna im Duett mit dem Grafen Almaviva "Crudel! Perchè finora", in dessen Rolle wieder Gabriel Rollinson schlüpfte. Die beiden standen sowieso in der Gunst des Publikums ganz vorne, Starke zauberte hin und wieder sogar ein Lächeln in die Gesichter der Instrumentalisten. Ihren Namen wird man noch häufig hören.

Auch das dramatische Fach kam mit der Arie der Donna Anna aus dem "Don Giovanni" ("Or sai, chi l’onore") ins Spiel. Adriana Ferfecka verlieh der Partie den fast tragödienhaften Ambitus. – Mit dem Wunschkonzerthit "La ci darem la mano", halb szenisch rund um das Dirigentenpult dargeboten, wurde das Publikum in die Pause entlassen.

Es ist hier nicht Platz genug, um auf alles einzugehen, was im zweiten Teil das Publikum begeisterte, obwohl natürlich jede Nummer – ob aus "Don Pasquale", "Gianni Schicchi" (großartig daraus "O mio babbino caro" mit Nicole Chirka), "Carmen", "Rigoletto" oder "L’elisir d’amore" – eine besondere Würdigung verdiente. Als Höhepunkt hatte man sich "Una furtiva lagrima" und – längstes Stück des Abends – das Duett zwischen Nemorino und Adina "Caro elisir! Sei mio! Lallaralallara!" aufgehoben. Hier schlug dann die Stunde des fabelhaften Tenors Mingije Lei, seit 2019 Ensemblemitglied der Stuttgarter Staatsoper und wie alle anderen diesen Sommer bei den Salzburger Festspielen präsent. Was er stimmlich und darstellerisch auf die Bühne brachte, war großartig!

Neben all dem vokalen Glanz muss natürlich auch das Orchester hervorgehoben werden. Unter Mielgos Leitung "trug" es die jungen Stimmen zuverlässig, klangschön, dynamisch und transparent. Was da sorgfältig und bis ins Detail geprobt worden war, hätte das Ohr des Publikums aus keinem Orchestergraben der Welt in dieser Präsenz erreicht. Das ist eben auch einer der Vorteile solcher konzertanten Galas: Sänger und Orchester agieren auf gleicher Höhe, der Part des letzteren dringt in allen Details durch.

Mielgo, dem die Förderung junger Talente ein besonderes Anliegen ist, wirkte beim Schlussapplaus wie ein glücklicher Vater, dem der Nachbar eben gesagt hat, was für tolle Kinder er hat.

Als Zugabe gab’s – von allen Beteiligten gesungen – "Around the World". Und das wünscht man den jungen Sängerinnen und Sängern auch: einen Siegeszug über die Opernbühnen – arround the world!

Bereits heute geht der "Sinfonische Sommer" weiter: im Auditorium erwarten wir die Sopranistin Pretty Yende und den Tenor Xabier Anduaga mit Arien und Duetten von Donizetti, Offenbach, Rossini und anderen. Am Dirigentenpult wird wieder Pablo Mielgo stehen. Es gibt noch Karten.